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Triathlon-Star Jan Frodeno macht Ironman daheim - und sammelt riesige Geldsumme

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Von: Frank Hellmann

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Jan Frodeno absolviert den ersten Ironman von zuhause und sammelt dabei 200.000 Euro im Kampf gegen das Coronavirus.

Video Jan Frodeno Ironman zuhause

Am Ende seiner ungewöhnlichen Tortur zuhause wusste Jan Frodeno wohl selbst nicht, was der Ausnahmetriathlet mehr strapaziert hatte: seinen Körper oder seine Stimmbänder. 

Auf jeden Fall hatte der Ironman-Weltmeister nach 8:33:40 Stunden noch die Kraft, stilecht mit einer Siegerpose die Fäuste zu ballen: Zumindest die imaginäre Zielankunft in seinem Haus am Stadtrand von Girona sollte an das Erreichen des gespannten Zielbandes in Kona erinnern, wo der Modellathlet vor sechs Monaten nach 7:51:13 Stunden die Maßstäbe beim Ironman Hawaii verschoben hatte. 

Ironman daheim - Jan Frodeno macht den Triathlon im Homeoffice 

Doch beim ersten „Tri@home“, einem Ironman daheim, ging es nicht um Bestzeiten, sondern um eine Hilfsaktion mit Symbolcharakter: daheim bleiben und doch etwas Gutes tun. 

Die Strapaze über 3,8 Kilometer Schwimmen im eigenen Pool, 180 Kilometer Radfahren auf der Rolle und 42,195 Kilometer Laufen auf dem Laufband diente letztlich einem guten Zweck. 

Jan Frodeno sammelt 200.000 Euro Spenden ein beim imaginären Ironman-Triathlon zuhause

Jan Frodeno sammelte im imaginären Wettkampf gegen sich selbst bereits mit der Zielankunft mehr als 200.000 Euro an Spenden ein. Eine stolze Summe, die mittels der Plattform (www.viprize.org/frodeno) über die Feiertage noch aufgestockt werden kann. 

Der eine Teil des Geldes soll den Helfern in seiner nordspanischen Wahlheimat zugutekommen, die in erster Reihe gegen das Coronavirus kämpfen. Der andere Teil fließt in die Organisation „Laureus Sports for Good“, die verschiedene Projekte nach der Krise anstoßen will. 

Jan Frodeno macht einen Triathlon zuhause - und sammelt 200.000 Euro 

Der 38-jährige Jan Frodeno wirkte am Ostersamstag nach seinem vielleicht ungewöhnlichsten Ausdauer-Dreikampf seiner Karriere nicht entkräftet, aber allemal erschöpft und ermattet. Vielleicht auch, weil er fast permanent auf digitalem Wege kommuniziert hatte. „Ich werde das wahrscheinlich nicht wiederholen. Aber ich kann nicht in Worte fassen, was sich heute entfaltet hat“, sagte Jan Frodeno danach. 

„Ich bin überwältigt von der Unterstützung und den Spenden. Und alles in der Komfortzone meines eigenen Hauses. Danke an alle, die online unterstützt, zugeschaut, gespendet, geradelt oder gelaufen sind. Vielleicht sogar geschwommen.“ 

6000 bis 9000 Menschen schauten Jan Frodeno beim Ironman daheim zu 

Zwar hatte der Ironman-Weltmeister eher nicht dazu ermuntert, ihn nachzuahmen, aber speziell die Disziplinen Radfahren und Laufen konnten über die Simulations-Plattform Zwift direkt mit seinen Vergleichsparametern bestritten werden. 

Im Live-Stream über Frodenos Facebook-Profil schauten meist zwischen 6000 und 9000 Fans zu, aktiv folgten ihm rund 1000 Mitstreiter: die meisten aus dem ambitionierten Freizeitbereich, aber auch Sportstars wie die Fußball-Weltmeister Mario Götze und André Schürrle, Tennis-Ikone Boris Becker und Tennisspielerin Andrea Petkovic, Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara oder der ehemalige Skirennfahrer

Felix Neureuther. 

Jan Frodeno macht live einen Triathlon zuhause und die Welt schaut zu 

Die Langdistanz im Homeoffice hatte der in Köln geborene, in Südafrika aufgewachsene und mit der australischen Triathlon-Olympiasiegerin Emma Snowsill verheiratete Jan Frodeno wegen der rigorosen Ausgangssperre in Spanien selbst als Kampf „gegen die eigene Hilflosigkeit“ tituliert, die auch seinen Manager und Freund Felix Rüdiger mehr forderte als gedacht. 

Es bedurfte schließlich einiger Umbauten auf dem großzügigen Anwesen der vierköpfigen Familie Frodeno, schließlich ist gewöhnlich nicht das technische Equipment für den „Big-Brother-Effekt“ vorhanden. Um 8 Uhr stieg der Triathlet Jan Frodeno im Morgennebel mit seinem Neoprenanzug ins 13 Grad kalte Wasser, um der Gegenstromanlage mit langen Kraulzügen zu trotzen. Dass anfangs auch sein Hund Duke ins Bild kam und interessiert das nach Luft japsende Herrchen anbellte, steigerte auf jeden Fall den Unterhaltungswert. Die Gegenstromanlage in den neun Meter langen Pool hatte sich der dreifache Hawaii-Champion kurz vor Ausbruch der Pandemie bauen lassen. Nach 47 Minuten war die erste Disziplin bewältigt – und damit fast exakt die Zeit erreicht, die der 1,94-Meter-Mann auch in der Bucht von Kona im aufgewühlten Pazifik brauchte. 

Ironman zuhause: Jan Frodeno redet beim Radfahren fast unentwegt 

Und genau wie bei seinem Radritt in der Lavawüste auf Big Island benötigte Eisenmann Jan Frodeno für die 180 Kilometer mit rund 4:15 Stunden eine ähnliche Zeit, obwohl er unterwegs diesmal fast pausenlos redete, um den Wissensdurst der Sportler-Gemeinde zu stillen. 

Die Moderation übernahm der Luftlinie nur einen Kilometer entfernt sitzende Till Schenk, der mindestens ebenso ausdauernd gegen die Eintönigkeit ankämpfte. Für Abwechslung sorgte zudem Ehefrau von Jan Frodeno Emma, die nicht nur frischen Kaffee brauchte, sondern auch die Hauptrolle beim Backen eines Bananenbrots einnahmen. Zu erfahren war, dass nicht nur reife Bananen, Eier, Butter und Mehl zu den Zutaten gehören, sondern auch zwei Esslöffel Bier. Die Not macht vielleicht auch in kulinarischer Hinsicht erfinderisch. „Das ist der erste Ironman, bei dem ich mehr Kalorien zu mir nehme, als ich verbrenne“, scherzte Frodeno zwischendrin. 

Jan Frodeno isst beim Ironman Bananenbrot 

Der Vorzeigesportler versicherte nach dem vielleicht außergewöhnlichsten Erlebnis seiner mit vielen Erfolgen und Enttäuschungen gepflasterten Karriere, dass er nicht vorhabe, beizeiten so etwas wieder zu tun. 

Vielleicht bleibt Jan Frodeno aber auf absehbare Zeit gar nichts anderes übrig. Die Ironman-Serie mit ganzjährig mehr als 235 Wettkämpfen ist ja so angelegt, dass sich die zähesten Eisenmänner in weltumspannenden Wettkämpfen in 55 Ländern für den alljährlichen Höhepunkt auf Hawaii qualifizieren können. Die durch einen Besitzerwechsel noch mehr auf Profitstreben ausgelegte Dachmarke tut sich indes mit einer realistischen Einschätzung der Pandemie außerordentlich schwer. 

Jan Frodeno macht Ironman zuhause: Wie geht es nach Corona weiter mit dem Triathlon-Sport?

Lange hat es gedauert, bis die ursprünglich für den Juni geplanten Deutschland-Rennen im Kraichgau, in Hamburg und Frankfurt auf unbestimmte Zeit verlegt worden sind. 

Unverrückbar hält das Headquarter in Tampa/Florida am Termin der Ironman Weltmeisterschaft am 10. Oktober fest. Kürzlich wurden die Hawaii-Qualifikationskriterien insofern modifiziert, dass erstmals Startberechtigungen auch über ein so genanntes Legacy-Programm erteilt werden. Vielleicht sind in wenigen Monaten auch Slots über einen wie auch immer gearteten „Ironman daheim“ keine Utopie mehr. Der Weltmeister Jan Frodeno hätte der Konkurrenz eine solche Erfahrung dann voraus.

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