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Kimmich fordert endlich Leistung

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Von: Jan Christian Müller

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Auf Du und Du mit dem Joshua Kimmich: Star und Fan, nah beieinander. Foto: Imago Images
Auf Du und Du mit dem Joshua Kimmich: Star und Fan, nah beieinander. Foto: Imago Images © Imago

DFB-Kapitän plädiert vehement dafür, feste Abläufe ins Spiel zu bekommen und widerspricht sanft dem Bundestrainer.

Eine Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes vor einem Testländerspiel bekommt angesichts der aktuellen Entwicklungen beim FC Ruhmreich in München natürlich einen besonderen Spin, wenn auf der Bühne nacheinander ein ehemaliger Bayerntrainer und ein aktueller Bayernspieler sitzen. Dass die Causa Julian Nagelsmann nicht nur das südlichste Bundesland, sondern gleich die ganze Republik - ach was, die ganze Welt natürlich - viel mehr berühren würde als ein unbedeutender Kick gegen Peru in Mainz am Samstag (20.45 Uhr/ZDF), war allen Beteiligten selbstverständlich klar. Nur: Wie damit umgehen? DFB-Pressesprecherin Franziska Wülle, die seit Amtsantritt vor einem halben Jahr einen richtig guten Job verrichtet, bat ebenso eindringlich wie erfolglos darum, zu dem Thema keine weiteren Fragen zu stellen, weder an den Bundestrainer noch an den Kapitän. Schließlich hätte der FC Bayern noch immer keine offizielle Bestätigung zum Stühlerücken abgegeben.

Kimmich lobt Nagelsmann

Aber ganz so leicht lassen sich erfahrene Reporter natürlich nicht davon abhalten, doch noch mal listig nachzubohren. Hansi Flick äußerte schmallippig, das Thema sei „mit Sicherheit keines“, das alle Spieler „beflügelt“, Joshua Kimmich bestätigte, dass das für seine Person ganz sicher gilt: „Ich kann sagen, dass Julian Nagelsmann ein überragender Trainer ist.“ Er habe ja schon ein paar Klasseleute in der Coachingzone erlebt, „er gehört sicher zu den Top 3.“ Der Mittelfeldspieler galt als Vertrauter des Ex-Bayerncoaches.

Beim Aufwärmprogramm zum Morgentraining des DFB-Teams im strömenden Regen auf dem neuen Campus in Frankfurt war Kimmich vorweg an der Seite der Bayernkollegen Leon Goretzka und Serge Gnabry gesichtet worden. Es gab offenkundig mächtig viel Redebedarf nach einer mutmaßlich unruhigen Nacht. „Es beschäftigt einen natürlich, wenn es um den Trainer im eigenen Verein geht“, räumte Kimmich ein.

Noch ein bedeutendes Thema treibt den ehrgeizigen Antreiber um. Es ist wohl keineswegs überinterpretiert, wenn man diagnostiziert: Kimmich findet es allenfalls semi-gut, dass eine ganze Menge Stammspieler im aktuellen Aufgebot fehlen. Die Trainingswoche sei eine „ganz gute“ gewesen, „wir haben versucht, ein paar Inhalte reinzubekommen“; klingt jetzt nicht gerade überschwänglich, er persönlich „finde es sehr wichtig, dass wir den Fokus darauf legen, dass sich gewisse Abläufe einspielen“. Ja klar, es sei natürlich ein „Balanceakt“ und in der Verantwortung der Trainer, „dass wir auch in der Breite aufgestellt sind“, großes Aber: Es müsse „ein gewisses Leistungsprinzip geben“. Hmm.

Das hat Flick mit der Nominierung von einigen Perspektivspielern zumindest in Teilen durch das „Prinzip Zukunft“ ersetzt, der Bundestrainer begründet das so: „Wir machen unseren Job.“ Es sei wichtig, junge Spieler zu fordern und fördern und „erfrischend, wie sich die Mannschaft mit den Neuen auch neben dem Platz bewegt“. Niclas Füllkrug, in Abwesenheit von Thomas Müller schon der Ersatzklassensprecher, assistiert Flick: „Es gehört auch das Vertrauen von Fußball-Deutschland dazu, dass man ihm Kredit gibt, wenn er die eine oder andere mutige Entscheidung trifft.“

Das Ergebnis soll dann auch auf dem Platz erkennbar sein, Samstag in Mainz, Dienstag in Köln, wohin der Tross sich aufgrund des Generalstreiks am Montag statt mit der Bahn mit dem Bus begeben wird.. Sportdirektor Rudi Völler hat im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau keine Zweifel: ,In den beiden Spielen gegen Peru und Belgien bin ich sicher: Da geht die Post ab.“

Doppelspitze gegen Peru

Entsprechend wird die deutsche Mannschaft erstmals seit Menschengedenken wieder mit einer Doppelspitze agieren. Flick verriet, dass Timo Werner und Niclas Füllkrug Seite an Seite stürmen werden. Er erwartet eine „enorme Präsenz der beiden im gegnerischen Strafraum“. Aber in der Trainingswoche sei auch besonderes Augenmerk auf die Defensivarbeit gelegt worden. „Das war ein Schwerpunkt. Wir haben viel gegen den Ball trainiert.“ Eine zentrale Rolle komme dabei auch den beiden Sechsern zuteil, die gemeinsam intensiv nach hinten arbeiten müssten.

Das war bei der Weltmeisterschaft in Katar als eine der identifizierten Nachlässigkeiten aufgefallen. Kimmich selbst nahm sich auf Nachfrage dabei nicht aus, es sei notwendig, „nicht immer nur den offensiven Gedanken“ zu verfolgen. „Es muss auch mal reichen, wenn wir vorne ein, zwei Tore machen. Wir müssen lernen, dass wir Spiele wie bei der WM gegen Japan nach Hause verteidigt bekommen. Ich erwarte von uns, dass ein gewisses Learning stattfindet.“

Denn der 28-Jährige möchte „nicht zurückblicken auf 15 Jahre und sagen müssen: ,Wir hatten eine geile Mannschaft, aber wir haben nix gerissen.´“ Käpt´n Kimmich redet nicht großartig drumrum: „Die letzten Turniere und die Nations League - das war einfach schlecht.“

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