Da gibt es wirklich ganz tolle Rezepte, die richtig gut schmecken. Ich kann beispielhaft nur empfehlen: Blumenkohl-Curry-Crunch, dazu Feigen mit Ziegenfrischkäse überbacken, das ist köstlich.
Sie werden vom Ernährungsexperten Dr. Feil beraten, der Ihnen ein Marathon-Einsteiger-Paket zusammengestellt hat. Was steht da drin?
In der Vorbereitung habe ich teilweise fast komplett auf Kohlenhydrate verzichtet, um im Training meinen Fettstoffwechsel zu trainieren und im Marathon länger ohne Zufuhr von Energie auszukommen. So habe ich es bereits geschafft, 40 Kilometer mit leeren Kohlenhydratspeichern und nur der Aufnahme von Wasser zu laufen. Morgens eine Scheibe Brot, das hat gereicht.
Wo bekommen Sie ihre Proteine her? Fisch essen Sie ja auch nicht.
Es gibt bei mir ein-, zweimal die Woche Tofu. Ansonsten gute Eier, gute Milch. Besonders auch Nüsse und Mandeln sind gut. Aber die Eiweißquelle schlechthin ist doch Quark. 20 Gramm auf 100 Gramm sind in Magerquark enthalten. Und allzu viel braucht man auch nicht. Pro Kilogramm Körpergewicht benötigt der Mensch rund 1,25 Gramm, Sportler vielleicht ein bisschen mehr. Das sind bei mir also 80 Gramm. Wenn ich nur 100 Gramm Quark esse, ist ein Viertel des Eiweißbedarfs gedeckt. Es gibt keine Notwendigkeit, deswegen Fleischberge zu verzehren.
Und warum wollen Sie den Marathon ohne Nahrungsaufnahme durchlaufen? Weil Sie es nicht anders kennen von der Bahn?
Beim Marathon reichen die Kohlenhydratvorräte unter normalen Bedingungen nur bis etwa Kilometer 33, sodass man sich eine Taktik überlegen muss, die gesamten 42,195 km durchzuhalten. Die letzten Wochen habe ich bewusst auf Kohlenhydrate verzichtet und meinen Fettstoffwechsel maximal trainiert. Ich denke, dass dieser Weg für mich aus mehreren Gründen von Vorteil sein wird. Ein Grund ist, dass mein Körper während des Laufens nicht mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt sein wird, was immer Zeit kostet.
Was bedeutet das konkret?
Ich werde bei meinem ersten Marathon vollgefuttert an der Startlinie stehen, in etwa wie ein vollgetankter Formel 1 Wagen. Die ersten 20 Kilometer werde ich etwas träge anrollen, nach 30 Kilometern sollte sich das Gefühl einstellen, jetzt geht es richtig los, dann habe ich alles richtig gemacht. Weniger Kohlenhydrate bedeuten weniger Gewicht und umso schneller werde ich auf den letzten Kilometern laufen können. Bei Kilometer 35 entscheidet sich, wie viel noch im Tank ist. Ich bin aber trotz meiner 40-Kilometer-Läufe im Training selbst gespannt, wie das jetzt in Renngeschwindigkeit funktioniert.
Sie wollen also wirklich nur Wasser trinken?
So ist das geplant. Aber wenn mir unterwegs schummrig wird, dann gibt es sicherlich auch einen Plan B, bei dem ich zu Verpflegung greife – da gibt es also einen Rettungsanker. Wenn ich beispielsweise Zucker zu mir nehme, ist das in erster Linie für den Kopf. Was ist denn in den Energiegeln drin? 120 Kilokalorien, die reichen eigentlich nur für zwei Kilometer, bringen dich aber mental unheimlich weiter.
Aber Sie gönnen sich hinterher schon ein Bier, oder?
Ich bin kein Bier-Fan. Vielleicht mal ein Alkoholfreies, aber den Elektrolythaushalt kann man auch auf andere Art ausgleichen.
Viele sagen, Ihr Start ziele auf das Motto „Sekt oder Selters“ hinaus. Ist Ihre Zielsetzung für das Debüt über die 42,195 Kilometer nicht zu ambitioniert?
Warum denn? Nach nur neun Wochen Vorbereitung einen Marathon zu laufen ist ambitioniert, aber machbar. Ich habe mir die Halbmarathonzeiten der Kenianer angesehen, die in der Liste stehen. Aufgrund meiner Vorleistungen sehe ich keinen Grund, davon abzuweichen. Ich will mutig da rangehen, keine Angst zeigen; vielleicht gehe ich sogar bewusst naiv an diesen ersten Marathon. Ich werde mir die Strecke in vier Zehn-Kilometer-Läufe mit Schlussspurt einteilen. Vorteil der kurzen Vorbereitungszeit ist sicher auch, dass man gar nicht so sehr über die Distanz nachdenkt, sondern einfach nur läuft.
Mal angenommen, Sie laufen in 2:10:48 Stunden am Sonntag in die Festhalle und fühlen sich noch verhältnismäßig fit: Sagen Sie dann, ich mache nichts anderes mehr als Marathon?
Nein. Das ist nicht realistisch. Ich erhoffe mir durch das Marathontraining auch einen Schub für meine Karriere auf der Bahn.
Was wird denn Ihre Lieblingsstrecke für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro sein?
Das wird sich zeigen. 10 000 Meter sind eine tolle Strecke, aber natürlich wäre ein Marathon bei Olympischen Spielen auch etwas ganz Besonderes. Ich wehre mich dagegen, in Schubladen von Bahnläufern oder Straßenläufern zu denken. Man kann sicherlich von der Bahn viel mitnehmen auf die Straße, aber das gilt umgekehrt auch.
Interview: Frank Hellmann