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Volles Brett

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Von: Thomas Kilchenstein

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Umjubelt: Der Frankfurter Kunstschütze Caio.
Umjubelt: Der Frankfurter Kunstschütze Caio. © rtr

Der Ball beschrieb eine seltsame Flugkurve, er flatterte erst, senkte sich dann und prallte von der Latte auf die Linie, dann nochmals unter die Latte und dann ins Tor. Caio trifft aus 35 Metern. Von Thomas Kilchenstein

Gut, dass der liebe Gott am Ostersamstag andere Verpflichtungen hatte. Womöglich hätte er das Tor des Jahres verhindert. Das wäre freilich für den Rest der Fußball-Gemeinde ziemlich traurig gewesen. Denn das Tor, das Caio, der Brasilianer im Frankfurter Dress, erzielte, war ein prächtiges.

Früher hätte man gesagt und geschrieben, dass allein dieses Tor das Eintrittsgeld wert gewesen wäre. Heute muss schon der Allmächtige ins Spiel kommen. Nach ganz genau 62 Minuten also kam Caio an den Ball, irgendwo im Mittelfeld, er legte sich den Ball noch einmal kurz vor und holte aus 35 Metern mächtig aus.

Der Ball beschrieb eine seltsame Flugkurve, er flatterte erst, senkte sich dann und prallte von der Latte auf die Linie, dann nochmals unter die Latte und dann ins Tor. Nationaltorhüter René Adler flog, machte sich lang und immer länger, kam aber nicht mehr an die Kugel. Er schaute vielmehr ungläubig dem im Netz zappelnden Ball nach. Es war das 2:2 und der Auftakt zu einem Endspurt mit Happy End.

Adler von aller Schuld befreit

Es war allemal ein Tor des Monats, vielleicht sogar, wie Bayer-Trainer Jupp Heynckes sagte, "ein Tor des Jahres". Seinen Torhüter sprach er zu Recht von jeder Schuld frei. "Gegen so einen Schuss gibt es nur ein Mittel: Der liebe Gott muss helfen. Es war ein Sonntagsschuss am Samstag." Auch Sportdirektor Rudi Völler staunte: "So eine Fackel mit solch einer Flugkurve habe ich selten gesehen." Und Eintracht-Trainer Michael Skibbe sagte gar: "So einen Ball kannst du nur zufällig halten. Fantastisch."

Schon beim VfL Bochum hatte Caio fulminant einen Treffer erzielt, vier hat der einstmals so umstrittene Mittelfeldspieler in dieser Runde schon geschossen. Und der 23-Jährige wird immer wichtiger für die Mannschaft. Gerade weil er nach vorne so unberechenbar ist, weil er Fähigkeiten in der Offensive besitzt wie kaum ein anderer. "Fußballerisch ist er eine Verstärkung", lobte Skibbe, vergisst aber selten zu erwähnen, dass Caio beim Umschalten von Offensive auf Defensive zwar sehr bemüht sei, aber noch immer seine Probleme hat. Auch am Samstag wechselten gute mit weniger guten Aktionen ab. Seinen Freistoß ins kurze Ecke wehrte Adler mit einem tollen Reflex ab, dann tauchte Caio lange ab, spielte unauffällig. Immerhin schoss er am häufigsten aufs Tor, fünfmal. Das darf er auch, denn: "Wir wissen um seine Schusskünste", sagte Aushilfskapitän Patrick Ochs.

Caio selbst, beim Interview mit Sohn Caihan an der Hand, ist rundum glücklich. Er fühlt sich wohl in Frankfurt, jetzt, da er nach mehr als zwei Jahren wohl endlich den Durchbruch geschafft hat. "Ich habe noch nie von so weit getroffen", freute er sich. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

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