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Kein Schlupfloch für Russland und Belarus

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Von: Mathias Müller

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Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB).
Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). © dpa

Die Olympische Charta sollte um einen Passus ergänzt werden: Eine Nation, die einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg begeht, darf nicht teilnehmen. Ein Kommentar

Mittwoch vor einer Woche gab es in Moskau eine große Gala im Viner-Usmanowa-Palast, unweit des Luschniki-Stadions. Irina Viner, Präsidentin des Sportgymnastik-Verbands und ehemalige Nationaltrainerin, ließ junge Frauen und Männer in Uniform zum Lied „Kanoniere, Stalin gab den Befehl!“ aufmarschieren – zu Ehren der russischen Soldaten, jenen von früher und denen, die vor einem Jahr in die Ukraine einfielen. Auch die Nationalmannschaft soll dort angeblich aufgetreten sein.

Der Deutsche Olympische Sportbund öffnet nun dennoch die Türen für eine Olympia-Rückkehr russischer und belarussischer Athleten. Nicht sofort, der Zeitpunkt sei „noch nicht der richtige“. Und auch nur bei strengstens überwachter „Neutralität“. Will meinen: keine Flaggen, keine nationalen Farben und keine Hymnen. Aber das ist nur das übliche Blabla. Denn mit dieser Argumentation lügt sich der DOSB in die Tasche. Schließlich sind „neutralen Athleten“ nicht wirklich neutral. Jeder weiß, wer damit gemeint ist. Dass man sich zudem darauf beruft, dass dieser Konflikt weltweit anders beurteilt wird als in Zentraleuropa, ist eine faule Ausrede. Sich hinter anderen Nationen zu verstecken, anstatt seine Werte zu vertreten, ist feige.

Ein deutliches und entschiedenes „Nein“ der deutschen Sportpolitik wäre angebracht. Denn, so wie sich der DOSB jetzt positioniert, geht er verführt und ohne Not einen Schritt auf Russland zu. Präsident Wladimir Putin hat bisher in keinster Weise erkennen lassen, dass er den Krieg beenden möchte. Auch die Gala seiner Vertrauten Irina Viner, Ex-Frau von Alischer Usmanow, Präsident des Weltfechtverbands, spricht eine deutliche Sprache. Und einen Kompromiss darf es nicht geben – weder in der territorialen Frage noch bei der Olympia-Zulassung.

Die Krux in der Russland-Diskussion liegt auch in der Olympischen Charta von Erfinder Pierre de Coubertin. Das IOC sieht die Spiele als Völker verbindendes Event, das Frieden stiftet. Als einen Ort, an dem auch verfeindete Länder zusammentreffen können. Bisher wurde nie ein Krieg führendes Land ausgeschlossen – obwohl es davon viele gegeben hätte. Doch diese Vorstellung ist aus der Zeit gefallen. Die Charta sollte um einen Passus ergänzt werden: Eine Nation, die einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg begeht, darf nicht teilnehmen.

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