Deutscher Verbandschef stellt sich gegen Faeser: Politikerin will russischen Sportlern Einreise verbieten
Der Vorstoß von Nancy Faeser, russischen Sportler:innen, wenn nötig die Einreise zu verweigern, ruft harsche Kritik hervor.
Frankfurt/Berlin - Die Diskussion um die Teilnahme russischer und belarussischer Sportler:innen an internationalen Wettbewerben geht in die nächste Runde. Vor einigen Tagen drohte Bundesinnenminister Nancy Faeser (SPD) damit, den Athlet:innen, wenn nötig, das Visum für die Einreise zu verweigern. Dagegen positioniert sich nun der deutsche Kanu-Weltverbandspräsident Thomas Konietzko, der nicht nur die Gefährdung der „Idee der olympischen Bewegung“, sondern auch pragmatische Argumente ins Feld führt.
Name: | Nancy Faeser |
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Geboren am: | 13. Juli 1970 (52 Jahre) in Bad Soden am Taunus |
seit 8. Dezember 2021: | Bundesministerin des Innern und für Heimat |
seit 1990: | Mitglied in der SPD |
Faeser will Putin keine „Propaganda-Bühne“ bieten
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den Weg für eine Rückkehr russischer und belarussischer Athlet:innen bei internationalen Wettbewerben geebnet. Neben verschiedenartiger Kritik daran eröffnete die für den Sport zuständige Innenministerin Nancy Faeser gegenüber der Funke-Mediengruppe die indirekte Möglichkeit politischer Einflussnahme auf die Entscheidung. Um „Kriegstreiber Putin“ keine „Propaganda-Bühne“ zu bieten, brachte sie die Option, Einreise-Visa zu verweigern, ins Spiel.
„Länder, in denen sportliche Großveranstaltungen stattfinden, sind nicht machtlos. Sie können über die Visaerteilung steuern, ob Russen tatsächlich teilnehmen können“, so die SPD-Politikerin. Wenn in Deutschland internationale Wettkämpfe stattfinden, müsse man „mit klarer Haltung agieren“, auch um ukrainische Sportler:innen zu schützen, für die es „völlig unzumutbar“ sei, wenn „sie Sportlern gegenüberstehen, die für ein Land antreten, das so viele Zivilisten in der Ukraine umbringt“.

ICF-Präsident Konietzko: Visa-Verbot setze „Idee der olympischen Bewegung aufs Spiel“
Gegenwind für den Vorstoß von Faeser gibt es nun von einem deutschen Verbandspräsidenten, der ausnahmsweise einmal nicht Thomas Bach heißt. Thomas Konietzko, Präsident beim Internationalen Kanuverband (ICF), sieht die Einmischung von politischer Seite als ein Unding an. „Es kann nicht sein, dass die Politik und Regierungen bestimmen, wer an welchen Sportveranstaltungen teilnehmen darf“, so der 59-Jährige gegenüber Münchner Merkur/tz.
Konietzko stellt in seiner Kritik den olympischen Gedanken in den Vordergrund. Mit Einreiseverboten, sollten sie denn umgesetzt werden, „setzen wir die Idee der olympischen Bewegung auf lange Zeit aufs Spiel. Und die olympische Idee ist schützenswert“. Außerdem sei „eine übergroße Mehrheit der Athleten, mit denen ich gesprochen habe, inklusive unserer Athleten-Kommission, für eine Wiederzulassung russischer Sportler unter neutraler Flagge“. In der achtköpfigen Kommission befindet sich allerdings keine Sportler:in aus der Ukraine, jedoch auch niemand aus Russland oder Belarus.

Laut Konietzko: Auch Ukrainer:innen würden gegen Russ:innen antreten wollen
Brisant ist die Einlassung von Konietzko, dass es auch unter den ukrainischen Kanut:innen welche gebe, „die gegen Russen antreten würden“. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, könnte das für die Ukrainer:innen harte Konsequenzen haben, denn eine ukrainische Regierungserklärung verbietet die Teilnahme an Wettbewerben, bei denen Russ:innen und Belarus:innen antreten.
Ohnehin würde die Idee von Feaser, so Konietzko, an der Realität scheitern. „Ich kenne einige russische Sportler, die ihre Schengen-Visen in Ungarn, Spanien oder Griechenland bekommen haben“, so der ICF-Präsident. Tatsächlich könnten Sportler:innen mit einem Schengen-Visum in 23 EU-Ländern, darunter Deutschland, unbehelligt von Grenzkontrollen frei ein- und ausreißen. Allerdings dürfen Athlet:innen damit in einem Zeitraum von 180 Tagen nur 90 Tage im Schengenraum verbringen, dies könnte vor allem im Jahr von Olympia 2024 in Paris zum Problem werden. (sch)