Zeitenwende im deutschen Biathlon

Denise Herrmann-Wick verabschiedet sich am Holmenkollen vom Leistungssport
Ihr Ehemann überschüttete Denise Herrmann-Wick mit ganz viel Liebe, einer der Größten verneigte sich vor der „Königin“, und Teamkollege Benedikt Doll nahm sie ein letztes Mal in die Pflicht. Nach ihrer Rücktrittsankündigung kurz vor dem Weltcup-Finale schwappte eine Welle warmer Würdigungen über die Biathlon-Olympiasiegerin hinweg. Am legendären Holmenkollen in Oslo will die Ausnahmekönnerin ein letztes Mal glänzen – ehe dem Deutschen Skiverband dürftige Zeiten drohen.
Thomas Wick, der Herrmann im vergangenen Sommer mit der Hochzeit einen Doppelnamen beschert hatte, wählte die wohl emotionalsten Worte. „Du bist der lebende Beweis, dass Geduld, Beharrlichkeit und Mut absolute Erfolgsgaranten sind“, schrieb er am Dienstagabend bei Facebook: „Du bewegst Menschen, du reißt mit – dabei bist du nur du selbst!“
Unter Herrmann-Wicks Instagram-Beitrag zum Karriereende sammelten sich Dutzende Reaktionen langjähriger Weggefährten. Der elfmalige Weltmeister Tarjei Bö würdigte „eine weitere Königin“. Damit spielte er auch auf seine norwegische Teamkollegin Marte Olsbu Röiseland an: Die Rekordweltmeisterin hatte nur wenige Stunden vor Herrmann-Wick ebenfalls ihren Abschied zum Saisonende verkündet, sie setzte drei Herzen unter den Post.
Teamkollege Doll beließ es nicht bei Lob für die bemerkenswerte Karriere der zweimaligen Weltmeisterin Herrmann-Wick. „Wie bereits besprochen bist du mich nicht los“, schrieb der Ex-Champion. Bis zum letzten Rennen erwarte er „nochmal höchste Disziplin und die Erfüllung deiner soldatischen Pflichten“.
Dass sich Sportsoldatin Herrmann-Wick daran halten wird, bezweifelt niemand. Nach 14 Weltcup-Jahren, dekoriert mit insgesamt neun WM-Titeln, 14 Weltcup-Siegen und drei Olympia-Medaillen, fällt der Vorhang für die ehemalige Langläuferin keinesfalls geräuschlos.
Als Ratgeberin gefragt
Im Sprintrennen am Freitag (15.20 Uhr/ARD und Eurosport) könnte Herrmann-Wick ihren Abschied mit der kleinen Kristallkugel für die Disziplinwertung veredeln. DSV-Sportdirektor Felix Bitterling hat bereits angekündigt, dass das gesamte Team seine Anführerin dabei „bestmöglich unterstützen“ werde.
Und dann? Bitterling will Herrmann-Wick – natürlich – am liebsten an den Verband binden. Geht es nach dem Sportdirektor, wird die 34-Jährige „dem DSV und unseren Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten auch in den kommenden Jahren in irgendeiner Form als Ratgeberin zur Seite stehen“. Thomas Wick hingegen freut sich erst einmal auf „hoffentlich mehr Zeit miteinander“. sid