Marco Völler: „Wir müssen immer Vollgas geben“

Marco Völler, Manager Sport der Frankfurt Skyliners, über die vielen Ausfälle, seinen neuen Job und den anstehenden Saisonstart.
Herr Völler, mit wie vielen Beratern haben Sie in den vergangenen Tagen telefoniert?
Einige. Eine genaue Zahl kann ich jetzt nicht nennen, aber es hat sich noch im Rahmen gehalten.
Neben dem Langzeitverletzten Richard Freudenberg sind die zwei deutschen Talente Bruno Vrcic (Kreuzbandriss) und Len Schoormann (Schambeinentzündung) weggebrochen. Wie groß war der Schock?
Verletzungen gehören leider zum Sport dazu. Es tut natürlich weh, dass sich die beiden Jungs verletzt haben – vor allem so schwer. Die Saison wäre eine sehr gute Möglichkeit für die beiden gewesen, durchzustarten. Das ist nicht nur für uns als Klub bitter, sondern auch für die zwei Jungs persönlich. Sie haben sich bislang sehr gut präsentiert.
Sie haben sich auch von Reggie Hearn wegen einer Fußverletzung vorzeitig wieder getrennt. Ist die Verletzung eigentlich erst hier im Testspiel aufgetreten oder hatte er vorher schon Probleme?
Von einer Verletzung im Testspiel ist mir nichts bekannt. Ich will auch nicht mutmaßen darüber, ob er längerfristig ausfallen könnte. Es kann auch sein, dass er übermorgen wieder fit ist. Das ist aber ein Risiko, das wir im Moment nicht eingehen wollten.
Wie wollen Sie diese Ausfälle kompensieren?
Da gibt es einige Ideen. Wir müssen jetzt schauen, welche wir umsetzen können. Möglichst schnell am besten, weil es nicht mehr lange hin ist zum ersten Spiel. Gleichzeitig ist es eine lange Saison und wir müssen keine hektischen Entscheidungen treffen. Die müssen wohldurchdacht sein. Gerade die beiden deutschen Spots nachzubesetzen, wird schwierig in dieser Phase. Ich bleibe trotzdem optimistisch, dass wir eine gute Lösung finden.
Für Hearn haben Sie bereits Zaccheus Darko-Kelly als Testspieler geholt. Wie lange darf er sich noch empfehlen?
Er ist mit ins Trainingslager nach Mallorca geflogen. Der Coach wollte ihn gerne dabei haben, um ihn ein bisschen länger zu beobachten. Wir werden uns danach zusammensetzen und daraufhin eine Entscheidung treffen.
Bis zum Trainingsstart sah dabei alles gut aus. Der Kader war komplett, aber jetzt geht es für Sie fast wieder von vorne los.
Genau so kann man es ausdrücken. Ich wurde schon an anderer Stelle gefragt: Was ist denn los dieses Jahr? Der Kader ist so früh zusammengestellt. Jetzt sitze ich immer noch hier und mache das gleiche wie vor zwei Monaten.
Zur Person
Marco Völler ist seit Sommer Manager Sport bei den Frankfurt Skyliners. Die Position ist für den 32-Jährigen beim hessischen Basketball-Bundesligisten neu geschaffen worden, nachdem der Posten des Sportdirektors seit dem Weggang von Kamil Novak im Jahr 2012 nicht besetzt worden war. Völler hat einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieben.
Der gebürtige Offenbacher hatte sich 2017 den Skyliners angeschlossen. Zuvor spielte er in Gießen. Insgesamt kam der Sohn von Rudi Völler auf 142 Spiele in der BBL. An der Accadis Hochschule Bad Homburg hat der 1,99-Mann einen Bachelor-Studiengang International Sports Management erfolgreich abgeschlossen. tim
Wie haben Sie sich in den vergangenen zwei Monaten als neuer Manager Sport eingelebt?
Natürlich versuche ich, schon vieles selbstständig zu machen. Ich hole mir aber auch immer wieder Hilfe. Jeder, den ich frage, ist auch sehr hilfsbereit. Es ist immer noch eine Phase, in der ich jeden Tag dazulerne. Teilweise, ich will nicht sagen überwältigend, aber es ist manchmal schon sehr viel. Daran muss ich mich noch gewöhnen und eine Routine für den Alltag entwickeln, die ich noch nicht habe. Wenn ich das für mich herausgefunden habe, wird es auch entspannter für mich.
Welche Dinge sind das neben der Kaderplanung, die besonders herausfordernd sind?
Ich muss mich selbst besser organisieren und mehr Dinge auf dem Schirm haben, als noch zur Zeit meiner aktiven Karriere. Die Work-Life-Balance ist nicht mehr ganz so einfach wie vorher. Es ist auch sehr viel mehr Kommunikation: mit Beratern, intern, extern. Das war ich in dem Ausmaß nicht gewohnt.
Wie aktiv sind Sie trotz der viele Gespräche im Training der zweiten Mannschaft, die in der drittklassigen Pro B spielt, dabei?
Jeden Tag klappt es leider nicht, aber ich versuche, so häufig wie möglich dabei zu sein, um ein gewisses Fitnesslevel zu haben. Wir starten mit der Pro B am Dienstag in die Saison.
Sind Sie eigentlich auch für das Bundesligateam gemeldet?
Ja. Es war von Anfang an vereinbart, dass ich in meiner neuen Rolle als Manager in der Pro B spiele und für die BBL gemeldet werde, damit ich spielen kann, falls alles schiefläuft (lacht). Wovon ich aber nicht ausgehe.
Wer hat Ihnen bislang am meisten Spaß gemacht in der Vorbereitung?
Wir haben mit Tez, der bald 37 wird, jemanden, der phasenweise immer noch eine sehr, sehr gute Energie bringt. Rasheed (Moore, Anm. d. Red.) ist in Topform gekommen. Selbst wenn man es an den Statistiken nicht immer ablesen konnte, hat mir der Brooks (DeBischopp, Anm. d. Red.) sehr gut gefallen. Er war immer sehr aktiv, hat gut verteidigt, gut gereboundet. Unsere Doppellizenzspieler, die uns ab und zu aushelfen und wie Felix (Hecker, Anm. d. Red.) auch öfter, machen einen super Job und helfen uns enorm in der jetzigen Phase.
Am Sonntag starten die Skyliners in die Saison gegen Braunschweig. Wie schwer wird das angesichts der vielen Ausfälle für das Team?
Sehr schwer. Es wäre aber auch ohne die Ausfälle schwer geworden. Braunschweig ist eine Mannschaft, mit der wir uns messen müssen. Direkt danach geht es nach Berlin und haben dann Oldenburg zu Hause im Pokal. Wir müssen jedes Spiel mit der nötigen Ernsthaftigkeit angehen. Mit Halbgas gewinnen wir nichts. Wir müssen immer Vollgas geben.
INterview: Timur Tinç