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Voll daneben
Zur Unzeit
- vonFrank Hellmannschließen
Dem Mainzer Mittelstürmer Jean-Philippe Mateta misslingt ein Hackentrick – warum hat er es überhaupt so versucht?
Pünktlich zur Mittagszeit hatte sich Jan-Moritz Lichte im Trainerzimmer beim FSV Mainz 05 den Kopfhörer aufgesetzt und das Mikrofon gerichtet. Digitale Fragestunde nach der 1:2-Pleite beim Aufsteiger Arminia Bielefeld. Dass die Nullfünfer vor den letzten Aufgaben im Corona-Jahr 2020 gegen den 1. FC Köln, bei Hertha BSC und gegen Werder Bremen in der Bundesliga unter großem Druck stehen, ist nach diesem Rückschlag gewiss.
„Hohe Frustration in den Gesichtern“, sagte Lichte, habe er in Ostwestfalen gespürt. Schnell kam die Runde auf die Schlüsselszene zu sprechen: Was bloß hatte sich Jean-Philippe Mateta nach 16 Minuten gedacht, beim Stande von 0:0 frei vor dem Tor einen Hackentrick zu versuchen, statt sich zu drehen und – vielleicht weniger kunstvoll – das Runde ins Eckige zu bringen? Der Ball trudelte am Tor vorbei, fünf Minuten später fälschte Alexander Hack einen Schuss von Manuel Prietl unglücklich zum 0:1 ab.
„Die Entscheidung sieht blöde aus“, sagte Lichte zum Ferseneinsatz seines Mittelstürmers. „Mit der guten alten Gerd-Müller-Drehung kann er den reinmachen, die Bewegung hat er ja drauf.“ Tatsächlich hatte der Mainzer Torjäger (sieben Tore/zwei Vorlagen) diesen Nachweis erst gegen Mönchengladbach erbracht. Sein Coach sah in besagter Szene einen Beleg für „fehlende Konsequenz“, aber der 40-Jährige legt die Hand dafür ins Feuer, dass der Franzose „alle Chancen reinmachen will“. Offenkundig wandelt die Mainzer Nummer neun auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn.
Lichte: „Es gehört zu ihm, dass er Dinge macht, womit der Gegner nicht rechnet.“ Und auch der eigene Trainer nicht. Der möchte dem 23-Jährigen „die Leichtigkeit“ gar nicht nehmen, viel mehr ärgerte Lichte auf der Alm, dass Mateta vor dem 0:1 „den Zweikampf nicht richtig führt“.
Unter dem Strich war es für den wichtigsten Mainzer ein gebrauchter Tag: zwei Möglichkeiten verschludert (einmal hielt Bielefelds Keeper Stefan Ortega, 12.), den ersten Gegentreffer verschuldet. Letztlich stand Mateta für das, was Lichte am Sonntag so zusammenfasste: „Wir haben was liegen gelassen, was wir nicht hätten liegen lassen sollen.“