Offenbacher Systemausfall

Kickers verabschieden sich mit 0:3 gegen Steinbach Haiger aus dem Aufstiegsrennen
Die bemerkenswerteste Szene beim 0:3 der Offenbacher Kickers beim TSV Steinbach Haiger spielte sich nach dem Abpfiff vor dem Fanblock ab. Die Kickers-Fans pushten ihre Mannschaft lautstark, feierten sie mit Sprechchören. „Wir haben die geilsten Fans der Welt“, lobte Verteidiger Ronny Marcos: „Der zwölfte Mann war der beste bei uns.“ Auch OFC-Trainer Sreto Ristic lobte den Anhang: „Unsere Fans haben ein gutes Gespür.“ Die Fans hatten die Spieler nach dem Aus im Titelrennen der Fußball-Regionalliga Südwest umgehend auf den Hessenpokal eingeschworen.
Am Mittwoch (20 Uhr) steht das Halbfinale an gegen den FSV Frankfurt, am gleichen Tag spielt Steinbach Haiger beim Hessenligisten SG Barockstadt Fulda-Lehnerz. Es könnte im Pokalfinale (21. Mai), dem Showdown um den Einzug in die erste DFB-Pokalrunde, die Chance zur Revanche geben für die Kickers.
Fokus aus den Hessenpokal
„Wir wollen diese zwei Spiele gewinnen“, sagte Ristic und kündigte an, auch die letzten drei Meisterschaftsspiele hochkonzentriert anzugehen: „Das sind wir unseren Fans und dem Umfeld schuldig.“ OFC-Präsident Joachim Wagner hatte vor dem Spiel gegen Steinbach schon herausgestellt, wie wichtig ein Einzug in den DFB-Pokal sei, sowohl in finanzieller als auch in ideeller Hinsicht.
Wagner hatte zudem von „vier Endspielen“ im Aufstiegsrennen gesprochen. Schon das erste ging krachend schief. Die Leistung in Haiger kam einem Systemabsturz gleich. „Die Frische in den Köpfen und in den Beinen hat gefehlt“, so Ristic. Im fünften Punktspiel binnen 13 Tagen traten die Kickers von Beginn an auf, als hätte ihnen jemand den Stecker gezogen.
Die Gastgeber gingen hochmotiviert zu Werke – und waren nach 20 zumindest ausgeglichenen Minuten in allen Disziplinen besser. „Bei uns haben sich die Fehler immer mehr gehäuft“, sagte Ristic. Der TSV war aggressiver im Zweikampf, griffiger im Spielaufbau. Lediglich die Konsequenz vor dem Tor fehlte zunächst – und hielt den OFC beim 0:0 zur Pause noch im Spiel. Das aber änderte sich in Durchgang zwei und es passte zum Spiel, dass die Kickers entscheidend mithalfen. Jayson Breitenbachs rettende Grätsche landete im eigenen Tor (62.). Die Steinbacher, die am Ende 11:1 Ecken herausgeholt hatten, erhöhten noch zweimal durch Wulff (73.) und Stock (76.).
„Es ist bitter, dass es so endet im Rennen um den Aufstieg“, sagte Trainer Ristic mit Blick auf sechs Punkte Rückstand auf Elversberg und Ulm drei Runden vor Schluss. „Aber es war irgendwo auch klar. Es wäre außergewöhnlich gewesen, wenn die Mannschaft das durchgestanden hätte bis zum Schluss.“ Sein Team habe in dieser Saison viele schwierige Situationen gemeistert: Die vielen Langzeitausfälle, dazu der Corona-Ausbruch im März. Verteidiger Ronny Marcos sprach angesichts dieser Widrigkeiten dennoch von einer guten Saison und richteten den Blick aufs Pokalhalbfinale. „Da wollen wir ein anderes Gesicht zeigen.“