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Dilemma

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Reinhard Sogl ist Redakteur in der Sportredaktion der FR.
Reinhard Sogl ist Redakteur in der Sportredaktion der FR. © FR

Die 800-Meter-Weltmeisterin aus Südafrika, Caster Semenya, droht mit Klage. Das Prüfungs-Procedere erweist sich nämlich als Ultra-Marathon. Bis zu einem Ergebnis sollte sie starten dürfen. Von Reinhard Sogl

Von Reinhard Sogl

Es war klar, dass die Untersuchung des heiklen Falles Caster Semenya durch den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) kein Mittelstreckenrennen werden würde. Zu viele medizinische, psychologische, ethische, juristische, ja auch finanzielle Aspekte müssen schließlich bedacht werden in der Causa der 800-Meter-Weltmeisterin aus Südafrika, an deren Geschlechtszugehörigkeit erhebliche Zweifel aufgekommen sind. Dass sich das wie auch immer geartete Prüfungs-Procedere aber als ein Ultra-Marathon erweist, war nicht zu erwarten gewesen und ist allenfalls damit zu rechtfertigen, dass der 19 Jahre alte Mensch mit den maskulinen Zügen durch die Aufarbeitung möglichst wenig Schaden nimmt.

Dann aber muss Caster Semenya auch erlaubt sein, jetzt an Wettkämpfen teilzunehmen und nicht so lange ausgeschlossen zu bleiben, bis die Ergebnisse im Juni angeblich präsentiert werden. Schließlich hat sich die Läuferin, die laut weder dementierten noch bestätigten Medienberichten vom vergangenen September (!) Merkmale beider Geschlechter aufweisen soll, nach allem, was bislang bekannt ist, keines Vergehens gegen Regeln schuldig gemacht. Dass Caster Semenya gegen ihr praktiziertes Startverbot jetzt juristische Schritte einleiten will, um sich für die finanziell lukrative Saison in Europa in Form bringen zu können, ist daher nur verständlich.

Da nach mittlerweile acht Monaten der biologische Sachverhalt geklärt sein muss, scheint es der IAAF allein um eine Lösung dafür zu gehen, wie sie mit dem mutmaßlichen Fall von Hermaphroditismus umgehen soll. Ein fraglos schwieriges Unterfangen, denn separate Wettkämpfe für Zwitter sieht das Regelwerk der IAAF nicht vor und kann es auch nicht. Lässt sie die Südafrikanerin im Fall nachgewiesener Intersexualität aber weiterhin bei den Frauen laufen, sind Boykottaufrufe der zurecht um ihre Chancen fürchtenden Konkurrentinnen unvermeidlich.

Schließt der Verband Semenya von Frauenrennen aus, wird sie wohl klagen. Es wäre also nicht verwunderlich, würde sich die IAAF dieses Dilemmas durch einen wie auch immer gearteten Vergleich entledigen. Dann bliebe allerdings die Glaubwürdigkeit aller Beteiligten auf der Strecke.

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