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„Kerle mit Eiern inne Buxe“

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Von: Ingo Durstewitz

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Thorsten Legat: „Immer Castroper Straße rauf.“
Thorsten Legat: „Immer Castroper Straße rauf.“ © imago

Thorsten Legat, ehemaliger Fußballprofi und jetzt Instinkttrainer, kehrt mit einer denkwürdigen Pressekonferenz auf die Fußball-Bühne zurück.

Zunächst einmal die dürren Fakten vorneweg: Am zehnten Spieltag der Landesliga Niederrhein hat der FC Remscheid sein Heimspiel in einem dramatischen Duell gegen den Tabellenzweiten Cronenberger SC mit 1:0 gewonnen. Es war der erst dritte Saisonsieg und ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen den Abstieg. In Remscheid glauben nicht wenige, dass dieser wichtige Dreier auf einen Mann zurückgeht, der seit ein paar Tagen das Trainerzepter am Röntgen-Stadion schwingt: Thorsten Legat, 46 Jahre alt, 243-facher Bundesligaspieler. Ein Kerl wie ein Baum, ein Ruf wie Donnerhall.

Der Ex-Profi ist vor ein paar Tagen als neuer Coach des Sechstligisten präsentiert worden. Die Pressekonferenz wurde live gefilmt, und man muss sagen: Das ist gut so, sonst wäre der Nachwelt ein gutes Stück Sportgeschichte vorenthalten geblieben. Die Vorstellung des Thorsten Legat war nämlich eine denkwürdige Veranstaltung.

Legat, ein Mann aus einfachen Verhältnissen, lieferte eine fast schon unglaubliche Darbietung ab, er lief zu Höchstform auf und feuerte Wortkreationen ab, die ihn quasi über Nacht wieder zur Berühmtheit machten und ihn wieder ins Rampenlicht zurückführten. Das Internet glüht förmlich, in vielen sozialen Netzwerken ist Legats Einstiegs-Pressekonferenz ein Dauerbrenner und nimmt Spitzenplätze bei den meistgeklickten Videos ein. Die einzigartige PK des Thorsten L. ist längst Kult im Netz.

Legat, der Instinkttrainer

Legat, als Profi ein Muskelprotz mit vielen merkwürdigen und skurrilen Auftritten, führte sich in dem kleinen Vereinsheim gleich mal als „Instinkttrainer“ ein und überraschte, während er sich mit beiden Händen öfter mal durchs Gesicht fuhr, mit der Einlassung: „Ich komme nur wegen dem FC Remscheid. Das ist eine Faszination, hier sein zu dürfen. Mein größter Wunsch war, einmal für den FC Remscheid Trainer sein zu dürfen. Das ist jetzt eingetroffen.“ Ob Legat jetzt den Landesligisten mit Real Madrid verwechselte, ist nicht überliefert, aber nicht sehr wahrscheinlich. Schließlich wohnt der Familienvater nur zehn Minuten vom Sportplatz entfernt und hat erst vor einem guten Jahr den Konkurrenten FC Wülfrath vor dem Abstieg gerettet. Da kennt er sich aus, weil die Amateurklassen „mein Trauma sind“. Legat übrigens bezeichnete den FC Remscheid mit einiger Hartnäckigkeit als „FC Reehmscheid“.

Legat, als Spieler ein Kämpfer vor dem Herren und mit manch unbedachter Äußerung und Aktion am Start, ging in die Vollen und entpuppte sich als Verbalakrobat erster Güte. „Mein Beweggrund war, dass die Mannschaft Kapital hat“, setzte er an. Er werde den Klub umkrempeln. Spieler, die sich trotz kleinerer Verletzungen abmeldeten, könne er nicht brauchen. „Ich lebe für den Verein. Wenn die Leute meinen, sie müssen aufhören, nur weil sie den Finger gebrochen haben am Finger...Fußball spielen kann jeder.“ Und das Saisonziel ist für den Malocher aus Bochum ohnehin klar: „Meine Aufgabe ist richtungswegend Klassenerhalt.“

Ab sofort werden die Uhren in Remscheid anders gehen, was Legat auch damit dokumentierte, dass er immer wieder mal demonstrativ auf seine Armbanduhr schaute. „Training immer um acht. Auch zwei Stunden.“ Er könne zwar in drei Tagen nicht alles auf den Kopf stellen, „aber ich kann in den Köpfen der Spieler eins sagen: Dass sich andere Zeiten hier in Remscheid ändern.“ Natürlich seien seine Spieler „Menschen mit Gefühlen“, und natürlich gehe man da „freitags mal schön weg und ballert sich den Arsch voll. Aber nicht mehr bei mir.“

Den Allerwertesten aufreißen - doppelt

Er könne nur „Leute brauchen, die sich den Allerwertesten nicht nur aufreißen, sondern sich für den FC Remscheid den Gefallen tun und sich den Allerwertesten noch mal aufreißen.“ Er brauche, ganz klar, „Kerle mit Eiern inne Buxe“.

Ansonsten werde er die Spieler vor allem physisch auf Vordermann bringen, denn er habe gehört, dass „die Fitnesszulassung der Mannschaft auf 70 Prozent ist.“ Legat sah nicht so aus, als ob ihn das erfreue. Aber er werde das schon hinkriegen, denn „die Investition von den Spielern wird am Tage geführt und die Einstellung ist immer Fakt.“ So ungefähr ging die PK dann weiter und auch zu Ende, und natürlich hat jeder ungefähr verstanden, was Thorsten Legat sagen wollte, aber so richtig auch wieder nicht.

Dem Trainer, auch bekannt als Promi-Boxer, ist nicht verborgen geblieben, dass er mit seinem Auftritt für mächtig Schmunzeln gesorgt hat. Solle man sich nur lustig machen. „Ich bin authentisch, ich kann mich nicht verstellen“, beschied er nur. Das stimmt.

Legat war immer einer, der sagte, was ihm durch den Kopf ging, geradeaus, unverblümt, direkt. Und auch nicht klug. Wie er zum Bodybuilding kam, ist er mal gefragt worden. Und die legendäre Antwort: „Immer Castroper Straße rauf.“

Es gibt eine Menge solcher Sprüche von Thorsten Legat, der unlängst seine Biografie „Wenn das Leben foul spielt“ veröffentlichte. Sie waren nicht immer besonders klug, die Aussagen. Und es gibt eine Menge Dinge in jungen Jahren, die er besser nicht getan hätte, er weiß das längst. Etwa „Negersaft“ auf die Trinkpulle seines dunkelhäutigen Mannschaftskameraden Pablo Thiam beim VfB Stuttgart zu schreiben. Er würde das gerne ungeschehen machen, aber solche Fehltritte gehören eben auch zu seiner Vita wie die 16 Jahren in der Bundesliga beim VfL Bochum, SV Werder Bremen, mit dem er 1993 Deutscher Meister wurde, Eintracht Frankfurt, dem VfB Stuttgart und Schalke 04.

Zu seiner legendären Pressekonferenz sagte Thorsten Legat ein paar Tage später, er habe „zwei, drei Fauxpas‘ gehabt“, für die er sich entschuldigen möchte. „Aber damit belassen wir es auch.“ So soll es sein.

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