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Badischer Realismus

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Der freiburger Papiss Cisse (links) im Duell mit Marc Pfertzel.
Der freiburger Papiss Cisse (links) im Duell mit Marc Pfertzel. © dpa

Der SC Freiburg spielt 1:1 gegen Bochum und wird bereits von einem möglichen Relegationsgegner beobachtet. Von Christof Ruf

Von Christof Ruf

Bochums Heiko Herrlich ist einer von fünf aktuellen Bundesligatrainern, die in Baden-Württemberg aufgewachsen sind - den in Mannheim geborenen, bis in die Haarspitzen eingenordeten Thomas Schaaf nicht mitgezählt. Herrlich hat früher die 20 Kilometer vom heimischen Waldkirch per Fahrrad zurückgelegt, um seinem Lieblingsverein, dem SC, Beistand zu leisten. In sein Gedächtnis eingraviert hat sich damals ein "unrasierter Mittelfeldspieler, der ständig unterwegs war" und für den SC ziemlich viele Tore erzielte.

Anfang April 2010 ist Joachim Löw vorbildlich rasiert, als Bundestrainer saß er am Samstag allerdings im nicht allzu weit entfernten Stuttgart auf der Tribüne. DFB-Cheftrainerausbilder Frank Wormuth, ein weiterer ehemaliger SC-Spieler, schaute sich diesmal alleine an, wie sich Herrlichs VfL einen eminent wichtigen Zähler ermauerte. Die Defensivtaktik ging so gut auf, dass nach dem Spiel zahlreiche Augenzeugen schworen, die Offensivkräfte Lewis Holtby, Stanislav Sestak und Zlatko Dedic hätten in Wahrheit gar nicht mitgespielt. Dementsprechend einsichtig zeigte sich Außenverteidiger Marc Pfertzel. "Es war kein schönes Spiel, das wissen wir auch."

Tatsächlich hatte der VfL genau eine einzige Chance. Die Freiburger Führung durch Papiss Cissé glich Christoph Dabrowski per Flugkopfball aus. "Das Beste am Spiel", so Herrlich, "war, dass wir einen Punkt mitnehmen konnten."

Kollege Robin Dutt hatte seine Stürmer Tommy Bechmann und Stefan Reisinger 90 Minuten auf der Bank gelassen. Als sich Reisinger nach dem Spiel anschickte, per Rad nach hause zu fahren, musste er allerdings doch noch Leistung erbringen. Immer wieder versuchte ein Fan ("bin frustriert, dass er dich nicht gebracht hat"), den ehemaligen Fürther zur Trainerkritik zu animieren. Reisinger blieb standhaft und biss sich auf die Zunge.

Unbehelligt blieb hingegen ein groß gewachsener Mittvierziger mit schlohweißem Schopf, der ein paar Minuten zuvor den Ort des Geschehens verlassen hatte. Rob Reekers, Co-Trainer des FC Augsburg, hatte sich 90 Minuten lang fleißig Notizen gemacht. Der FCA belegt derzeit Platz drei der Zweiten Liga, der SC ist Drittletzter der Bundesliga. Man könnte sich schon bald wieder sehen.

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