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Olympia 2021: China verliert gegen Japan - schon wird „Blutrache“ gefordert

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Von: Melanie Gottschalk

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Die Japaner:innen Jun Mizutani und Mima Ito haben beim olympischen Tischtennis-Turnier im Mixed die Sensation gegen China geschafft.
Die Japaner:innen Jun Mizutani und Mima Ito haben beim olympischen Tischtennis-Turnier im Mixed die Sensation gegen China geschafft. © Kin Cheung/dpa

Japan ist im Tischtennis-Turnier bei Olympia 2021 eine Sensation gegen China gelungen. Die Wut chinesischer Nationalisten kocht daraufhin über.

Tokio - Japan und China. Nennt man diese beiden Länder in einem Satz, verheißt es oft nichts Gutes, denn für beide Staaten ist der 15 Jahre andauernde Krieg zwischen ihnen bis heute unvergessen. 15 Jahre lang führte Japan seinen Eroberungskrieg in China, einen Krieg, in dem alle bekannten Massenvernichtungswaffen eingesetzt wurden. Dieser Krieg war ungeheuer grausam, wurde von rassistischen Ideologien angetrieben und forderte allein in China mindestens 15 Millionen Tote. Bis heute ist er weit von jeglicher Aufarbeitung durch die Beteiligten entfernt.

Die Feinschaft zwischen Japan und China ist deshalb immer noch aktuell – daran wird auch Olympia 2021 in Tokio nichts ändern. Im Gegenteil, der sportliche Wettbewerb hat die Gemüter wieder hochkochen lassen. Grund dafür ist eine kleine Sensation. Denn die Japaner:innen Jun Mizutani und Mima Ito haben beim olympischen Tischtennis-Turnier im Mixed die seit 13 Jahren anhaltende Siegesserie der Chinesen in sämtlichen Tischtennis-Wettbewerben beendet. Im Finale der Olympia-Premiere des gemischten Doppels bezwangen die Japaner die Weltmeister Xu Xin/Liu Shiwen aus China mit 4:3.

Olympia 2021: Chinesen schießen verbal gegen Japan

Der Sieg des japanischen Tischtennis-Doppels bei Olympia 2021 hat viele chinesische Nationalisten dazu veranlasst, auf Weibo – dem chinesischen Pendant zu Twitter – ihren tief verwurzelten Hass gegen Japan öffentlich zu machen. Japan führt aktuell den Medaillenspiegel an – das führt laut Daily Beast in dem chinesischen sozialen Medium zu Ärger, Schiedsrichter:innen werden wegen „unfairer Beurteilung“ attackiert, Japaner:innen werden als „kleine Teufel“ oder als „Zwerg-Pirat:innen“ bezeichnet und ein chinesischer Turner wird dafür gefeiert, dass er ein anti-japanisches Kriegslied hört.

Tischtennis gilt in China als Nationalsport. Die Niederlage bei Olympia 2021 führte auf Weibo direkt zu einer allgemeinen Welle des Hasses. Auslöser war das laut Daily Beast eher rechte japanische Magazin Yukan Fuji, das mit der Überschrift „Chinas nationale Erniedrigung“ auf die Niederlage im Tischtennis ansprach. „Ein kleiner Mann berauscht vom Erfolg. Ich kann mir so etwas in einer entwickelten Gesellschaft nicht vorstellen, sie sind immer noch so engstirnig. So erbärmlich!“, heißt es in einem Post. „Wann wird diese Insel endlich untergehen?“, heißt es in einem anderen Post.

Olympia 2021 stachelt viele Chinesen gegen Japan auf

Darüber hinaus machten auch einige Mems zu Olympia 2021 in dem sozialen Medium die Runde. Die Überschriften dazu sind teilweise erschreckend. „Unsere Blutrache mit Japan im Kopf zu behalten, ist die Standardeinstellung eines jeden Chinesen“, heißt es laut Daily Beast, oder: „Geh nicht zu nah an Japan ran oder du wirst Unglück erleiden.“

Auch viele Jugendliche und junge Erwachsene in China sprangen laut Daily Beast auf den Zug auf. „Ich habe gerade einmal drei Tage Olympia 2021 geschaut“, heißt es in einem Post. „Aber meine anti-japanische Meinung ist noch größer als in den vergangenen fünf Jahren, als ich anti-japanische Kriegsserien mit meinem Vater im Fernsehen geschaut habe.“ Die Objektivität vieler junger Chines:innen gegenüber Japan scheint also vorüber zu sein – aufgrund einer Sportveranstaltung. (msb)

China ist nicht das einzige Land, das sich aufgrund von Olympia 2021 aufregt. In Russland führen Kreml-Anhänger:innen bereits seit Wochen eine schockierende Medienkampagne gegen Schwarze Sportler:innen und Athlet:innen der LGBTQ-Gemeinschaft bei den Spielen.

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