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Turnier der Absagen

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Von: Günter Klein

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Muss einige Absagen wegstecken: Bundestrainer Harold Kreis. Foto: dpa
Muss einige Absagen wegstecken: Bundestrainer Harold Kreis. Foto: dpa © dpa

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft geht personell mal wieder arg dezimiert in die WM – ungewöhnlich ist das allerdings nicht.

Zu den Geschichten, die im Vorfeld einer Eishockey-Weltmeisterschaft verlässlich präsentiert werden, gehört die der Absagen. Weil das nach Umkehrung der hierarchischen Verhältnisse klingt: Nicht der Trainer entscheidet qua Nominierung, wer bei einem Turnier dabei ist, sondern der Spieler. Nimmt er die Berufung an – oder lehnt er sie ab? Und „Absage“, das ist ein Terminus, der den Spieler noch mächtiger erscheinen lässt. Denn der Grund ist kein erzwungener, etwa durch eine schwere Verletzung. „Absagen“ ist nicht gleich „muss absagen“.

In den vergangenen Tagen und Wochen mag der Eindruck entstanden sein, das deutsche Eishockey-Team träfe es diesmal besonders heftig mit besagten Absagen. Weil eben viele, die im letzten Match ihres Klubs noch auf dem Eis gestanden waren, sich für die WM entschuldigten. Da kam eine Liste mit mehr als 15 Namen zusammen. Sodass deutsche Sport-Konsumenten erschraken: Geht es schon wieder dahin mit der deutschen Eishockey-Herrlichkeit fünf Jahre nach Olympia-Silber und der damit verbundenen Aufbruchstimmung? Oder gibt es seitens der Spieler Vorbehalte gegen den neuen Bundestrainer Harold Kreis?

Man kann dies verneinen und einem subjektiven Empfinden Fakten gegenüberstellen. Im Eishockey ist es eben so, dass sich über 70, 80 und oft noch mehr Saisonspiele einiges ansammelt an Beschwerden, was während der Playoffs unter der Decke gehalten wurde. Im Gegensatz zu anderen Teamsportarten lädt das Eishockey auch jährlich zu einer WM – der Verzicht auf ein Turnier fällt leichter, wenn man weiß, dass die nächste Chance bald kommt.

Kein NHL-Entgegenkommen

Eishockey-spezifisch ist auch die Konstellation, dass die NHL sich nicht nach dem Spielkalender der Nationalmannschaften richtet und sich Liga-Playoffs und WM überschneiden. Je mehr deutsche Spieler gut genug sind, „drüben“ zu bestehen, desto schwerer wird es, sie zur WM zu bekommen. Die nordamerikanischen Profi-Klubs sind nicht mehr so entgegenkommend wie früher, erteilen auch mal keine Freigabe, zudem sind die versicherungstechnischen Ansprüche gestiegen.

Also erlebt die deutsche Nationalmannschaft ein gar nicht ungewöhnliches Jahr. Zuletzt rühmte man ihre breiter gewordene Basis. Sie muss sich nun halt wieder bewähren – wie schon 2022. Vor Harold Kreis.

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