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Moustafas Muppet-Show

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Von: Jörg Hanau

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Präsident des Handball-Weltverbandes sorgt am Ende der WM in Kroatien für einen Eklat: Generalsekretär zum Rücktritt aufgefordert

Es mag despektierlich klingen, aber es hat durchaus Sinn: Wenn Hassan Moustafa, der ebenso mächtige wie zwielichtige Präsident der Internationalen Handball-Föderation (IHF), sich den Fragen der Journalisten stellt, gerät der Auftritt zur Muppet-Show. Die gestrige Abschlusspressekonferenz der 21. Handball-Weltmeisterschaft in Zagreb bildete den Höhepunkt skurriler Inszenierungen des Ägypters mit dem Spitznamen Pharao. 50 Minuten lang ließ sich der Mann feiern, gefiel sich in Phrasen und Plattitüden. Lobte vor allem sich, ein bisschen auch den Veranstalter. Ein an Selbstherrlichkeit kaum zu überbietender Auftritt. Und wenn der bemitleidenswerte Pressechef des kroatischen Organisationskomitees den ebenfalls auf dem Podium ausharrenden IHF-Funktionären das Wort erteilte, grantelte der Pharao, schlug mit der Handfläche auf den Tisch, warf seinen Kuli beiseite und rollte sich wie ein Pubertierender in die Lehne seines Stuhls.

Rat frisst dem Chef aus der Hand

Korruptionsskandale, Dopingaffären, Veruntreuung - über Moustafa lassen sich viele schmutzige Geschichten erzählen. Neuerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt gegen die IHF wegen des "Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung" (die FR berichtete) . Im Fokus steht auch hier der umtriebige Ägypter. Fragen dazu bügelte er ab, witterte "Gefahren, die außerhalb des Handballs" liegen. Als am Sonntag ein Journalist lediglich wissen wollte, was tags zuvor auf der IHF-Ratssitzung beschlossen worden sei, antwortete Moustafa barsch: "Ich spreche hier nicht über Dinge, die nichts mit der WM zu tun haben. Wir wollen, dass die WM sauber bleibt, ohne Konflikte."

Für die ist Moustafa selbst verantwortlich. Der 15-köpfige Rat der IHF stärkte seinem obersten Funktionär jedoch weiter den Rücken, sprach Moustafa nach achtstündigen Gesprächen das Vertrauen aus und forderte vielmehr seinen Widersacher, den Schweizer IHF-Generalsekretär Peter Mühlematter, "wegen Schädigung des Rufs des Handballs während der WM" zum Rücktritt auf. "Ich bin natürlich nicht zurückgetreten", sagte Mühlematter gestern. Er will nun alles daransetzen, Moustafa und dem spanischen IHF-Schatzmeister Miguel Roca das Handwerk zu legen. "Mein Ziel ist zwar keine Vendetta, aber ich kritisiere Roca ebenso. Denn einer allein kann dafür nicht verantwortlich sein."

Mühlematter ist als streitbarer Geist in der IHF gebrandmarkt. Bereits im Dezember 2007 in Paris habe er die Mitglieder des Rats über die Unregelmäßigkeiten informiert. "Jedes Ratsmitglied hat von mir ein nicht vollständiges Dossier bekommen, weil einige Puzzleteile mit behördlichen Untersuchungen zu tun haben, die ich so nicht bringen konnte. Dieses Dossier wird jetzt ergänzt und aufgearbeitet", sagte Mühlematter. "Man könnte den Eindruck erhalten, allein zu stehen, aber so alleine bin ich gar nicht. Wenn ich harte Beweise bringe, kann ich mir nicht vorstellen, dass man die Augen weiter verschließt."

Eine weitere Kampfansage an Moustafa, der am Sonntag die Orientierung verlor. Zum Abschluss seiner Show freute er sich auf das "Halbfinale am Nachmittag". Das war schon am Freitag. Aber was macht das schon für einen Mann, für den Handball ohnehin nur Mittel zum Zweck des persönlichen Fortkommens ist.

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