Von der "Welle" erfasst

Bei bei dem rheinischen Traditionsradrennen "Rund um Köln" setzt sich der Argentinier Juan José Haedo im Sprint gegen den favorisierten André Greipel durch. Von Stephan Klemm
Von Stephan Klemm
Die gute Laune des Favoriten ist in einer "Welle" verloren gegangen, die kurz vor der Ziellinie das Feld der Sprinter erfasste. André Greipel aus Hürth wollte den vor ihm liegenden Kollegen Juan José Haedo rechts überholen, doch auch der sprintende Argentinier hatte sich für diesen Weg entschieden. Greipel musste einen Umweg nehmen - für Platz eins konnte das nicht mehr reichen. "Es entstand eine unnatürliche Bewegung", sagte Greipel. Die Folge dieser Welle: "Dadurch fehlten mir ein paar Tritte für die richtige Endgeschwindigkeit. Ich hatte keine Chance mehr."
So gewann also Haedo am Ostermontag am Rheinauhafen die 94. Auflage von "Rund um Köln". Es war sein zweiter Sieg bei dem rheinischen Traditionsrennen nach 2007. Greipel, als großer Anwärter auf den Sieg gestartet, schaute nach dem Rennen betrübt, der Platz auf dem Podium war kein Trost für ihn: "Ich wollte hier gewinnen. Unbedingt. Deshalb bin ich überhaupt nicht zufrieden."
Zuschauermenge wie 2003
Damit unterscheidet sich seine Gemütslage von der des Organisators. Artur Tabat fuhr die Strecke im Auto ab und erlebte dabei Dinge, die er nicht erwartet hätte: "So viele Menschen waren da, das ist schon fantastisch." Eine Schätzung der Zuschauerzahl fiel ihm schwer, aber es werden "so viele Leute gewesen sein wie 2003, als Jan Ullrich gewann". Damals waren Hunderttausende am Streckenrand. In der Nacht noch wollte Tabat einen "Kassensturz machen", er vermutete nach wie vor ein "Minus von 65.000 Euro, auf dem ich sitzen bleibe". Aber ist er optimistisch, dass das Rennen 2011 eine 95. Auflage erfährt: "Da habe ich positive Signale des Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters vernommen."
Auch der weit gereiste Haedo (29) aus dem dänischen Team Saxo Bank war erstaunt über die vielen Menschen: "Das war unglaublich, diese Atmosphäre ist einzigartig." Zu Köln hat er ohnehin eine besondere Beziehung, vor drei Jahren feierte er am Rhein seinen ersten Sieg in Europa. Im Gegensatz zu Greipels Columbia-Mannschaft hatte Haedos sportliche Leitung allerdings nicht ganz so viel Ehrgeiz in die Gestaltung des Kölner Renntags gelegt: Sie stellte ihrer Nummer eins nur fünf Helfer zur Seite. Greipel standen sieben Mann zur Verfügung. Im Finale sind für Haedo gerade mal drei Teamkollegen übrig geblieben. Er gab zu, sich immer an Greipel orientiert zu haben: "Andrés Mannschaft war die stärkste im Feld. Das hat mir sehr geholfen." Greipel wiederum meinte: "Einen Sprint gewinnt der stärkste Fahrer, das war in Köln Haedo."
Ausreißer bald gestellt
Der Columbia-Zug übernahm nach gut der Hälfte der 200 Kilometer langen Strecke vom Startort Gummersbach durch das Bergische Land hinein nach Köln die Verfolgung von fünf Ausreißern, die sich früh aus dem Feld verabschiedet hatten. Nach 120 Kilometern wurde das Quintett gestellt, es bildete sich kurzzeitig eine neue Gruppe, ehe sich schließlich kurz vor dem Ziel bis zu vier andere Profis vor das Peloton setzten - den Massensprint konnten auch sie nicht verhindern.