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Karl Geiger verpasst das Treppchen

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Von: Patrick Reichelt

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Zum Auftakt der 70. Vierschanzentournee nicht ganz optimal in der Luft: Karl Geiger.
Zum Auftakt der 70. Vierschanzentournee nicht ganz optimal in der Luft: Karl Geiger. © dpa

Im Regen von Oberstdorf gelingt deutschem Mitfavoriten dennoch ein ordentlicher Start in die Vierschanzentournee. Severin Freund trägt zu großen Anzug und wird disqualifiziert. /

Den großen Moment hat sich Karl Geiger fast ein bisschen sehnsüchtig aus der Distanz angeschaut. Ryoyu Kobayashi federte über den roten Teppich auf die höchste Stufe des Siegerpodests. Ausgerechnet Kobayashi, der Japaner, den Geiger im Rennen um den Gesamtsieg bei dieser 70. Vierschanzentournee so gerne ausstechen würde.

Doch je mehr Abstand Geiger zum Geschehen unter dem Schattenberg bekam, desto besser gefiel es ihm, wie sich die Dinge im Allgäuer Regen für ihn entwickelt hatten. Flüge auf 131,5 und 131 Meter hatten ihm Platz fünf eingebracht. Außer Kobayashi hatten sich noch die pünktlich zur Tournee in Topform springenden Norweger Halvor Egner Granerud, Robert Johansson und Marius Lindvik vor ihm eingereiht. Aber was wirklich zählte: Vom japanischen Ausnahmekönner ist er vor dem Umzug nach Garmisch-Partenkirchen gerade einmal 6,1 Punkte entfernt. 3,40 Meter also – überschaubar, wie er auch selbst befand. „Ich bin dabei!“

Auch sein Trainer Stefan Horngacher sah das so. Der Tiroler hatte sich vor dem ersten Ernstfall doch leise Sorgen gemacht, dass der Rucksack des Heimspiels für seinen Vorflieger vielleicht doch eine Nummer zu schwer werden könnte. „Der Karl war schon sehr unter Strom, mehr als normal“, sagte er, „er hat das richtig gut gemacht. Er ist in einer Top-Ausgangsporition.“

Und Geiger hatte es mit einem Rivalen zu tun, der ähnlich wie bei seinem Grand Slam 2018/19 mit den Lüften im Bunde war. Als Ryoyu Kobayashi, nach dem ersten Durchgang mit 128,5 Metern noch Fünfter, im Finale auf dem Balken Platz nahm, drehte der zuvor noch stramm von hinten pfeifende Wind. Und Oberstdorf erlebte eine Demonstration dessen, was passieren kann, wenn perfekte Flugkunst auf gute Bedingungen trifft. Wie auf einem Polster schwebte der Japaner weit hinunter ins Tal, soweit wie kein Zweiter an diesem Tag. Seine 141 Meter garnierte er noch mit einer blitzsauberen Telemark-Landung.

Drei Deutsche in Top 10

Natürlich verkürzte die Jury danach sofort den Anlauf. Doch damit entstand ausgerechnet für Karl Geiger eine knifflige Situation. Denn als der Oberstdorfer nach Platz drei im ersten Durchgang an der Reihe war, kam der Wind wieder von hinten. Womit die 131 Meter weit höher einzuschätzen waren, als es Geiger selbst aufgegangen war. „Er hat das beste daraus gemacht“, befand Horngacher.

Und er ist in seinem Team nicht alleine in der Position des Jägers. Auch Markus Eisenbichler reihte sich dort mit Platz sieben und Flügen auf 129,5 und 132 Meter ein. Vor allem der zweite war ein Flug zum Zunge schnalzen. „Jetzt weiß ich wieder, wo ich hin muss“, jubelte der Mann, der von seinem Trainer im Vorfeld zum gefährlichsten Außenseiter geadelt worden war. Stephan Leyhe stand als Neunter nicht viel schlechter da. Auch Severin Freund war drauf und dran, in ähnliche Preisklassen vorzustoßen. Doch er wurde wegen eines nicht regelgerechten Anzuges disqualifiziert.

Derweil ist die 70. Tournee auch schon ihre ersten Favoriten los. Allen voran Titelverteidiger Kamil Stoch, der nach 118 Metern und Platz 41 schon nach einem Durchgang packen musste. Der Österreicher Stefan Kraft rettete sich zwar noch auf Platz zwölf. Doch angesichts von satten 23 Metern Rückstand auf Kobayashi muss auch Austrias Nummer eins seine Hoffnungen wohl schon begraben,

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