Emma Aicher: Das stärkste Mädchen der Welt

Die 19-jährige Emma Aicher startet hoffnungsvoll in die an diesem Montag beginnende Ski-WM in Meribel.
Im Jahr 1951 erschien das letzte Pippi-Langstrumpf-Buch. Nun gibt es ein neues Abenteuer des stärksten Mädchens der Welt: „Pippi probiert Skifahren aus“. Zumindest wenn man einem Instagram-Post von Emma Aicher folgt. Auf einem Foto, das sie beim Fahren mit Zöpfen zeigt, hat sie diesen Buchtitel-tauglichen Satz geschrieben. Weitere Parallelen zur Figur von Lindgren: die für Deutschland startende 19-Jährige kommt ursprünglich aus Schweden. Mehr Ähnlichkeiten wären dann aber an den Zöpfen herbeigezogen. Bei den Orten ihrer Abenteuer beschränkt sich Aicher auf klassische Skiorte.
Ab Montag zum Beispiel: Meribel, wo die Ski-WM ansteht. Schon am ersten Tag dürfte Aicher im Fokus stehen. Sie ist als Allrounderin die einzige Deutsche, der die Alpine Kombination (10.45 Uhr/ZDF/Eurosport) liegen dürfte, bestehend aus Super G und Slalom. Ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Team und in Zeiten von immer weniger Allrounderinnen ein besonderes Merkmal im Weltcup. „Sie hat ein richtig gutes Gefühl für lange Schwünge“, urteilt der deutsche Frauen-Cheftrainer Andreas Puelacher. Obwohl gar nicht so viel Trainingsaufwand in den Speedbereich investiert worden sei, wie Puelacher erläutert.
Als „Rohdiamant“ bezeichnete Jürgen Graller, Puelachers Vorgänger, Aicher mal. Einer, der auch nicht fertig geschliffen ist. „Es ist für Emma ein Ausbildungsjahr“, sagt Puelacher. Überhaupt werden die DSV-Verantwortlichen nicht müde, die „aufkommende Euphorie zu bremsen“.
Ob die Schülerin des Ski-Gymnasiums in Berchtesgaden sonst anfällig dafür wäre, die Bodenhaftung zu verlieren? Zumindest ihre öffentlichen Auftritte lassen nicht darauf schließen. Sehr ruhig spricht Aicher vor TV-Kameras, knapp sind ihre Antworten. „Sie ist ein unkomplizierter Typ“, beschreibt das ihr Coach. Trotzdem: Aicher fällt auf – nicht umsonst hat sie in jungen Jahren einen Helmsponsor, der dafür bekannt ist, sich mit vielversprechenden Talenten abzugeben.
Komisch ist die Entwicklung, die die Kombination genommen hat. Kein Weltcuprennen wurde in dieser Saison ausgetragen, trotzdem findet sie nun bei der WM statt. Mangels Allrounderinnen gibt es ausgeprägte Spannung in diesem Format schon länger nicht mehr. Wegen der Medaillenchance gehen viele Frauen an den Start. Die Amerikanerin Mikaela Shiffrin, Petra Vlovha aus der Slowakei oder die Schweizerin Michelle Gisin gelten als Favoritinnen.