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Glückliches Glucksen bei Union

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Von: Frank Hellmann

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Losgelöst: Josip Juranovic (li.) jubelt nach dem 2:0. dpa
Losgelöst: Josip Juranovic (li.) jubelt nach dem 2:0. dpa © dpa

Der Berliner Klub verschiebt fast im Wochenrhythmus sein Limit nach oben und könnte nach dem Coup gegen Ajax sogar auf den Spuren von Eintracht Frankfurt wandeln.

Dieser Abend, so viel steht fest, wird beim 1. FC Union Berlin für immer bleiben. Ganz Köpenick schien zu singen, schreien oder schunkeln, als der Husarenstreich gegen Ajax Amsterdam vollbracht war. Als Urs Fischer am RTL-Mikrofon stand, die Alte Försterei im Stakkato seinen Namen rief, musste auch der sonst so beherrschte Fußballlehrer aus der Schweiz kräftig schlucken. Schön sei das. Natürlich. Schon zuvor hatte der listige Architekt mitunter nicht mehr als ein glückliches Glucksen hervorgebracht. Wann hatte es dem Trainer derart die Sprache verschlagen?

Zuletzt wohl beim Aufstieg 2019. Seitdem verschiebt dieser Klub fast im Wochenrhythmus sein Limit nach oben. Das Triumvirat mit dem Trainer Fischer, dem Manager Oliver Ruhnert und dem Präsidenten Dirk Zingler hat eine eiserne Ergebnismaschine erschaffen (und ist dafür bewusst ins finanzielle Risiko gegangen), die sich einen brutal effizienten Stil zu eigen gemacht hat.

Es mutet sagenhaft an, dass dieser Klub nun gegen den belgischen Vertreter und Gruppengegner Union Saint-Gilloise auch noch ins Viertelfinale der Europa League kommen und vielleicht sogar auf den Spuren von Eintracht Frankfurt wandeln kann.

Union Berlin erzwingt es

Die Ausgelassenheit nach dem Ajax-Coup hat auch Fischer verschluckt, der trotz des Überschwangs nicht vergaß, was ihm gegen den drückend überlegene Kombinationsfußball holländischer Prägung auch geholfen hatte: viel Spielglück nämlich.

Ein berechtigter Handelfmeter, den international trotzdem nicht alle Schiedsrichter geben; ein absurder Chancenwucher der am Ende völlig entnervten Ajax-Akteure, die ihrem Stolz so tief getroffen waren, dass sie den Sieger völlig unnötig noch in Rangeleien verwickelten. Dieser Bund wird nicht ewig halten, auch wenn die Eisernen es mit ihrer Mentalität förmlich erzwingen. Viele glauben, dass ab einem gewissen Level spielerische Mängel nicht mehr wettzumachen sind, aber das gilt nicht immer: die Sensationsmeisterschaft von Leicester City 2016 in der Premier League gegen alle Topteams ist das vielleicht bekannteste Beispiel.

Es muss daher gar nicht sein, dass Spitzenspiel der Union-Heroen am Sonntag beim FC Bayern in Ernüchterung endet. Nur einen Fehler werden die Münchner nicht machen: einen Emporkömmling, auf den der deutsche Fußball gerade sehr stolz ist, zu unterschätzen.

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