Von der Hand in den Mund

Professionelle Tennisspielerinnen wie Jacqueline Cabaj Awad von Tennis 65 Eschborn haben Mühe, ihren Lebensunterhalt auf der Tour zu verdienen
Jacqueline Cabaj Awad gehört zu den besten 500 Tennisspielerinnen der Welt. Vergangene Woche stand die Schwedin in der WTA-Weltrangliste auf Position 485. Die 27-Jährige reist rund um den Globus. Europa, Asien, Südamerika, Afrika. Seit Jahren. Kein Turnier scheint ihr zu weit. Ein finanzieller Gewinn bleibt kaum übrig. Nicht, weil sie keine Partie gewinnen würde. In der zweitklassigen ITF-Tour, auf der sie antritt und schon neun Turniere gewonnen hat, gibt es kaum etwas zu verdienen. Die großen Preisgelder werden nur auf der darüber angesiedelten WTA-Tour gezahlt, allen voran natürlich bei den Grand Slams.
Für die „zweite Garde“ bleibt kaum etwas hängen. Auch Jacqueline Cabaj Awad legt finanziell letztlich sogar drauf. Sie hat, wie die meisten ihrer Kolleginnen aus der erweiterten Weltspitze, keine zahlungskräftigen Sponsoren. „Es ist schwierig, die Reisen zu finanzieren. Ich bezahle sie selber“, sagt die 27-Jährige.
Seit über zehn Jahren ist sie Tennisprofi. 2012 spielte sie erstmals ein Turnier auf der WTA-Tour – bei den Swedish Open dank einer Wildcard. Inzwischen hat sie 20 Partien für die schwedische Billie-Jean-King-Cup-Mannschaft bestritten. Bilanz: Neun Siege, elf Niederlagen. Und in dieser langen Zeit nahm sie insgesamt nur gut 100 000 US-Dollar Preisgeld ein – sprich rund 10 000 US-Dollar pro Jahr. Alleine die vielen Flüge ins Ausland, die Hotelübernachtungen, die Trainer dürften mehr gekostet haben.
Daher sind die sommerlichen Medienrunden in den Tennisligen für solche Topspielerinnen eine sehr wichtige Einnahmequelle. Es geht dort nicht um fünfstellige Summen. Aber immerhin sind gewisse Gagen garantiert. Und so kam Jacqueline Cabaj Awad über ihre Profikollegin Jil Nora Engelmann in diesem Jahr zum Klub Tennis 65 Eschborn. Engelmann spielt selbst für Eschborn in der Regionalliga Südwest. Sie sprach Cabaj Awad vor einigen Monaten an, ob sie Interesse habe, zum Team zu stoßen. Und die Schwedin, deren Vater aus dem Libanon stammt, sagte zu. Beim Heimdebüt am vergangenen Sonntag gegen Sindelfingen beeindruckte die groß gewachsene und schlanke Schwedin mit ihrem druckvollen Powertennis. Sie gewann an Position zwei glatt in zwei Sätzen. „Es läuft derzeit gut für mich. Ich bin auch im Doppel in der Weltrangliste um Rang 250“, sagt sie.
Sie will zu den Grand Slams
In ihrem Wohnort Eskilstuna, etwa eine Stunde von Stockholm entfernt, ist sie selten. Sie jagt um die Welt, ihrem großen Traum hinterher. Es auf die WTA-Tour zu schaffen. „Mein Ziel sind die Top 100 der Weltrangliste und bei den Grand Slams zu spielen. Ich hoffe, es nächstes Jahr zu schaffen“, sagt Jacqueline Cabaj Awad optimistisch. Der Glaube hält sie am Laufen. „Ich versuche es, zu verwirklichen. Ich will noch härter trainieren.“
In Eschborn kennt sie außer Engelmann bereits ein paar weitere Teamkolleginnen von der ITF-Tour. Etwa die Tschechin Aneta Laboutkova, Nummer 521 der WTA-Weltrangliste. „Es ist wirklich nett hier“, sagt die Schwedin.
An diesem Wochenende steht wieder ein Doppelspieltag für die Eschbornerinnen in der Regionalliga an. Jacqueline Cabaj Awad wird in den Partien beim TC SG Heidelberg (Samstag) und zu Hause gegen den TV Reutlingen (Sonntag, ab 11 Uhr) diesmal nicht dabei sein. Sie ist ausnahmsweise anderweitig verplant. Dafür sind erstmals Spitzenspielerin Silvia Ambrosio und Jil Nora Engelmann dabei. Mit zwei weiteren Siegen kann das starke Eschborner Team an die Tabellenspitze ziehen. „Ich denke, wir haben eine gute Chance“, so Cabaj Awad. Sie wird die Ergebnisse aus der Ferne beobachten. Und weiter auf Reisen gehen.