Paradies neben altem Jagdschloss

Die Profifußballer der TSG Hoffenheim arbeiten von Sonntag an in einem der modernsten Trainingszentren der Welt. Von Jan Christian Müller
Von Jan Christian Müller
Dietmar Hopp neigt mitunter zum Understatement. Zum Beispiel, wenn es um die neue Heimat geht, in die die Fußballspieler der TSG Hoffenheim am Sonntag ab 15 Uhr zum ersten Training einziehen. Hopp, der schwerreiche Mäzen des Fußball-Bundesligisten, formuliert nämlich bescheiden: "Das neue Trainingszentrum dürfte eines der modernsten in Deutschland sein."
Er weiß es natürlich besser: Der 2000 Quadratmeter große Neubau auf einem insgesamt sechseinhalb Hektar großen, wunderschön in einer Hügelkette eingebetteten Gelände ist mit das Beste, was Fußballprofis derzeit weltweit vorfinden. Die Hoffenheimer verzichten in diesem Jahr auf ein Wintertrainingslager im Süden und ziehen Aktivurlaub zu Hause vor. In Zuzenhausen, vier Kilometer nördlich von Hoffenheim auf dem Grund eines von Hopp aufwändig für seine Stiftung restaurierten Jagdschlosses gelegen, hat der SAP-Mitgründer in 18-monatiger Bauzeit rund 25 Millionen Euro verbauen lassen. Die Hoffenheimer hoffen bestimmt nicht zu Unrecht, damit auch bei Neuverpflichtungen punkten zu können.
Sie haben sich vor der Grundsteinlegung unter anderem beim FC Chelsea, beim FC Arsenal, beim AC Mailand und bei Bayern München schlaugemacht und - fast - alles umgesetzt, was sie daraus gelernt haben. Der Plan des derzeitigen Bundesliga-Siebten, auch noch einen überdachten Kunstrasenplatz anzulegen, musste allerdings aus baurechtlichen Gründen verworfen werden. Manager Jan Schindelmeiser, der von seinem geräumigen Eckbüro auf den Haupttrainingsplatz blicken kann, hatte ein Einsehen: "Das hätte fast wie ein Flugzeughangar ausgesehen und nicht in die Landschaft gepasst."
Derzeit gibt es vier Trainingsplätze, insgesamt ist Platz für bis zu acht Plätze. Die Spieler können von ihrem riesigen Umkleideraum aus aufs Spielfeld schauen. Schindelmeiser: "Uns war es wichtig, dass im Gegensatz zu üblichen Umkleidekabinen Tageslicht in die Kabine hereinscheint." Weitere Annehmlichkeiten: Schwimmbad mit versenkbarem Boden, 17 Doppelzimmer für die Mittagsruhe, hydraulische, computergesteuerte Kraftmaschinen, Lounge zum Ausspannen, Sonnenterasse in der Anmutung eines Schiffsdecks mit Blick auf den Haupttrainingsplatz.
Bereits seit einigen Monaten ist die Geschäftsstelle in einem Flügel des Neubaus beherbergt. Geschäftsführer Jochen Rotthaus ist hochzufrieden: "Von den Bedingungen her sind wir jetzt Champions League. Wir sind sehr stolz auf das, was hier in Zuzenhausen geschaffen wurde und sind einmal mehr Dietmar Hopp zu Dank verpflichtet."
Der 69-Jährige erwartet nun, dass die Mannschaft "sich in dieser neuen Umgebung schnell und gut einlebt und den nächsten positiven Schritt ihrer Entwicklung macht." Und er legt Wert darauf, dass es sich bei seiner Investition nicht um ein Geschenk handelt. Wie bereits bei der rund zehn Kilometer entfernt gelegenen Rhein-Neckar-Arena soll Hopp laut Hoffenheimer Presseerklärung lediglich die Vorfinanzierung übernommen haben, die Fußball-Spielbetriebs GmbH zahle "auch hier für die Nutzung eine marktgerechte Miete". Das ist in soweit interessant, weil Hopp höchstselbst zu 49,9 Prozent an der Fußball-Spielbetriebs-GmbH beteiligt ist und somit Miete für einen teuren Neubau zahlen soll, den er selbst bezahlt hat. Wie dem auch sei. Ohne Hopp wären die zusammen eine dreistellige Millionensumme verschlingenden Investitionen nie und nimmer möglich gewesen. Der Dank von Rotthaus ist also nur allzu berechtigt.
Das alte Trainingszentrum in Hoffenheim, gleich neben der Tankstelle, die Cheftrainer Rangnick auch künftig weiter zu nutzen versprach, wird als Jugendinternat genutzt. Im droben am Berg in Hoffenheim gelegenen Dietmar-Hopp-Stadion, wo die TSG vor zwei Jahren noch in der zweiten Liga spielte, wird in und um die ehemaligen Geschäftsräume herum ein Trainingsparadies für Kinder entstehen. Hier immerhin sind die Hoffenheimer weniger bescheiden. Sie sagen, das Paradies für die Kleinen sei "in Deutschland einmalig".