Olympia-Gold mit 13 Jahren: Fehlgeleitete Diskussion um Skateboard-Siegerin
Momiji Nishiya holt mit 13 Jahren Olympia-Gold im Skateboarding, bei Jugendspielen hätte sie aufgrund einer Altersgrenze nicht teilnehmen dürfen. Ein Kommentar.
Tokio - Olympische Spiele sind für die „Jugend der Welt“. Wobei die Fragen sind: Wann beginnt die Jugend? Und wie lange hält sie an? In Tokio haben nun zwei 13-jährige Mädchen aufgetrumpft. Was diese Situation so kurios macht: Bei den Olympischen Jugendspielen, die die künftige Generation von Athleten ohne Leistungsdruck an die olympische Idee heranführen soll, dürften sie noch gar nicht mitmachen, die sind ab 14 freigegeben.
Momiji Nishiya aus Japan und Rayssa Leal aus Brasilien durften aber an den richtigen, den großen Olympischen Spielen teilnehmen – das IOC reichte die Zuständigkeit an den Skateboard-Weltverband weiter. Der entschied: Nichts dagegen.
Olympia 2021: Abwägen beim Skateboraden und anderswo
Das ist auch der richtige Weg: Abwägen nach einer Sportart und ihrem Umfeld. Am heftigsten waren die Diskussionen stets im Turnen. China geriet im vergangenen Jahrzehnt unter den sich dann auch bestätigenden Verdacht, dass es 13-jährige Turnerinnen als 16-jährige (das Mindestalter) gemeldet hatte. Von „Milchzahn-Robotern“ war damals despektierlich die Rede, und man kann sich vorstellen, dass bei einem Leben, das so früh auf Drill und Leistungsmaximierung ausgerichtet ist, etwas auf der Strecke bleibt.

Dauerhafte Karrieren hatten sich auch nicht entwickeln können, weil schon der nächste Jahrgang, noch biegsamer, noch formbarer, zu noch Spektakulärerem fähig, vor Stufenbarren und Schwebebalken stand. Im neuen Olympia-Sport Skateboard herrscht dagegen nicht ein solcher Druck, das Wettkampfergebnis ist nicht die einzige Währung. Mit 13 muss man hier nicht zerbrechen, der Spaß kann im Vordergrund sein. Auch die Deutsche Lilly Stoephasius, 14, ist dabei.
Olympia 2021 in Tokio: Kinderstars als Kontrast
Für Olympia sind solche Kinderstars wie die beiden nun mit Gold und Silber dekorierten Skateboarderinnen (Nishiya und Leal) ein Segen. Denn sie schaffen den Kontrast zu der schon etwas reiferen Jugend. Zu Oksana Chusowitina, die mit 46 Jahren zum achten Mal bei den Spielen am Start war und schon längst eine Turnlegende ist. Oder zu Isabell Werth, die mit 52 im Dressursattel die Tradition fortführt, dass bei großen Reiterinnen und Reitern die Karriere über Dekaden gehen kann.
Das ist der Reiz der Spiele: Dass sie alle aufeinander treffen, die Teenies und die Forty-Somethings. Schade, dass sie sich in Tokio nicht austauschen können. Sie müssen 2024 in Paris alle wieder zusammenkommen. (Günter Klein)