Spektakulär, aber erfolglos

Der große Eishockeycrack Leon Draisaitl scheitert in der NHL mal wieder mit Edmonton, weil in der Mannschaft zwar zwei Superstars spielen, aber sonst eben nur Durchschnitt.
Leon Draisaitl ist ein viel besserer Eishockeyspieler und ein viel größerer Star als Nico Sturm. Dennoch steht in der Vita von Sturm, dem braven Arbeiter aus Augsburg, etwas, das im Lebenslauf des Genies Draisaitl womöglich nie auftauchen wird: Gewinner des Stanley Cup, der wichtigsten Trophäe des Eishockeys. Sturm hatte das Glück, im vorigen Jahr zum letztlich siegreichen Team der Colorado Avalanche getradet zu werden und in einer kleinen Rolle zum großen Erfolg beizutragen. Draisaitl indes scheiterte ein weiteres Mal daran, dass seine Edmonton Oilers einen Kader haben, der nicht ausbalanciert ist. Es heißt nicht umsonst: „Defence wins championships“, Verteidigung holt Meisterschaften; Edmonton spielt im Grunde ohne Abwehr.
Leon Draisaitl ist in einer der seltsamsten Konstellationen des Weltsports gefangen. Connor McDavid und er, die beiden besten Eishockeycracks der Welt, spielen in einer Mannschaft. Eine solche Ballung sollte das Draft-System der NHL eigentlich verhindern, doch es hat sich nun mal einfach so entwickelt, dass die Picks von 2014 (Draisaitl) und 2015 (McDavid) so gut geworden sind, dass jeder von ihnen die Nummer eins einer ganzen Generation sein könnte. Die beiden stehen sich auch nicht im Weg, sie sind ein wunderbares Duo, es gibt keine Ressentiments, die ihr Zusammenwirken blockieren würden. Nur: Sie nehmen fast ein Viertel des Gehaltsbudgets in Anspruch. Das heißt: Die Oilers bezahlen für das Spektakel, das ihre Attraktionen veranstalten, mit Durchschnitt in den anderen Mannschaftsteilen. So ist das im System des „Salary Cap“. Eigentlich müsste Edmonton McDavid oder Draisaitl abgeben und sich für das Geld breiter aufstellen – doch verzichtet man auf Spieler, die den Status von Gottesgeschenken haben?
Draisaitl steckt in einer Rolle fest. Es ist gar keine Frage, dass der noch immer heimatverbundene Kölner auch gerne in der deutschen Nationalmannschaft spielt (obwohl für diese ein Titelgewinn noch unwahrscheinlicher ist als für die Oilers) – doch er hat aufgrund seiner herausragenden Leistung auch in dieser Saison eine Größe erreicht, die es ihm nicht mehr ermöglicht, nach dem Playoff-Aus in den nächsten Flieger nach Europa zu steigen und zum WM-Team zu stoßen. Es wird von ihm als co-zentraler Figur der Oilers erwartet, erst einmal zu trauern und Rechenschaft abzulegen.
Einer wie Nico Sturm, der dieses Jahr die Playoffs gar nicht erreichte, konnte zur WM fahren – und alle finden es gut.