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Eine Überraschung auch für sich selbst

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Zeigt sich nüberwindbar: Robert Enke.
Zeigt sich nüberwindbar: Robert Enke. © ap

Hannovers Torwart Robert Enke feiert unter den Augen von Bundestorwarttrainer Andy Köpke gelungenes Comeback.

Von JAN CHRISTIAN MÜLLER

Fast vier Monate lang hatte Robert Enke wegen eines im Training der Nationalmannschaft erlittenen Kahnbeinbruchs in der linken Hand nicht mehr bei einem Pflichtspiel im Tor gestanden. Als der 32-Jährige nun am Samstag wieder seinen Stammplatz zwischen den Pfosten von Hannover 96 einnahm, glaubte er selber noch nicht, schon wieder bei "hundert Prozent" seiner Leistungsfähigkeit angelangt zu sein. Zwar hatte er kein Vorbereitungsspiel ausgelassen, um Spielpraxis zu erlangen. Aber nach seiner in der Tat überragenden Leistung beim 1:0 gegen Schalke 04 wunderte sich Enke selbst, wie gut er mit 70, 80 Prozent schon wieder Bälle abwehren kann. Die Schalker Stürmer brachte er jedenfalls reihenweise mit seiner Reaktionsschnelligkeit zur Verzweiflung, auch schwierige Flanken fing er erstaunlich gelassen ab, nur eine einzige Unsicherheit bei einem Rückpass unterlief ihm, und hinterher holte er sich jede Menge Lob vom Vorgesetzten ab. Klubchef Martin Kind nahm seinen besten Mann kurz mal in den Arm und ließ ihn wissen: "Unglaublich, wie Du gehalten hast." Mannschaftskollege Christian Schulz hatte dem Torwart schon auf dem Platz voller Hochachtung wissen lassen: "Super, dass du wieder da bist. Du bist mit deiner Ausstrahlung unersetzlich für die Mannschaft."

Das hatte auch Bundestorwarttrainer Andreas Köpke als Gast im Stadion gesehen. "Er wurde, wie alle anderen Gäste auch, aufmerksam von uns betreut", scherzte Martin Kind, "aber mehr wird ihn die Leistung von Enke gefreut haben." Nach dem Spiel steckten der Torwart und der Torwarttrainer noch die Köpfe zusammen. Möglich, dass Enke beim nächsten Länderspiel am 11. Februar in Düsseldorf gegen Norwegen schon wieder zum Kader gehört. Der Kontakt zu Köpke sei nie abgerissen, teilte Enke mit und konnte seine Freude nur mühsam hinter seiner typischen zurückhaltenden Grundhaltung verbergen. "Schön, dass ich auch mal ein paar spektakuläre Bälle halten konnte. Mir wird ja mehr das sachliche Spiel nachgesagt", sagte er mit einer Spur Ironie in der Stimme.

Sein Trainer Dieter Hecking, der in der Enke-losen, tristen Herbstzeit nur zwei Siege aus zehn Spielen erreicht hatte, drückte es so aus: "Es war eine Punktlandung von Robert, die ich ihm, ehrlich gesagt, so schnell gar nicht zugetraut hätte. Er hat sich mit einer hoch professionellen Einstellung zurück gearbeitet." Die Sicherheit, interpretierte der erleichterte Coach, komme wohl "mit dem Adrenalin". Jeder hätte gesehen, "welch hervorragenden Torwart Hannover 96 hat. So einen Torwart kann die Nationalmannschaft auch haben."

Der Wink mit dem dicken Zaunpfahl dürfte beim Deutschen Fußball-Bund angekommen sein. Allerdings: In Hannover zeigte auch Enkes Gegenüber, der zehn Jahre jüngere Manuel Neuer, eine starke Leistung. Der U-21-Torwart drängt sich für eine Nominierung ins A-Team nicht erst seit Samstag auf. Ihm gehört die Zukunft, es könnte angesichts der weiteren Enke-Konkurrenten René Adler (23) und Tim Wiese (27) und vielleicht eines Tage auch wieder Timo Hildebrand (29) auch nachvollziehbare Gründe für Bundestrainer Joachim Löw geben, auf dem Weg zur WM 2010 nicht mehr auf den zuverlässigen und erfahrenen und sehr teamorientiert denkenden Enke zu bauen. Es wird eine schwierige Entscheidung, in die auch menschliche Argumente mit einfließen und für Enke sprechen könnten.

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