Kaufrausch

Vier Jahre ist es her, da wurde im Zuge der Neuregelung gegen den unlauteren Wettbewerb ganz offiziell der Sommer- und Winterschlussverkauf (SSV und WSV)
Vier Jahre ist es her, da wurde im Zuge der Neuregelung gegen den unlauteren Wettbewerb ganz offiziell der Sommer- und Winterschlussverkauf (SSV und WSV) abgeschafft. Eine Regelung, an die sich in der Geschäftswelt längst keiner mehr hält. Und auch in der Fußball-Bundesliga feiert der Kaufrausch fröhliche Urständ. Heute endet die zweite Transferperiode. Am Wochenende ging es noch einmal zu wie auf dem Grabbeltisch, auf dem selbst ein Supertalent wie Toni Kroos zu haben war. Gut möglich, dass die bis Freitag zurückhaltend investierten 15 Millionen Euro sich in den letzten drei Tagen verdoppeln - und die Berater reiben sich die Hände.
Manch Transfer macht Sinn - zumindest aus Sicht des Verkäufers. Ein Albert Streit auf der Schalker Tribüne oder ein Diego Klimowicz auf der Dortmunder Bank belasten das Arbeitsklima und den Personalkostenetat. Erstaunlich, dass am Ende auch fast alle moralischen Bedenken fallen. Eigentlich kein Problemprofi, der nicht noch einen neuen Arbeitgeber findet, der ihn fast so fürstlich entlohnt wie der alte. In Berlin wird Leandro Cufre vorgestellt, wo doch genau dort der argentinische Nationalverteidiger nach dem WM-Viertelfinale Per Mertesacker die Stollen in die Genitalien rammte; in Hoffenheim glaubt man, dass aus dem Zauderer Boubacar Sanogo wieder der Zauberer wird; in Hannover wirft man alle Bedenken über Bord, die sich um den Menschen Streit ranken.
Und in Hamburg hat die Betriebsamkeit kurz vor Toreschluss fast schon Tradition - gut möglich, dass sich die Scheich-Millionen für Nigel de Jong in einen venezolanischen Defensivallrounder, einen französischen Mittelfeldspieler und einen marokkanischen Torwart investiert werden. Dass damit die Gefahr von Fehlern wächst, versteht sich von selbst. Deshalb will der HSV ja schnell noch Thiago Neves los werden - gekauft vor einem halben Jahr. In letzter Minute im SSV.