Oper und Schauspiel in Frankfurt schließen wegen Corona

Wegen des Coronavirus sagen auch Mousonturm und Alte Oper in Frankfurt bis 10. April alle Veranstaltungen ab.
Das Coronavirus legt das kulturelle Leben in Frankfurt nach und nach lahm. Wie Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) am Donnerstagabend im Kulturausschuss berichtete, werden von heute an alle Veranstaltungen in Oper und Schauspiel Frankfurt sowie in der Alten Oper und im Mousonturm abgesagt. „Es ist wahrlich ein Freitag, der 13.“, sagte Hartwig. Sie habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Eine entsprechende Anordnung sei an die Häuser ergangen.
Der hessische Minister für Soziales und Integration, Kai Klose (Grüne), hatte am Donnerstag einen Erlass herausgegeben, laut dem alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis Freitag, 10. April, untersagt sind.
Sie habe die Kulturinstitutionen angewiesen, den Erlass „unverzüglich umzusetzen“, sagte Hartwig. Oper und Schauspiel, Alte Oper und Mousonturm blieben bis 10. April geschlossen.
Besucherinnen und Besucher sollen den Ticketpreis erstattet oder eine Ersatzkarte für einen späteren Zeitpunkt angeboten bekommen. „Die Rückgabe werden wir kulant behandeln.“ Wie das Schauspiel Frankfurt am Abend mitteilte, gelte die Absage auch für alle Führungen, Lesungen und das Begleitprogramm.
Die Betreiber der Freien Theater in Frankfurt – wie Landungsbrücken, Freies Theater-Ensemble, Gallustheater, Dramatische Bühnen – müssen noch entscheiden, inwiefern sie den Spielbetrieb fortführen. Die Schließung könnte darüber hinaus weitere Kulturinstitutionen in der Stadt betreffen. In Berlin ist von heute an der Spielbetrieb in allen Theater, Opern und Konzerthäusern eingestellt. Dieselbe Situation herrscht in nordrhein-westfälischen Theatern und Museen wie in Düsseldorf, Köln und Bochum.
Für Frankfurt steht eine Schließung der Museen, Bibliotheken und Galerien bislang noch aus. Über das weitere Vorgehen etwa mit Blick auf die städtischen Museen wolle das Kulturdezernat in den nächsten Tagen informieren, sagte Hartwig. Die Lagebewertung ändere sich momentan „beinahe stündlich“, sagte sie.
Wegen eines Falles mit „Grippesymptomen“ sei das Caricatura-Museum Frankfurt am Donnerstag bis auf weiteres geschlossen worden, führte sie aus. Ein Mitarbeiter einer externen Firma, der an der Kasse saß, habe Symptome gezeigt und werde jetzt untersucht. Für die betroffenen Kulturinstitutionen regte Hartwig einen „Notfalltopf“ an. Die Häuser dürften in dieser schwierigen Situation nicht alleinegelassen werden. Die Linke im Römer stellte einen Etatantrag, um die Kulturschaffenden und kulturellen Institutionen wegen der Corona-Krise in diesem Jahr mit fünf Millionen Euro zusätzlich zu fördern. Die Stadt solle sich beim Land, der Kulturstiftung der Länder, der Bundesregierung und der Kulturstiftung des Bundes um Erstattung der Mittel bemühen.
Das HR-Sinfonieorchester hatte seine Konzerte mit dem Geiger Joshua Bell am Donnerstag und Freitag in der Alten Oper bereits abgesagt. Frank-Sinatra-Fan Jochen Dietz bangte seit Tagen, ob das „Tribute-Konzert“ im großen Saal der Alten Oper Frankfurt am Mittwochabend, für das er seit Dezember Karten hatte, vielleicht noch kurzfristig abgesagt würde – wurde es dann doch nicht. „Es blieben zwar Plätze leer, aber es war insgesamt gut voll“, berichtete er.
Den kleineren Häusern in Frankfurt bereiten die sinkenden Besucherzahlen und gehäuften Absagen inzwischen Sorgen, wie die FR aus Kreisen der Frankfurter Theaterallianz erfuhr. Man fürchte „massive finanzielle Probleme“.
Bereits am Mittwoch hatten sich die Mitglieder der Allianz, vom Antagon-Theater bis zur Volksbühne im Großen Hirschgraben mit der Bitte an Kulturdezernentin Hartwig gewandt, möglichst schnell einen runden Tisch einzuberufen. Der vorgeschlagene Termin beim nächsten regulären Treffen der Allianz wäre allerdings erst in zwei Wochen, am 26. März.
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