Weltmeister hört auf

Benedikt Höwedes beendet Karriere und übt Kritik an seiner Ausbootung auf Schalke
Weltmeister Benedikt Höwedes kehrt nicht in die Bundesliga zu Schalke 04 zurück, sondern verabschiedet sich aus dem Profifußball – mit kritischen Worten für seinen Ex-Klub und die Branche. „Der Fußball hat sich brutal entwickelt. Und sich dabei immer weiter distanziert von den normalen Fans“, sagte der 32-Jährige dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“: „Da geht etwas verloren. Schalke 04 ist für viele Menschen immer noch ein Lebensinhalt, einen solchen Verein muss man anders führen als einen Retortenklub.“
Noch immer schmerzt den langjährigen Kapitän, wie er 2017 nach 16 Jahren bei den Königsblauen ausgebootet wurde. „Ich wusste, dass es in dem Geschäft knallhart zugeht. Aber ich hatte immer nur die Sonnenseite kennengelernt. Dann habe ich die volle Breitseite bekommen“, sagte Höwedes über seinen Abschied von Schalke, den der damalige Trainer Domenico Tedesco mit seiner plötzlichen Absetzung als Kapitän einleitete. Höwedes flüchtete zu Juventus Turin, wechselte ein Jahr später zu Lokomotive Moskau. Nachdem er im Juni seinen Vertrag dort aufgelöst hatte, wurde über eine Rückkehr nach Gelsenkirchen spekuliert. „Ich hatte auch einige Anfragen von Vereinen aus dem In- und Ausland, aber ich wollte mich nicht mehr abhängig machen von den Entscheidungen anderer. Ich wollte jetzt einen Schlussstrich ziehen.“
Im Mittelpunkt soll nun seine Familie mit dem einjährigen Sohn Bas Antonius stehen. Das sei ihm im Urlaub kürzlich klar geworden. „Da habe ich gemerkt, wie krass es mich erfüllt hat, meinen Sohn hautnah zu erleben. Da wurde Fußball plötzlich so unwichtig für mich.“
Höwedes, der in Brasilien als einziger Feldspieler jede Minute auf dem Platz stand, ist der siebte Weltmeister von 2014, der seine Karriere beendet hat. Kürzlich hatte sich überraschend Andre Schürrle verabschiedet. Zuvor waren bereits Philipp Lahm, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose und Roman Weidenfeller zurückgetreten.
Die Spiele beim WM-Triumph hat sich der 44-malige Nationalspieler „nachher nie wieder angesehen, das gucke ich mir irgendwann zusammen mit meinen Kindern an“. Fußball will Höwedes künftig nur noch bei seinem Heimatverein TuS Haltern „ein bisschen mitspielen“. Für eine zweite Karriere will er sich für das Masterstudium für Sportmanagement der Uefa bewerben, das besonders für ehemalige Nationalspieler ausgelegt ist. (sid)