Biathlon-Schwestern im Kriegs-Dilemma: Ein Mann ist Russe, einer Ukrainer

Selina Gasparin ist mit einem Russen verheiratet, der Mann ihrer Schwester Aita ist Ukrainer. Der schwierige Spagat zweier Biathlon-Schwestern.
München – Sie sind das Rückgrat des Schweizer Biathlons: Selina (38), Elisa (31) und Aita (29) Gasparin prägen den Sport in ihrem Heimatland schon weit über ein Jahrzehnt. Das Schwestern-Trio hielt sich lange hartnäckig in der Weltspitze. Im vergangenen Jahr hat Selina, die Älteste, ihre Karriere beendet, ihre beiden Schwestern sind noch aktiv.
Der Ukraine-Krieg stellt eine durchaus große Herausforderung für den Familienfrieden dar, wie auch Merkur.de berichtet. Denn: Selinas Mann ist Russe, Aitas Ehepartner Ukrainer. Die Konstellation birgt Zündstoff – die Frontlinie des Kriegs verläuft quasi mitten in der Familie. Doch die Herausforderung werden sie „gemeinsam meistern“, wie Aita vergangenes Jahr der Aargauer Zeitung sagte.
Biathlon-Schwestern Gasparin zwischen den Fronten des Kriegs: „Wir alle wollen Frieden“
„Die Familie ist das Wichtigste für uns. Und die Verbundenheit durch den Sport ist stärker als jeder Konflikt. Wir alle wollen das Gleiche: Frieden!“ Selinas Mann Ilja Tschernoussow ist ein russischer Ex-Langläufer, die beiden heirateten 2014. Aitas Ehepartner ist der ukrainische Ex-Biathlet Serhij Semenow.
Die Hochzeit mit dem ehemaligen Top-Biathleten Semenow war für das Frühjahr 2022 geplant, doch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine machte ein solches Unterfangen undenkbar. Semenow wurde zwar nicht eingezogen, weil er schon länger in der Schweiz lebt. Seine Familie befand sich allerdings vom einen auf den anderen Tag mitten im Krieg.
Biathlon-Star Aita Gasparin heiratete Ex-Biathlet Semenow
Mit einigen Monaten Verspätung hat es dann aber doch geklappt. „Uns beiden sind in dem Augenblick die Tränen gekommen“, sagte Aita. Der russische Einmarsch in die Ukraine habe Semenow schwer belastet. „Man kann die Tragik der Situation aus seinem Gesicht lesen. Ich habe ihn noch nie so viel weinen sehen“, sagte sie über ihren ukrainischen Mann.
Der Russe Ilja und der Ukrainer Serhij wollen dem Krieg zum Trotz Freunde bleiben, wie sie es schon vor dem Krieg waren. Sie verstehen sich gut und haben in der Vergangenheit auch schon miteinander trainiert.
Während Aita und Elisa Gasparin in Oberhof dabei sind, darf eine belarussische Biathletin nicht an der momentan stattfindenden Biathlon-WM teilnehmen. Sie spaziert stattdessen mit Mann und Kind durch den russischen Olympiapark. (epp)