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Diego Ocampo: „Ich werde meine Spieler immer schützen“

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Von: Timur Tinç

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Diego Ocampo und seine Frankfurter Korbjäger. Foto: Imago images.
Diego Ocampo und seine Frankfurter Korbjäger. © imago images/Jan Huebner

Diego Ocampo, Cheftrainer der Frankfurt Skyliners, über die schwierige sportliche Situation seinen Spielstil und warum er glaubt, dass der Klub den Klassenerhalt schafft.

Herr Ocampo, am Montag fliegt Ihr Team ins Trainingslager nach Mallorca. Was erhoffen Sie sich für den Saison-Endspurt von dieser Reise?

Zunächst wollen wir uns erfrischen, weil wir vier Spieler bei ihren Nationalmannschaften haben. Nicht nur die Beine, auch die Köpfe. Nach den Corona-Fällen und den Verletzungen brauchen wir einen Tapetenwechsel. Wir werden aus unseren Routinen ausbrechen, nur ein Mal am Tag trainieren und viel Sonne tanken.

Die Skyliners stehen auf Rang 15 mit nur zwei Zählern Vorsprung auf den Tabellenletzten Gießen. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für das bislang schlechte Abschneiden?

Zum Saisonstart hatten wir einen sehr schweren Spielplan und viele Verletzte. Danach sind wir gut zurückgekommen. Nach der knappen Niederlage in der Verlängerung gegen Chemnitz haben wir zwei wichtige Spiele gegen Heidelberg und Gießen im Dezember gewonnen. Das war der Moment, wo das Team fast komplett gesund war und wir das erste Mal unseren Rhythmus und unser Selbstvertrauen hatten. Dann fiel das Spiel gegen Oldenburg wegen Corona-Fällen beim Gegner aus, dann hat es uns getroffen.

Welche Auswirkungen hatten die zahlreichen Covid-Fälle?

Wir haben drei Wochen nicht gespielt und nur ein Mal vor dem Rückspiel in Chemnitz trainieren können. Wir haben am Ende verloren, weil wir keine Energie mehr hatten. Wir haben ein paar Spieler wie Quantez Robertson, Rasheed Moore und Brancou Badio, die sich nach Corona körperlich nicht gut gefühlt haben. Das sind Spieler, die physisch spielen. Wenn sie das nicht können, haben sie kein Selbstvertrauen. In der Phase mussten wir eine Menge Spiele hintereinander absolvieren. Das haben wir nicht gut genug gemacht, um zu gewinnen. Zudem hat uns Will Cherry gefehlt.

Ist das Spiel Ihres Teams zu abhängig von Spielmacher Cherry? Ohne ihn haben Sie in dieser Saison nur das Pokalspiel gegen Oldenburg gewonnen, aber keines in der Bundesliga.

Es ist wahr, er ist ein richtiger Point Guard und er hat uns gefehlt. Aber die drei angesprochenen Spieler waren eben körperlich nicht fit. Und man darf nicht vergessen, dass Lorenz Brenneke uns seit sechs Wochen fehlt.

Werden Cherry und Brenneke mit ins Trainingslager reisen?

Lorenz kommt zurück und es wird langsam, aber sicher besser. Will ist weiterhin verletzt. Ich erwarte, dass er seine Rückenprobleme bis zum Flug nach Mallorca auskuriert hat.

Wie sieht es bei Bruno Vrcic aus, der sich zu Saisonbeginn einen Kreuzbandriss zugezogen hat?

Er ist ins Lauftraining eingestiegen. Er fühlt sich viel besser, als man zu diesem Zeitpunkt erwartet hätte. Wir müssen jetzt geduldig sein und auf die Ärzte warten, bis sie grünes Licht für das Teamtraining geben. Das Ziel ist, dass er noch in dieser Saison zurück auf das Parkett kommt.

Hätten Sie mit so einer schweren Saison gerechnet, als Sie in Frankfurt angeheuert haben?

Zur Person

Diego Ocampo hat im Sommer einen Zweijahresvertrag als Cheftrainer der Frankfurt Skyliners unterschrieben. Der 45-Jährige stammt aus Ourense, einer Stadt im Nordwesten Spaniens in der Region Galizien. Der zweifache Familienvater trainierte zuvor den Erstligisten Saragossa und war davor zwei Jahre Headcoach der zweiten Mannschaft des FC Barcelona. Außerdem war er als Koordinator des Spieler- und Trainer-Entwicklungsprogramms des Euroleague-Teams tätig.

Ocampo war im Sommer mit der Aufgabe angetreten, die jungen deutschen Spieler des hessischen Basketball-Bundesligisten weiterzuentwickeln. Durch Corona-Fälle und viele Verletzungssorgen steht nun der Klassenerhalt im Fokus. tim

Ja, das habe ich erwartet. Aber die letzten zwei Jahre waren für alle Teams schwer. Ich will mich nicht beschweren. Schauen Sie sich beispielsweise jemanden an, der ein Café besitzt. Diese Menschen leiden. Ich kann mich glücklich schätzen, einen sehr guten Job, in einer schönen Stadt, bei einem sehr guten Klub zu haben. Meine Verantwortung besteht darin, dass meine Spieler besser werden. Der letzte Monat war nicht gut. Ich bin zunächst selbstkritisch mit mir und werde meine Spieler immer beschützen und sie öffentlich nicht kritisieren.

Trotzdem haben Sie in der Saison zwei Mal nachverpflichtet und mit Will Cherry und McLean zwei sehr erfahrene Veteranen geholt, weil Brooks DeBischopp und Donovan Donaldson offenbar nicht gut genug sind, um in der BBL zu spielen. Unter der Woche wurde Donovan Donaldson nach Ungarn zurückgeschickt...

...Brooks hat das Niveau, um in der BBL zu spielen. Er hatte sehr viel Pech mit Verletzungen. Wenn ein Spieler wie Donovan nicht so spielt, wie wir uns das vorstellen, liegt das nicht unbedingt am Level des Spielers. Diesen Fehler nehmen wir auf unsere Kappe und haben ihn korrigiert.

Haben Sie denn ihren Spielstil so implementieren können, wie Sie es vorhatten? Oder wie viel ist durch die Verletzungen und Ausfälle liegen geblieben?

Ich gehe es sehr langsam an. Ich will, dass die Spieler ihre eigenen Entscheidungen treffen. Dafür müssen sie aber alle auf dem gleichen Verständnislevel sein. Obwohl ich gerne mehr Schnellangriffe spielen würde, machen wir das nicht zu häufig, weil es Zeit braucht, um Gewohnheiten zu ändern. Deshalb will ich, dass die Spieler nach ihren Stärken spielen. Ich hatte aber nur ein einziges Training mit dem ganzen Team. Wir suchen aber keine Ausreden.

Wollen Sie nochmals auf dem Transfermarkt tätig werden und eventuell noch einen Spielmacher holen, um bei einem erneuten Ausfall von Cherry einen Ersatz zu haben und reagieren zu können?

Wir sind zunächst einmal komplett zufrieden mit dem Team, das wir haben. Wir haben bis Ende März noch eine Lizenz, um nachzuverpflichten. Wir beobachten bis dahin den Markt, um auf jedwede Situation entsprechend reagieren zu können.

Wie wollen Sie die nächsten Wochen angehen?

Unser Ziel ist es, in der Liga zu bleiben. Aktuell geht es nicht primär darum, Spieler zu entwickeln, sondern Spiele zu gewinnen. Das wichtigste ist, dass wir uns darauf fokussieren, uns zunächst körperlich und dann mental auf die nächsten Aufgaben einzustellen.

Was macht Sie optimistisch, dass Sie in der Liga bleiben?

Die Spieler fühlen eine große Verpflichtung gegenüber ihrem Team. Ich sehe, wie sie leiden, wenn die Sachen nicht so laufen, wie wir es wollen. Der Einsatz und die Einstellung stimmen immer. Ich bin mir sicher, dass wir besser spielen werden.

Interview: Timur Tinç

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