Müde Löwen ereilt das Aus

Mit zwei Niederlagen am Osterwochenende verabschiedet sich das Frankfurter Eishockey-Team im DEL-Viertelfinale aus der Saison. Von Matthias Kittmann
Von Matthias Kittmann
Es war ein ehrenvoller Abschied, aber eben ein Abschied: Die Frankfurt Lions sind im Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen den ERC Ingolstadt ausgeschieden. Am Ende entschieden winzige Kleinigkeiten in diesem vierten Spiel am Ostermontag, das die Lions mit 2:3 (2:0, 0:0, 0:2, 0:1) nach Verlängerung und damit die Serie mit 1:3 verloren. Dabei hatten sie lange überlegen geführt, lagen bis zur 42. Minute verdient mit 2:0 vorne. Doch das erste Ingolstädter Tor "erweckte den Gegner zum Leben", analysierte der Frankfurter Trainer Rich Chernomaz. In der Verlängerung versprang dann beim ersten guten Angriff Jamie Wright der Puck, die Panther konnten kontern, und Matt Hussey traf mit seinem Direktschuss zum Ingolstädter Glück.
Auch wenn der ganzen Frankfurter Mannschaft danach die tiefe Enttäuschung in die Gesichter geschrieben stand, urteilte Chernomaz unmittelbar nach dem Aus: "Ich bin von der Mannschaft nicht enttäuscht, sondern stolz auf sie. Wir haben gegen einen starken Gegner verloren, das muss man akzeptieren." Und nicht nur das: Ingolstadt war jene Mannschaft unter allen Playoff-Kandidaten, die den Lions am wenigsten liegt. Schon in der Hauptrunde waren die Frankfurter mit den Panthern nie richtig klargekommen.
Bei den letzten beiden Spielen zeigte sich ein Unterschied, wie er kaum größer sein könnte. Nach dem desaströsen Auftritt der Lions beim 1:4 am Samstag, als sie kraft- und ideenlos gegen die souveränen Gäste wirkten, traten die Frankfurter mit dem Rücken zur Wand in der Ingolstädter Arena ganz anders auf. Dort, wo sie 14 ihrer bisherigen 16 Spiele verloren hatten, streiften sie plötzlich allen Wankelmut ab. Und sie konnten sogar in Führung gehen. Nach einem Bullygewinn schlenzte Sean Blanchard die Scheibe vors Tor, wo dem Ingolstädter Torhüter Dimitri Pätzold die Sicht genommen war (6.).
Die Lions legten nach. Nach neun Minuten bekamen sie ein 5-3-Powerplay. Zum ersten Mal in der Serie trafen sie in Überzahl durch Jeff Ulmer (10.). Kurz vor dem Drittelende hatte Thomas Oppenheimer sogar das 3:0 auf dem Schläger, doch er vergab.
Ingolstadt war nun genauso angeknockt wie die Lions zwei Tage zuvor. Im Mittelabschnitt brachten die Frankfurter die Führung relativ souverän über die Runde, der Ausgleich in der Serie war greifbar nahe. Doch dann folgte die Schlüsselszene des Spiels: Kurz vor der zweiten Sirene kassierten die Lions noch eine Strafzeit - eine "Do or die"-Situation. Hätten die Lions diese überstanden, wären ihre Chancen danach minütlich gestiegen. Ingolstadt brauchte dagegen dringend ein Tor. Und schaffte es auch. Joe Motzko mühte die Scheibe irgendwie über die Linie.
Von da an gerieten die Lions unter Dauerdruck. Ingolstadt drängte vehement auf den Ausgleich und hatte Erfolg. "Das war vielleicht der Schlüssel in der gesamten Serie - Ingolstadt hat die Chancen ergriffen, die es bekam", sagte Löwe Jason Young. "Jeder von uns hat an den Sieg hier geglaubt", sagte der ehemalige Kapitän, "und wir hatten ihn vor Augen. Ich muss das Ganze erst einmal sacken lassen."
Auch Simon Danner, der lange verletzt war, tat sich schwer, das Ausscheiden zu akzeptieren: "So auszuscheiden, ist nicht gerecht. Aber wir sind selbst schuld, wenn wir wie am Samstag ein Spiel herschenken." Schuldzuweisungen an andere, wie noch in der vergangenen Saison nach dem Pre-Playoff-Aus gegen Hamburg, gab es keine: "Wir waren immer ein Team. Daran ändert auch das frühe Aus nichts", so Danner.
Aber genau das macht das Ausscheiden für die Spieler so bitter: "Ich weiß, dass wir mit diesen Jungs, dieser Gruppe noch viel hätten erreichen können", trauerte Young der vergebenen Chance hinterher. Das Verletzungspech während der Saison wollte niemand als Ausrede gelten lassen. Tatsache ist aber, dass Schlüsselspieler wie Eric Schneider und Derek Hahn müde wirkten, physisch wie psychisch. Nach dem 1:2-Anschlusstreffer hatten alle schon flehentlich auf die Uhr geblickt, auf dass sie runterticken möge. Da gingen auch mental die Kräfte bei den Lions zur Neige. Am Ende entscheiden diese Kleinigkeiten.