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Jonas Rutsch will bei Eschborn-Frankfurt nur nicht überdrehen

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Von: Harald Joisten

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Gezeichnet vom Rennen Paris-Roubaix: Jonas Rutsch.
Gezeichnet vom Rennen Paris-Roubaix: Jonas Rutsch. © Imago

Radprofi Jonas Rutsch hat am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt viel vor, nachdem das Jahr unglücklich für ihn angelaufen ist.

Sein bisheriges Jahr? „Es war okay“, sagt Jonas Rutsch trocken. Irgendwie ganz gut. „Meine Leistung war konstant.“ Aber auch nicht bombastisch. „Der Aha-Moment hat gefehlt.“ Er gehörte im Frühjahr zu den Vielfahrern, startete bei fast jedem Top-Rennen. Doch beim vermeintlichen Höhepunkt Paris-Roubaix avancierte der Radprofi vom US-Team EF Education-Easy Post wieder einmal zum Pechvogel. „Ich musste wegen Defekten zweimal das Rad wechseln und dann 30 Kilometer mit der Maschine eines Teamkollegen fahren. Dann ist man bei so einem Rennen halt raus.“

An das „Seuchenjahr“ 2022, als er sowohl von gesundheitlichen Problemen als auch mehreren Unfällen ausgebremst wurde, erinnerte ihn der neue Zwischenfall jedoch nicht. „Das kann man mit 2022 nicht vergleichen. Damals bin ich durch Krankheiten rausgeholt worden. Diesmal war das Frühjahr so weit okay.“

Ein Hoffnungsschimmer für den gebürtigen Erbacher, der inzwischen im bayerischen Miltenberg nahe der hessischen Landesgrenze wohnt. Noch vor einem Jahr schien er vor dem internationalen Durchbruch zu stehen. Die Saison 2021 verlief stark, er überzeugte bei der Tour de France und einigen Klassikern. Nun, nach der Delle 2022, macht der 1,97 Meter große Hüne wieder einen zuversichtlicheren Eindruck. Zwar sei das „Frühjahr am Ende sehr kräftezehrend gewesen“. Aber nach Paris-Roubaix hatte er einen Gang zurückgeschaltet, fuhr keine Rennen mehr und sammelte neue Kräfte – um bei der 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt am 1. Mai vielleicht doch noch seinen Aha-Moment des Frühjahrs zu erleben.

„Ich bin erholt“, sagt der 25-Jährige. „Ob ich voll im Saft sein werde, werden wir am 1. Mai sehen.“ Rutsch kennt die Strecke bestens: „Jeden Stock und Stein.“ Viele Jahre trainierte er im Taunus. Die neue Streckenführung, die nun zweimal über den Feldberg führt, könnte ihm liegen. Rutsch ist zwar kein absoluter Bergspezialist, kommt aber mit Anstiegen trotz seiner Größe gut zurecht. „Ich glaube, viele Teams unterschätzen die neue Streckenführung. Die neue Strecke hat es in sich.“

Seit der Jugend war er immer in Frankfurt am Start, nahm auch am U-23-Rennen teil. „Meine Mannschaft weiß, dass es mein Heimrennen ist, dass ich es sehr gerne mag und dass mir die Strecke entgegenkommt.“ Nun scheint die Chance auf eine vordere Platzierung bei den Profis vorhanden. Rutsch: „Wenn ich mal eine Chance habe, das Rennen zu gewinnen oder ein gutes Ergebnis einzufahren, muss ich sie dieses Jahr ergreifen..“

Auf welchen Fahrer sein Team letztlich im Finale setzen wird, hängt freilich vom Rennverlauf ab. EF Education-Easy Post blickt durchaus auf ein gutes Frühjahr zurück, fuhr vordere Ergebnisse ein. „Wir werden ein Team an den Start stellen, das hungrig nach mehr ist.“

Natürlich ist vor allem er selbst hungrig. In guter Erinnerung ist ihm aus dem vergangenen Jahr bei Eschborn-Frankfurt noch der Moment, als er am Mammolshainer Berg attackierte und die vielen Radsportfans ihn anfeuerten. „Da bekam ich Gänsehaut. Das war ein sehr emotionaler Moment.“

Er muss in solchen Momenten Acht geben, nicht zu überdrehen. „Die Gefahr ist bei mir sehr groß. Ich muss mich dann immer beruhigen. Man ist in seinem Adrenalin-Modus. Man merkt nichts, nur Endorphine. Dann kommt man nach dem Mammolshainer über die Kuppe hinaus, fährt in den Wald Richtung Königstein hinein, wo weniger Zuschauer stehen und merkt dann doch die Beine. Da muss man aufpassen.“

Druck verspüre er jedoch nicht, beteuert er. Was das restliche Jahr bringt, wird sich zeigen. Jonas Rutsch fährt danach für zweieinhalb Wochen in ein Höhentrainingslager nach Kühtai (Österreich). Dann steht unter anderem die Tour de Suisse auf dem Programm. Ob er zum dritten Mal in Folge für die Tour de France nominiert wird, ist noch offen. Es hängt auch vom Ausgang am 1. Mai ab. Von einem Aha-Moment.

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