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ÖSV-Ass schlief ein und wachte querschnittsgelähmt auf – heute geht es wieder bergauf

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Von: Christoph Wutz

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Philipp Kuttin kämpft sich nach seinem schweren Unfall zurück ins Leben.
Philipp Kuttin kämpft sich nach seinem schweren Unfall zurück ins Leben. © Imago / ANP / Screenshot: Philipp Kuttin/Instagram

Aufwachen und plötzlich die eigenen Beine nicht mehr spüren können: Für den Nordischen Kombinierer Philipp Kuttin wurde dieser Alptraum Realität.

Altmünster am Traunsee/Klagenfurt – Es ist eine unglaublich tragische Geschichte: Vom einen auf den anderen Tag änderte sich das Leben des Nordischen Kombinierers Philipp Kuttin aus Österreich schlagartig. Im Sommer 2020 wurde er durch einen Sturz vom Balkon querschnittsgelähmt. Doch davon bekam er selbst zunächst gar nichts mit, weil er schlafwandelte. Seitdem ist er auf einen Rollstuhl angewiesen und kämpft sich jetzt zurück ins Leben.

Nordischer Kombinierer Kuttin schlafwandelte und fiel acht Meter in die Tiefe

Kuttin verbrachte im Sommer 2020 im Rahmen seines Wehrdienstes beim österreichischen Bundesheer einige Tage im beschaulichen Altmünster am Traunsee in Oberösterreich. Nach einem Tag am See ging er mit einem Sonnenstich zu Bett. Wenige Stunden später fiel er rund acht Meter tief vom Balkon seines Zimmers. Dabei zog er sich eine Teillähmung der Wirbelsäule zu.

Allerdings merkte der Kärntner von all dem zunächst nichts – er schlafwandelte und sprang dabei in die Tiefe. Kurze Zeit später wachte er auf einer Wiese auf und konnte plötzlich seine Beine nicht mehr bewegen. Im Interview mit dem österreichischen Portal Heute sagte der inzwischen 25-Jährige kürzlich: „Ich habe das letzte Mal um 1.30 Uhr in der Früh aufs Handy geschaut. Laut Polizei bin ich eine Stunde später auf der Wiese gelandet.“

Name:Philipp Kuttin
Geboren:7. Januar 1998 (Alter: 25 Jahre)
Disziplin:Nordische Kombination
Letzter Verein:SG Klagenfurt
Größter Erfolge als Aktiver:Gold im Team bei den Europäischen Jugend-Festspielen 2015

„Ich habe absolut nichts gespürt“, sagt der Nordische Kombinierer Kuttin

Als der Nordische Kombinierer, dessen Vater Heinz 1991 als Skispringer Weltmeister von der Normalschanze wurde und inzwischen die Kombinierer des DSV im Sprung trainiert, aufwachte, fiel er aus allen Wolken: „Ich habe gleich gemerkt, dass ich mich vom Oberkörper abwärts nicht mehr bewegen kann. Ich hatte einen massiven Schock, ich habe absolut nichts gespürt,“ sagte er Heute. Es fällt ihm noch immer schwer, den Hintergrund des tragischen Unfalls zu begreifen. Zwar war er bereits im Kindesalter Schlafwandler, „aber vor dem Unfall war jahrelang nichts“, so der Kärtner.

Mutmaßlich schlug Kuttin bei dem Sturz zuerst mit dem Kopf an einer Betonkante auf und zog sich so eine Querschnittslähmung zu – und sitzt seitdem im Rollstuhl. Das bedeutete für ihn zugleich das Karriereende als aktiver Nordischer Kombinierer. Dabei hatte er sich eine erfolgreiche Zukunft ausgemalt, er gewann unter anderem 2015 mit dem österreichischen Team Gold beim Europäischen Olympischen Jugendfestival.

Nordischer Kombinierer Kuttin hat „durch den Sport gelernt, mit Niederlagen umzugehen“

Die plötzliche, drastische Umstellung bereitete Kuttin zunächst ernsthafte Probleme: „Anfangs hatte ich Flashbacks. Es war wie ein schlechter Traum.“ Nichtsdestotrotz nahm er die Veränderung an und konnte bereits ein knappes Jahr nach dem Sturz mithilfe von Krücken wieder den Kniestand sowie Übungen im Stehen durchführen und ist inzwischen wieder Herr seiner Oberkörpermuskulatur. Außerdem fährt er mit einem für ihn modifizierten Auto und informiert hin und wieder auf Instagram über seinen Trainingsstand.

Kraft schöpft Kuttin insbesondere aus seiner Vergangenheit als aktiver Kombinierer: „Ich habe durch den Sport gelernt, mit Niederlagen umzugehen und mentale Stärke aufgebaut. Das hilft mir jetzt sehr“, sagte er Heute. Auch beruflich führt für ihn der Weg nicht daran vorbei, er studiert jetzt „Sports Engineering“. „So bleibe ich dem Sport auf andere Art erhalten“, sagt Kuttin.

Ein anderer Sportler seiner Zunft, Eric Frenzel, hat seine Ski jetzt jedoch an den Nagel gehängt und weiß die Zeit nach der Karriere prompt anders zu nutzen. (wuc)

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