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Die launische Diva

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Von: Ingo Durstewitz

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Macht bei Hertha oft den Unterschied aus: Marko Pantelic, stürmende Diva der alten Dame. Den Serben zieht es am Saisonende vermutlich weg aus Berlin.
Macht bei Hertha oft den Unterschied aus: Marko Pantelic, stürmende Diva der alten Dame. Den Serben zieht es am Saisonende vermutlich weg aus Berlin. © dpa

Der eigenwillige Marko Pantelic macht wieder den Unterschied.

Marko Pantelic, die Diva der alten Dame, versteht sich zu inszenieren. Er liebt die Theatralik, die großen Gesten. Als er sein erstes Tor erzielte gegen Frankfurt, da stopfte er den Ball unters Trikot, malte ein Herz in die Luft und brüllte Grüße an seine im sechsten Monat schwangeren Frau Tijana in die Kamera. Und später, als er endgültig zum Matchwinner avanciert war, zelebrierte er seinen Abgang. Erst ließ er sich minutenlang behandeln, dann humpelte er in Superzeitlupe vom Platz. Das dauerte gefühlte zehn Minuten. Nicht alle fanden diese fürwahr unschöne Verzögerungstaktik dufte. "Das war nicht mehr mitanzusehen", meckerte Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel, "das war die reine Provokation." Zu Pantelic' Verteidigung sei angemerkt: Verletzt war er wirklich. Die Kapseln in Knie und Knöchel sind verletzt, eine Woche Pause.

Pantelic, 30, ist das, was man ein Enfant terrible nennt. Er polarisiert, er ist der Mann, an dem man sich wunderbar reiben kann. Vor dem Spiel hatte er noch am Donnerstag den Zapfenstreich weit überzogen. Bei der Geburtstagsfeier von Mitspieler Gojko Kacar war er um 1.52 Uhr fotografiert worden und musste dafür 2000 Euro Strafe zahlen. Trainer Lucien Favre, kein Freund des Streitbaren, überlegte ernsthaft, ihn auf die Bank zu setzen. Er entschied sich dagegen. "Es war meine Intuition, ihn spielen zu lassen." Alles richtig gemacht.

Und als Pantelic dann die Eintracht im Alleingang erlegt hatte, da hielt er Hof in der Mixed Zone. 25, 30 Reporter quetschten sich im Halbkreis um ihn und reckten den Kopf nach vorne, als wollten sie beim Hundertmeterlauf wichtige Zentimeter rausschinden. Alles nur, um ja einen O-Ton des Serben zu erhaschen. "Ich gebe immer alles für den Verein und lasse mich nicht hängen", sagte dieser knapp.

Pantelic ist so etwas wie die Lebensversicherung der Hertha, er hat sechs Tore geschossen, vier vorbereitet. "Er ist ein unglaublicher Stürmer mit großem Torinstinkt. Er ist unglaublich wichtig für uns", lobte Kapitän Arne Friedrich.

"Mehr kann man nicht machen"

Das kann man sagen. Denn es ist ja nicht so, dass die Berliner atemberaubenden Fußball auf den Rasen werfen. Sie spielen pragmatisch, und da bedarf es individueller Klassespieler, die den Unterschied machen können. Gegen die Hessen erzielte der als Egomane verschrieene Pantelic beide Treffer und holte einen Strafstoß heraus. "Sehr viel mehr kann man als Stürmer nicht machen", sagte Dieter Hoeneß.

Natürlich ist der Manager gefragt worden, ob Pantelic über den Sommer hinaus in der Kapitale Fußball spielt. Sehr wahrscheinlich ist ein Verbleib nicht, zumal er weiter nach einem langfristigen Vertrag mit vier Millionen Euro Jahressalär verlangt. Den Stürmer zieht es weg, und auch Favre, der den Kollektivgedanken hochhält, kommt mit dem extravaganten Spieler nicht wirklich klar.

Und doch hat Pantelic, das weiß auch Favre, seinen Anteil am Hertha-Höhenflug, der die Berliner auf Rang zwei katapultiert hat. Warum, das weiß keiner so recht, und als Hoffenheim-Jäger fühlen sich die Berliner nicht wirklich. "Am Ende wollen wir unter den ersten fünf oder sechs bleiben", sagte Hoeneß. Pantelic soll dafür sorgen.

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