Gipfelduell ums Ei

Die beiden besten deutschen Rugby-Teams spielen um den Titel: SC 80 Frankfurt gegen TSV Handschuhsheim.
Lange haben die Rugbyspieler des Traditionsvereins SC 80 Frankfurt warten müssen, ihren Titel verteidigen zu können. Im Endspiel von 2019 triumphierten die Schwarz-Roten, seitdem bot sich keine Gelegenheit, zum achten Mal den Meisterschaftspokal ins Nordend zu holen. 2020 konnte wegen Corona die Saison nicht beendet werden, das folgende Spieljahr fiel deshalb sogar komplett aus. Am Samstag um 15 Uhr an der Feldgerichtstraße ist es also endlich soweit: Und wie vor drei Jahren qualifizierte sich auch der TSV Handschuhsheim fürs DM-Finale, damals behaupteten sich die „80er“ gegen die „Löwen“ aus dem Norden Heidelbergs mit 22:12.
Auch diesmal gelten die Frankfurter als Favorit. Allerdings nur als leichter, denn die Kurpfälzer brachten auf heimischem Boden ihnen die einzige Saisonniederlage bei (32:31) und führten im Rückrundenspiel beim Staffelsieger der Bundesliga Süd/West in der zweiten Halbzeit, ehe der SC 80 noch auf 36:24 davonzog. Feinheiten könnten also den Ausschlag geben, in Handschuhsheim hatte Frankfurts rumänischer Außendreiviertel Adrian Mazare in der Anfangsphase die Rote Karte gesehen.
„Wir sind bereit“, betont Marcel Henn, „es wird ein großes und auch hartes Spiel geben.“ Der Dritte-Reihe-Stürmer hat reichlich Erfahrung gesammelt in den Duellen mit den „Löwen“. 2019, in seiner Premierenspielzeit in Frankfurt, hatte er schon maßgeblich zum Sieg beigetragen, nun, als Kapitän, steht der 29-Jährige noch mehr in der Verantwortung.
Nicht die individuelle Klasse, sondern die Kompaktheit der Mannschaft sieht der gebürtige Südafrikaner aus Pretoria, dessen Großeltern aus Pforzheim stammen, als wichtigste Komponente an. Und wie kein anderes Team in Deutschland verfügt der SC 80 über eine hohe Qualität in der Breite; Eingewechselte heißen hier „Finisher“, sagt Schlussspieler Franziskus Schröter. Also welche, die nach Abnutzungskampf noch mal Impulse setzen können. Im Play-off-Halbfinale war das noch nicht erforderlich, da kanzelte der SC 80 den Nord/Ost-Vize RK 03 Berlin mit 66:0 ab; auch die Handschuhsheimer gerieten beim Nord/Ost-Gruppengewinner DSV Hannover 1878 nicht ansatzweise in Nöte (32:3).
Die Resultate zeigen, dass es selbst auf höchster nationaler Ebene erhebliche Leistungsgefälle gibt. Nachvollziehbar, denn nur wenige – wie eben der SC 80 und TSV – arbeiten unter professionellen Bedingungen.
Auf den vielleicht prägendsten Spieler der Bundesliga müssen die Frankfurter allerdings verzichten. Nationalspieler Raynor Parkinson, der aus Pretoria stammt, wird nicht spielen - er ist verletzt.