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Verletzung der Wettbewerbsintegrität? Katar-Investor bietet für ManU

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Von: Niklas Kirk

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Manchester United
Eine Eckfahne mit dem Logo von Manchester United im Old Trafford. © Alex Pantling/PA Wire/dpa

Eine Übernahme von Manchester United durch die Qatar Investment Authority könnte zu einem Interessenkonflikt in europäischen Wettbewerben führen.

Frankfurt – Wie der britischeTelegraph am Montag (13. Februar) berichtet, will die Qatar Investment Authority (QIA) ein Angebot für den Kauf von Manchester United einreichen. Die aktuellen Besitzer des Vereins, die Familie Glazer, die seit 2003 sukzessive ihren Einfluss beim nordenglischen Traditionsverein ausgebaut hatte, will den Club veräußern. Wie Bloomberg berichtet, soll das Einsteigsgebot bei rund 5,6 Milliarden Euro liegen.

Dem Vorhaben droht jedoch Ungemach, was den Eigentumsverhältnissen von Paris Saint-Germain geschuldet ist. Seit 2012 ist die Qatar Sports Investments alleinige Eigentümerin des französischen Hauptstadtklubs und gleichzeitig eine Tochtergesellschaft der QIA, welche die Übernahme von ManU beabsichtigt. Dieser Umstand veranlasste laut The Athletic die Menschenrechtsorganisation FairSquare, die UEFA aufzufordern, eine mögliche Übernahme von Manchester United durch katarische Investoren zu blockieren. Grund ist der Schutz der Integrität der europäischen Wettbewerbe, die von der UEFA organisiert werden.

Verletzung der Wettbewerbsintegrität? Die Gefahr des direkten Aufeinandertreffens

Der Kern des Arguments liegt in den Regularien der UEFA, die besagen, dass wenn sich mehrere Vereine unter der Kontrolle eines Investors befinden, nur eine dieser Mannschaften in einem Wettbewerb der UEFA vertreten sein darf. Somit könnten wegen des Interessenkonflikts PSG und ManU nicht mehr gleichzeitig etwa in der Champions-League starten. Auch eine kalkulierte Nicht-Teilnahme eines Clubs dürfte weder im wirtschaftlichen Interesse der Eigentümer, noch ist es mit der Glaubwürdigkeit des nationalen Ligawettkampfs vereinbar sein. Im Wortlaut des Reglements heißt es, dass „keine natürliche oder juristische Person die Kontrolle oder den Einfluss über mehr als einen an einem UEFA-Klubwettbewerb teilnehmenden Verein haben darf“.

Eine weitere Gefahrenquelle für die Integrität des UEFA-Wettbewerbs wäre zudem auch eine mögliche Abwägung des Investors, welches seiner Teams im Falle eines direkten Aufeinandertreffens weiterkommen soll. Denn das Eigentumsverhältnis begreift der europäische Fußballverband als „entscheidender Einfluss“ der sich auf die gesamte Entscheidungsfindung eines Vereins, die Kontrolle über die Stimmrechte, bis hin zur Ernennung oder Entlassung von Personal reichen kann.

Verletzung der Wettbewerbsintegrität? Katar beteuert Unabhängigkeit beider Organisationen

Durch die offensichtliche Verzahnung der QSI und der QIA fühlt sich FairSquare mit seiner Annahme bestätigt, dass beide Klubs nach der Übernahme nicht mehr unabhängig voneinander agieren können. „Eine grundlegende Untersuchung des politischen und wirtschaftlichen Systems von Katar zeigt deutlich, dass es unmöglich ist, dass sich ein katarisches Konsortium als unabhängig von staatlichem Einfluss erweist und somit auch unabhängig von der Eigentümerschaft von PSG.“

Mit Bezug auf die gegenseitige Abhängigkeit von QIA und QSI weist FairSquare auf die Verbindungen zwischen den großen Investmentgesellschaften des Landes und der Herrscherfamilie hin. So sitzt der Vorsitzende von QSI, PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi gleichzeitig im Vorstand der Qatar Investment Authority. Vonseiten Katars wird hingegen die jeweilige operative Unabhängigkeit voneinander beteuert.

Ein weiteres Argument der Organisation sind die aktuellen Ermittlungen der belgischen Strafverfolgungsbehörden. So soll Katar die „Hauptquelle von Geldern, zur Bestechung zahlreicher europäischer Politiker“ sein. Katar bestreitet die Vorwürfe nach wie vor, und es dürfte fraglich sein, inwiefern die Argumentation bei der UEFA berücksichtigt wird.

Verletzung der Wettbewerbsintegrität? Der Präzedenzfall Red Bull

Die Erfolgsaussichten auf eine Blockade der UEFA dürften in sich indes als gering herausstellen. Denn die Praxis in mehrere europäische Fußballvereine zu investieren ist kein Novum. Die Pacific Media Group hält etwa bei gleich acht europäischen Klubs Anteile mit verschiedener Gewichtung. Darunter der FC Kaiserslautern, neben Vereinen wie AS Nancy aus Frankreich, KV Ostende aus Belgien oder der FC Barnsley in England, mit dem Unterschied, dass hier zurzeit kein Wettbewerb auf europäischer Ebene durch direkte Aufeinandertreffen bei absoluten Besitzverhältnisse betroffen ist.

Der bekannteste Präzedenzfall bisher ist jener von den Klubs aus Leipzig und Salzburg und ihre Verbindung zum Red Bull Konzern. Hier arbeiteten die Klubs unter Hochdruck daran, ihre Strukturen so anzupassen, dass ihnen kein gleichartiger Einfluss durch die Red Bull GmbH de jure nachgewiesen werden kann. Das geschah vor allem in Salzburg, wo Red Bull nur noch als Haupt- und Namenssponsor in Erscheinung tritt. Trotz zahlreicher Transferaktivitäten zwischen beiden Klubs und der vormaligen Existenz eines Kooperationsvertrag – der im Rahmen der Anpassung aufgekündigt wurde – kam es im September und November 2018 zu direkten Duellen. In der Gruppenphase der Euro-League schlug die Salzburger Mannschaft die Leipziger gleich zweimal. (nki)

Unterdessen laufen die nationalen und internationalen Wettbewerbe weiter. Für Eintracht Frankfurt bedeuten die nächsten Wochen „Crunch-Time“ wenn es gilt weiterhin den Spagat zwischen Bundesliga und Championsleague zu meistern.

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