Ukrainischer Biathlet wehrt sich gegen Rückkehr von Russland und Belarus in Spitzensport

Das IOC plant, russische und belarussische Sportler:innen unter neutraler Flagge starten zu lassen. Ein ukrainischer Biathlet warnt davor.
Oberhof - Werden Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus schon bald wieder im Spitzensport mitmischen? Wenn es nach dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und IOC-Präsident Thomas Bach geht, könnte das schon bald wieder der Fall sein. „Diese Überlegungen werden getragen – weltweit, durch eine riesengroße Mehrheit“, sagte er dem ZDF.
Die Athlet:innen sollen unter neutraler Flagge starten, dürfen darüber hinaus den Ukraine-Krieg des Kreml nicht aktiv unterstützen. Diese Ankündigung stieß jedoch auf viel Widerstand und Kritik – auch bei der Biathlon-WM in Oberhof.
Pidrutschnyj: „Großer Fehler, wenn russische und weißrussische Sportler zurückkehren“
Die Internationale Biathlon Union (IBU) hatte im vergangenen März beschlossen, die Verbände aus Russland und Belarus mit sofortiger Wirkung zu suspendieren. Sollte das IOC die Rückkehr von Athlet:innen aus diesen beiden Ländern aber ermöglichen, könnte sich das ändern.
Für den ukrainischen Biathleten Dmytro Pidrutschnyj ist das ein unvorstellbares Szenario. „Ich denke, dass es ein großer Fehler wäre, wenn russische und weißrussische Sportler zurückkehren würden“, sagte er während der Biathlon-WM in Oberhof gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es sei zu früh, darüber zu sprechen, der Krieg sei noch nicht vorbei. „Jeden Tag werden Menschen getötet. Viele Athleten sind gestorben, darunter auch ein Biathlet“, sagte er.
Pidrutschnyj würde Boykott der Olympischen Spiele unterstützen
Der ukrainische Regierungschef Wolodymyr Selenskyj hatte nach der Ankündigung des IOC-Präsidenten Bach gesagt: „Die olympischen Prinzipien und Krieg stehen in einem fundamentalen Gegensatz zueinander.“ Darüber hinaus forderte er zu einem Boykott der Olympischen Spiele in Paris 2024 auf, sollten russische und belarussische Sportler:innen dort tatsächlich unter neutraler Flagge an den Start gegen dürfen.
Diese Überlegung unterstützt auch Pidrutschnyj – ebenso einen Boykott der Olympischen Winterspiele 2026. „Es wäre nicht fair, wenn sie zurückkehrten, bevor sie nicht für alles, was sie getan haben, bezahlt haben“, wird er von der FAZ zitiert.
Pidrutschnyj erzielt bei Biathlon-WM in Oberhof Top-Ergebnis
Am 1. März 2022 postete der ukrainische Biathlet ein Foto von sich in Uniform auf dem Sozialen Medium Instagram, schrieb dazu, dass er in seiner Heimatstadt Ternopil in der Nationalgarde diene. Seit dem Sommer konnte er dann wieder trainieren und ist nun bei der Biathlon-WM in Oberhof dabei.
Dort gelang ihm dann auch gleich ein Top-Ergebnis. Im Sprint blieb er im Schießen fehlerfrei und wurde am Ende Fünfter, in der Verfolgung reichte es zu Platz Acht. Nach seinem fünften Platz im Sprint sagte er überglücklich: „Ich bin so glücklich, hier zu sein und mit den Top-Athleten mitzuhalten. Das ist wichtig für mein Team und für mein Land.“
Kritik aus Deutschland an Vorstoß von IOC
Auch aus Deutschland kam bereits kurz nach der Ankündigung von Thomas Bach Kritik: „Dass das IOC russischen Sportlerinnen und Sportlern offenbar wieder die Tür öffnet und die Teilnahme an den Olympischen Spielen ermöglichen will, ist der völlig falsche Weg“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) der FAZ. Der Sport solle in seiner Verurteilung des brutalen Krieges, den Putin gegen die ukrainische Zivilbevölkerung führt, klar sein. (msb)