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"Wir stehen am Anfang eines langen Weges"

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HLV-Präsidentin Anja Wolf-Blanke zieht eine Zwischenbilanz

Im nacholympischen Jahr steht für die deutschen Leichtathleten in der Weltmeisterschaft im August in Berlin ein nicht minder wichtiges Großereignis auf dem Terminplan. Mit welchen Erwartungen geht der Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) ins Jahr 2009?

Wenn man den Spitzensport betrachtet, sollten in Berlin deutlich mehr Hessen am Start sein als in Peking. Ich betrachte die Olympiateilnehmer Betty Heidler, Katrin Klaas, Ariane Friedrich, Till Helmke und Kamghe Gaba auch für die Weltmeisterschaft als gesetzt. Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch hatte auch die Olympianorm, durfte dann aber nicht mit, weil er nicht unter den besten drei war. Vielleicht liefert auch U-20-Weltmeister Jan-Felix Knobel einen Riesenknaller ab, der schon immer auf den Spuren von Behrenbruch wandelte. Diskuswerferin Sabine Rumpf übertraf auch die Olympianorm, aber erst am Saisonende. Wenn Stabhochspringerin Julia Hütter nach ihrem Kreuzbandriss wieder fit ist, ist sie sicher auch eine Kandidatin. Und wer weiß, ob es nicht Wiebke Ullmann in die 4x400-Meter-Staffel schafft? Also wenn es optimal läuft, könnte Hessen vielleicht sogar mit zwölf Athleten in Berlin vertreten sein. Es ist unser aller Hoffnung, dass Betty Heidler ihren WM-Titel verteidigt und Ariane Friedrich in Berlin die Medaille holt, die sie sich in Peking erhofft hatte.

Wie wichtig sind für einen Landesverband wie den HLV solche Erfolge auf internationaler Ebene?

Wir unterscheiden zwischen dem, was für die Öffentlichkeit interessant ist, also die Männer und Frauen, und dem Nachwuchsbereich. Wenn Ariane Friedrich bei den Olympischen Spielen Siebte im Hochsprung wird, wird das natürlich überall wahrgenommen. Für den HLV finanziell viel interessanter sind aber die U-23-Europameisterschaft und die U-20-Geschichten, weil das Geld anhand der Erfolge in diesen Klassen verteilt wird.

Da ist der Hessische Leichtathletik-Verband ja ganz gut aufgestellt, auch durch die aktuellen U-20-Weltmeister im Mehrkampf, Jan-Felix Knobel und Carolin Schäfer. Der Knackpunkt ist dann ja immer der Übergang vom Junioren- zum Aktivenbereich. Was kann der HLV tun, um diese Schnittstelle zu optimieren?

Wir haben jetzt einen U-23-Kader mit aufgenommen, um die Athleten, die beim DLV (Deutscher Leichtathletik-Verband, Anm. d. Red.) durchgefallen sind, zumindest so lange zu fördern, bis sie 23 sind.

Sie sind jetzt seit etwa einem Jahr Präsidentin des HLV. Wie sieht denn Ihre Zwischenbilanz aus?

Wir stehen ganz gut da. Wir haben unser Augenmerk im vergangenen Jahr ganz bewusst auf den Leistungssport gelegt. Noch unter meinem Vorgänger Wolfgang Schad wurde der neue Leitende Landestrainer Manfred Kehm eingestellt, der aus Nordrhein-Westfalen kam und sehr viel Erfahrung mitbrachte. Der Kontakt der HLV-Landestrainer zu den Heim-Athletentrainern wurde sehr stark intensiviert. Das größte Manko war zuvor die mangelnde Kommunikation zwischen diesen Partnern. Da gab es zu viele Berührungsängste und auch Neid und Missgunst nach dem Motto: Wenn ich jetzt meine Trainingsmethoden preisgebe, dann probieren es andere Trainer auch aus, und mein Athlet ist nicht mehr der Erste. Dieses Denken aus dem Weg zu räumen, hin zur Erkenntnis: Je mehr ihr uns von euch erzählt, desto besser ist es für uns alle, ist ein langer Weg.

An welchem Streckenabschnitt sind Sie denn auf diesem derzeit?

Noch ziemlich am Anfang. Einer der ersten Schritte war es, Blockgespräche einzuführen. Bislang gab es drei solcher Meetings, bei denen sich der entsprechende HLV-Kadertrainer mit den Heimtrainern zum Meinungsaustausch trifft. Dort haben sich die Trainer auch bereit erklärt, die Trainingspläne ihrer Athleten mal vorzustellen.

Wo sehen Sie noch Baustellen oder sind diese alle schon behoben?

Schön wär's. So ein Prozess geht jahrelang. Ein ganz entscheidender Punkt ist, dass der Leitende HLV-Landestrainer Manfred Kehm bei fast jeder Sportveranstaltung präsent war, um Kontakte zu knüpfen. Das hat den Hessischen Leichtathletik-Verband schon den einen oder anderen Euro gekostet.

Wie wichtig sind für den HLV als Ausrichter Veranstaltungen wie die süddeutsche Hallenmeisterschaft am Wochenende in Hanau?

Sie hat uns dieses Mal in erster Linie die Möglichkeit gegeben, dass wir mit unserem ganzen Organisationsteam üben konnten für die für uns wirklich wichtige Veranstaltung im nächsten Jahr, die deutsche Meisterschaft 2010 in Kassel.

Interview: Reinhard Sogl

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