Corona-Krise in Hessen: Lange Drehpause für Filmbranche

Die Unterbrechung aufgrund der Corona-Krise trifft die hessische Filmbranche hart.
Der Frankfurter „Tatort“ macht erst einmal Pause. Der Hessische Rundfunk (HR) hat Dreharbeiten für einen neuen Frankfurter „Tatort“, die ursprünglich im Mai geplant waren, vorsorglich auf das nächste Jahr verschoben. Auf das Frankfurter Tatort-Duo Brix und Janneke, gespielt von Wolfram Koch und Margarita Broich, müssen die Zuschauer nach Angaben eines HR-Sprechers dennoch nicht verzichten: Die Episode „Die Guten und die Bösen“ werde wie geplant am 19. April ausgestrahlt. Im September folge dann ein weiterer Frankfurt-“Tatort“, der im vergangenen November gedreht wurde.

Auch das internationale Filmteam, das im Februar in Darmstadt Szenen zu dem Thriller „A Perfect Enemy“ drehte, hatte noch Glück. Grade rechtzeitig vor Beginn der ersten Corona-bedingten Sanktionen seien die Arbeiten abgeschlossen worden, berichtet Elena Lindenzweig, Referentin für Kommunikation bei der hessischen Filmförderung Hessen-Film in Frankfurt. „Das Team hatte beim Drehen eher noch Schwierigkeiten wegen des Sturmtiefs Sabine“, sagt sie.
Wegen des Coronavirus unterbrochen werden mussten hingegen die Arbeiten am Langfilmdebüt des Regisseurs Peter Meister. Zwar waren die Arbeiten im nordhessischen Bad Wildungen, gerade abgeschlossen, doch weitere Dreharbeiten in Niedersachsen ruhen nach Angaben Lindenzweigs. Bisher gebe es in Hessen zwar kein offizielles Drehverbot, das sowieso die Kreise und Kommunen aussprechen müssten, sagt Lindenzweig, durch die Einschränkung, dass sich nur noch maximal zwei Menschen gleichzeitig treffen dürften, sei das aber wohl hinfällig.
Wenige Winterdrehs
Die Zwangspause beim Drehen trifft in Hessen eine florierende Filmwirtschaft. Im Jahr 2018 wurden im Land nach Angaben von Hessen-Film 570 Drehtage gefördert, 422 weitere nicht gefördert. „Im Winter wird nicht so viel gedreht“, sagt Lindenzweig. „Im Frühjahr wäre es richtig losgegangen. Ich glaube, ich muss nicht betonen, wie schwierig die Lage jetzt ist.“
Viele Filmfestivals werden wohl abgesagt werden. „Die Kolleginnen, die dafür zuständig sind, stehen im engen Austausch mit allen Beteiligten“, sagt Lindenzweig. „Es wird aber auch noch viel gehofft. Einige Festivals überlegen, ob sie vielleicht doch in veränderter Form stattfinden können. Die Macher von Go East in Wiesbaden prüfen gerade, was online möglich wäre.“ Festivals einfach ins Internet zu verlegen, dürfte wegen der Filmrechte nicht ganz einfach sein.
Verschiebung bei Lichter Filmfest unmöglich
Das Lichter Filmfest, das vom 21. bis zum 26. April in Frankfurt gefeiert werden soll, werde so online stattfinden, sagt Pressesprecher Tobias Hüser. Eine zeitliche Verschiebung habe sich nicht organisieren lassen. „Wir versuchen, einige Filme und Gesprächsrunden mit Filmschaffenden ins Netz zu verlegen“, sagt er.
Dort sollen die gestreamten Filme eine Gebühr von acht Euro kosten, die solidarisch zwischen Festival, Verleihern und Kinos aufgeteilt werde. „Leider wird es aus rechtlichen Gründen nicht das gesamte Programm sein“, sagt Hüser. Zu sehen ist aber unter anderem der neue Film „Orphea“ von Alexander Kluge, der auf der diesjährigen Berlinale erstmals gezeigt wurde. Der parallel geplante Kongress „Zukunft Deutscher Film“ müsse aber auf Herbst 2020 oder Frühjahr 2021 verschoben werden.
Auch den Hessischen Rundfunk in Frankfurt trifft der Drehstopp. „Wir haben zum Beispiel die Arbeiten an dem TV-Drama ‚Die Luft, die wir atmen‘ unterbrochen“, sagt HR-Pressesprecher Christian Bender.