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Jordan Theodore: „Ich wollte nach Hause kommen“

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Von: Timur Tinç

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Macht die Skyliners besser: Jordan Theodore. Foto: Imago Images
Macht die Skyliners besser: Jordan Theodore. Foto: Imago Images © Imago

Skyliners-Spielmacher Theodore über seine Rückkehr nach Frankfurt, den starken Premierenauftritt und worauf es im Abstiegskampf ankommt.

Jordan, Sie kommen zurück, die Skyliners gewinnen 99:77 in Rostock, Sie machen 26 Punkte, verteilen acht Assists und werden Spieler der Woche in der Basketball-Bundesliga Besser hätte das Comeback nicht laufen können oder?

Es fühlt sich gut an, zurück zu sein und das blau-weiße Jersey zu tragen. Ich fühle mich so komfortabel, ein Skyliner zu sein, mit Tez (Quantez Robertson, Anm. d. Red.) zu spielen, mit Coach Klaus (Perwas Anm. d. Red.) zu trainieren. Die anderen Spieler haben mich willkommen geheißen. Es fühlt sich so an, als wäre ich die ganze Saison schon dabei.

Das sah wirklich wie ein ganz anderes Team aus als in den Wochen davor…

Das ist meine Fähigkeit, mich überall anzupassen, wo ich gerade bin. Ich bin ein Guard, der scort, assistiert, verteidigt und alles tut, was das Team braucht.

Dabei war keineswegs sicher, dass Sie nach Frankfurt zurückkehren können. Was waren das für turbulente Tage?

Ja, ich hatte mein letztes Spiel am 26. März und war am darauffolgenden Donnerstag in Frankfurt, hatte aber keine Spielerlaubnis und musste warten. Zum Glück haben die Verbände und die Fiba es gemeinsam hinbekommen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Was war Ihre Motivation wieder nach Frankfurt zurückzukommen? Hatten Sie noch andere Angebote?

Ich hatte einige Angebote. Da ging es auch um ein Team, das im Abstiegskampf ist, aber auch eines, das noch um die Meisterschaft spielt. Ich wollte aber wieder nach Frankfurt. Ich wollte immer irgendwann noch einmal zurückkommen und hier spielen. Dass ich mit meinem Team in Russland nicht die Playoffs geschafft habe, war die perfekte Gelegenheit. Ich liebe die Fans, ich liebe die Organisation. Ich wollte einfach nach Hause kommen. Ich wäre nirgendwo anders so glücklich geworden, wie ich es jetzt bin.

Wie hat es sich angefühlt wieder im BCM zu stehen?

Es war großartig. Ich kannte ja die meisten Leute noch aus der Zeit, als ich hier war. Ich war auch nach meiner Zeit in Frankfurt ein paar Mal im BCM, habe mich mit den Jungs getroffen, habe mit Dennis (Wellm, Atletiktrainer Anm. d. Red) trainiert oder mir Spiele angeschaut wenn ich die Zeit dazu hatte. Ich habe mit niemandem den Kontakt verloren. Gunnar und ich sprechen ständig…

…Er wollte dich auch mehrmals zurückholen…

Ja, wir sprechen mindestens einmal im Monat. Ich habe auch sehr oft Kontakt zu Gordie (Gordon Herbert, Anm. d. Red.).

Die Saison 2015/2016 war eine der besten in der Klubgeschichte. Was haben Sie für Erinnerungen daran?

Nur die besten, innerhalb und außerhalb des Courts. Der Zusammenhalt war überragend. Wir waren eine Einheit. Mit Tez bin ich ständig in Kontakt gewesen. Mit ihm Mike Morrison, Aaron Doornekamp, Sean Armand. Wir haben immer noch einen Gruppenchat.

Und von da ging es fast nur bergauf für Sie. Klubs in der Türkei, Euroleague in Italien, Griechenland und Russland.

Ich bin eine Menge herumgekommen (lacht). Ich bin glücklich darüber, weil ich immer die Welt bereisen wollte. Ich habe Orte gesehen, wo ich nie für möglich gehalten hätte, dass ich sie sehen werde. Ich habe ein paar Pokale gewonnen, tolle Teamkameraden und Organisationen kennenlernen dürfen.

Und die Liebe dank des Basketballs gefunden.

Ja, ich habe meine Frau kennengelernt und habe eine wundervolle Tochter. Mein Lebensmittelpunkt hat sich von den USA nach Europa verlagert. Ich lebe in Istanbul. Ich verstehe auch etwas Türkisch und rede mit meinen Schwiegereltern Türkisch, weil sie kein Englisch können.

Können Sie sich vorstellen, nach der Karriere in Istanbul zu leben?

Ich weiß es noch nicht. Meine Frau und ihre Schwester haben eine große Hochzeitsagentur. Wir haben ein paar Immobilienprojekte. Vielleicht will ich auch coachen und werde der nächste große Coach in Frankfurt.

Lassen Sie uns nochmal über das Spiel in Rostock reden. In Ihrem Schatten hat auch Isaiah Washington sehr solide performt. Sie kennen sich. Woher eigentlich?

Meine Mutter ist aus New York und seine Mutter auch. Und wenn du einer der guten Spieler im Streetball bist, dann spricht sich dein Name herum. Er weiß, wer ich bin. Und er hat eine große Followerzahl. Der Himmel ist der Limit für ihn. Er war davor in der Slowakei, jetzt in Frankfurt ist es ein anderes Level. Als Point Guard muss man sehr vokal sein. Manchmal muss man seine Mitspieler wissen lassen, was sie zu tun haben und dafür muss man eben seine Stimme nutzen.

An einem Punkt im Spiel haben Sie auch Tez kurz angeschrien, weil er nicht auf die richtige Position gelaufen ist.

Das gehört dazu. Das hat nichts mit fehlendem Respekt zu tun. Wenn ich auf dem Feld jemand anderen nicht wissen lassen kann, dass er einen Fehler gemacht hat, dann mache ich nicht meinen Job. Ich bin der verlängerte Arm des Trainers auf dem Parkett. Wenn wir scheiße spielen, schaut der Coach zu mir. Und ich will nicht scheiße aussehen. (lacht)

Klaus kann hart sein wenn er will.

Oh ja. Wir haben immer zusammen Videos geschaut und er hat mir immer meine Fehler vor Augen geführt. Es hat mich stärker gemacht denn ich wollte nicht das schwache Bein des Teams sein. Er hat mich zur Rede gestellt wenn ich dumme Sachen gemacht habe. Ich bin dankbar für all das.

Wie intensiv haben Sie über die Spielzüge gesprochen?

Als ich angekommen bin, sind wir einige Spielzüge durchgegangen und dann als ich angefangen habe zu trainieren. Ich bin noch nicht familiär mit allen Sachen, aber letztlich ist es Basketball und ich bin ein schneller Lerner.

Das Team war jetzt für einige Tage in Mallorca. Was war das Ziel des Trainingslagers?

Es geht um Fokus. Wir sind in einem schönen Wellness-Ressort, aber das wichtigste ist, dass wir Spiele gewinnen. Wir haben jetzt vier Spiele in neun Tagen. Wir haben am Sonntag gezeigt, dass wir spielen können und darauf müssen wir aufbauen. Wir werden nicht immer 20 Dreier treffen, aber wir müssen jeden Tag besser werden.

Was ist das wichtigste für das Team in den nächsten Spielen und für das Heimspiel am Sonntag gegen den Mitteldeutschen BC?

Ich versuche, meinen Mitspielern klarzumachen, dass sie spielen müssen ohne Druck auf sich selbst auszuüben. Die einzigen, die die Situation verändern können, sind wir. Wir müssen immer mit der Mentalität reingehen, heute besser sein zu wollen als gestern. Wenn wir das tun sind wir okay.

Interview: Timur Tinç

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