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Olympischer Wucher: Ticktpreise für Paris absurd hoch

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Teure Ringe in Paris.
Teure Ringe in Paris. © afp

Die Ticketpreise für die Sommerspiele 2024 sind sehr hoch. Das liegt ausnahmsweise mal nicht an der Gier des IOC, sondern auch an einem fatalen Anreiz für das Gastgeberland.

Dabei sein ist alles“: Das Motto der Olympischen Spiele wird Pierre de Coubertin zugeschrieben. Was der 1937 gestorbene Gründer des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht wissen konnte: Man muss diesen Satz heute ergänzen. Denn ohne Geld geht gar nichts. Zuschauer müssen davon reichlich haben, um in Paris 2024 dabei sein zu können. An diesem Mittwoch startet die zweite Verkaufsphase, bei der all jene eine neue Chance auf Tickets bekommen, die in der ersten Runde leer ausgegangen sind. 3,25 Millionen von zehn Millionen Tickets sind bereits verkauft.

Über die offizielle Website konnten sich Sportfans anmelden, wurden per Los ausgewählt und hatten dann 48 Stunden Zeit, sich ein Paket – bestehend aus drei Veranstaltungen – zusammenzustellen. „Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris ist die Nachfrage nach Tickets erwartbar groß. Begrenzte Zeitfenster für den Abschluss eines Kaufs sind dazu geeignet, Verbraucher:innen unter Druck zu setzen“, urteilt die Verbraucherzentrale Bayern auf Anfrage des „Münchner Merkur“ von Ippen.media.

Im Zentrum der Kritik: die Preise. Eine Leichtathletikveranstaltung mit Medaillenentscheidung kostet 690 Euro, ein Tag bei den Schwimmwettbewerben 230 Euro und ein Volleyball-Viertelfinale 180 Euro. Vier von fünf Franzosen finden die Tickets laut einer aktuellen Umfrage zu teuer.

IOC sieht nichts vom Geld

Das IOC betonte stets, dass zehn Prozent der Karten 24 Euro kosten würden. Viele Ticketnutzer sahen eine andere Realität: Meist waren nur Tickets in beiden teuersten Kategorien A und B verfügbar und beinahe minütlich änderte sich das verfügbare Angebot. Eine Masche, um erst einmal die teuren Tickets loszubekommen? „Zur Höhe der Preise und dem wechselnden Angebot können wir keine Aussage treffen, da wir hier keine Einblicke haben“, schreibt die Verbraucherzentrale Bayern. „Grundsätzlich kann der Veranstalter den Preis frei festlegen, solange dabei nicht die Grenzen des Wuchers überschritten werden.“

Christoph Breuer ist Sportökonom. An der Sporthochschule Köln forscht er zu sportlichen Großveranstaltungen und der Frage: Wie gemeinwohlorientiert sind Sportverbände eigentlich? Dass die Olympia-Tickets so teuer sind, habe nur bedingt etwas mit Profitgier des IOC zu tun. Denn: „Das Geld aus dem Ticketverkauf bekommt immer das jeweilige Organisationskomitee des Gastgeberlandes.“ Die Ticketing-Einnahmen würden für die Durchführung verwendet. Dabei kann Paris doch auf eine bestehende Infrastruktur zurückgreifen – anders als zum Beispiel bei der Fußball-WM in Katar, wo Stadien erst gebaut wurden. Es geht aber um etwas anderes. „Das Organisationskomitee darf Gewinn machen und muss nicht nur die Kosten decken. Jeden Euro mehr kann das Gastgeberland nämlich behalten, es fließt in die heimische Sportlandschaft. Deswegen sind nach der WM 2006 in Deutschland auch so viele neue Kleinfelder entstanden“, erklärt Breuer.

Eine Möglichkeit, um die Preise zu drücken: Quersubventionierung durch das IOC. „Dem IOC geht es durch TV-Einnahmen und Sponsoren sehr gut. Wenn man sich finanziell stärker einbringen würde, könnte das Organisationskomitee die Preise reduzieren und für französische Jugendliche wäre ein 100-Meter-Finale erschwinglich – und nicht ‚nur‘ eine Vorentscheidung im Bogenschießen“, sagt Breuer.

Nun startet die zweite Verkaufsphase. Interessierte können sich bis 20. April registrieren. Ab Mitte Mai wird dann erneut gelost. Wer ausgewählt wird, hat wiederum 48 Stunden Zeit, Tickets für einzelne Veranstaltungen zu erwerben. Die Verbraucherzentrale rät: „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich im Vorfeld informieren und vorbereiten: Welche Sportarten und Sessions möchten sie gerne besuchen? Wie viele Tickets werden benötigt? Wie viel wollen sie dafür maximal ausgeben? Wenn eine Sportart nicht mehr verfügbar oder zu teuer ist, soll dann eine andere besucht werden?“

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