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"Ich fahre verdammt gern Ski"

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Zwei, die sich trotz großer Konkurrenz mögen: Maria Riesch (li.) und ihre US-amerikanische Freundin Lindsay Vonn.
Zwei, die sich trotz großer Konkurrenz mögen: Maria Riesch (li.) und ihre US-amerikanische Freundin Lindsay Vonn. © rtr

Maria Riesch über Freundschaft und Konkurrenz, ihr Verhältnis zum Schnee und den Ekel vor Fischen.

Frau Riesch, ihre schärfste Konkurrentin im Skiweltcup ist gleichzeitig ihre beste Freundin. Sie und Lindsay Vonn können mit dieser Situation scheinbar ganz normal umgehen ...

... ja, schaut tatsächlich so aus - gell. Wir kennen uns schon lange supergut. Das reicht in die Zeit zurück, bevor wir beide zur Weltspitze gehörten. Da hat sich durch den Erfolg von uns beiden nichts verändert. Klar ärgert es mich, wenn es bei mir nicht so gut läuft. Wenn die Lindsay dann noch gewinnt und ich null Punkte hole, ist das nicht lustig, das ist bitter. Ich kann mich dann aber auch recht schnell über ihr gutes Rennen freuen. Sie hat es sich halt verdient. Aus. Ende.

Wenn Lindsay Vonn Mitte März mit einem Punkt Vorsprung den Gesamtweltcup gewinnt?

Dann habe ich Pech gehabt, dann ist das Ding gelaufen.

Wie lange brauchen Sie dann, um sich mit ihr zu freuen?

Keine Ahnung.

Deutschland hat mal wieder einen richtigen Winter mit heftigem Frost und Schnee im ganzen Land erlebt. Für Sie ist, inklusive der Sommer-Trainingslager am anderen Ende der Welt, fast zwei Drittel des Jahres Winter. War das trotzdem für Sie ein besonderes Erlebnis?

Naja, ich war meistens unterwegs. Als es losging zu Hause mit dem Schneefall, waren wir zum Beispiel in den spanischen Pyrenäen. Ich habe vom deutschen Winter gar nicht so viel mitbekommen, zumal wie häufig zu Weihnachten, als ich zu Hause war, Tauwetter einsetzte. Das war schade.

Viele Schwimmer sagen, dass sie zum Wasser ein besonderes Verhältnis haben, dass sie es "greifen können". Haben Sie ein besonderes Gespür für Schnee?

Na klar. Wenn man so viel damit zu tun hat, dann hat man natürlich ein besonderes Verhältnis zum Schnee. Ich bin vor kurzem mal gefragt worden,ob es mir genau so geht wie manchen Schwimmern, die irgendwann kein Wasser mehr sehen können und dann dorthin in Urlaub fahren, wo es weder Meer noch einen Pool gibt. Bei mir ist das etwas anders. Ich werde sicher nicht Urlaub machen, um Ski zu fahren, aber ich freue mich trotzdem immer, wenn es schneit. Es gibt nichts Schöneres, als in dieser besonderen, stillen Atmosphäre spazieren zu gehen gehen.

Haben Sie, um es salopp zu sagen, manchmal nicht auch die Schnauze voll davon, ständig im Schnee herumzustapfen?

Am Ende der Saison reicht es dann tatsächlich. Ich fahre dann ans Meer, wo es schön warm ist. Aber nach sechs bis acht Wochen ohne Schnee kommt bei mir schon wieder die Lust aufs Skifahren.

Um fünf Uhr früh aufzustehen, um sich bei Eiseskälte und manchmal auch heftigem Schneefall auf ein Rennen vorzubereiten, ist gewiss nicht lustig?

Während der Saison ist man so in dem ganzen Clinch drin, da muss man sich nicht besonders motivieren. Ich freue mich da einfach auf die Rennen. Im Sommer im Trainingslager irgendwo in Neuseeland, kann's schon mal zäh werden. Da stehen wir auch jeden Tag um sechs Uhr auf und erst nach sechs Tagen Schneetraining gibt es einen schneefreien Tag.

Sie fahren gerne ans Meer, haben Sie gesagt. Sie finden es aber eklig, wenn Ihnen beim Baden die Fische um die Beine schwimmen. Haben Sie auf den Malediven den Kopf dennoch mal tief ins Wasser gesteckt?

Ich habe keine Ahnung, wo das herkommt, aber alles, was so um mich herum kreucht und fleucht, also Fische und Krabbeltiere, sind nicht mein Ding. Ich habe aber mal geschnorchelt. War ganz nett, aber jeden Tag brauche ich das nicht. Warum Taucher sich freuen, wenn sie einen Hai sehen, kann ich nicht nachvollziehen.

Sie haben viel Erfolg, aber auch schon viel Verletzungspech gehabt. Sie selbst haben sich nach ihren zwei Kreuzbandrissen mal ein Stehaufmandl genannt.

Ich denke, es war ein Glück, dass ich vor den Verletzungen schon Rennen gewonnen hatte, ich war schon Dritte im Gesamtweltcup. Ich wusste, wie sich das anfühlt, ganz oben zu stehen. Für dieses Gefühl habe ich gekämpft. Und ich fahre nun mal verdammt gern Ski. Mit der Zeit geht auch die Angst wieder weg.

Interview: Jürgen Ahäuser

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