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„Bin großer Freund der Menschenrechte“: Uli Hoeneß poltert gegen ARD und ZDF und reagiert auf Katar-Protest

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Von: Antonio José Riether

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Uli Hoeneß polterte kurz nach dem Rückspiel-Sieg des FC Bayern über Paris Saint-Germain gegen ARD und ZDF, wider einmal ging es dabei um Katar.

München – Beim FC Bayern läuft es sportlich, am Mittwoch glückte der Einzug ins Viertelfinale in der Champions League gegen das von Katar gesponsorte Paris Saint-Germain. Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß geriet während der Partie aufgrund eines Protest-Plakats der aktiven Fans in den Fokus und reagierte auf die Provokation der Anhänger. Am Tag darauf war Katar erneut der Auslöser für eine Wutrede des 71-Jährigen, der auf einer Veranstaltung gegen die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF giftete.

Uli Hoeneß
Geboren: 5. Januar 1952 in Ulm
Profi-Stationen: FC Bayern, 1. FC Nürnberg
Position beim FC Bayern: Aufsichtsratsmitglied, Ehrenpräsident

Während PSG-Rückspiel: Bayern-Fans binden Uli Hoeneß in ihren Katar-Protest

Das Rückspiel gegen Paris am Mittwochabend war nicht nur aus sportlicher Sicht bedeutsam für viele Bayern-Fans, einige nahmen die Partie zum Anlass, gegen Sportswashing aus Katar zu protestieren. Im Stadion protestierten die organisierten Fans mit einem Banner gegen die Machenschaften des Emirats. Auf dem Plakat war eine Karikatur des Metzgersohnes Hoeneß zu sehen, die mit ausgestrecktem Mittelfinger den symbolischen PSG-Arm mit den Logos des Klubs sowie von Qatar Airways mit einem Beil abhackte. „Unser Metzger schlachtet den langen Arm von Katar“, stand auf Französisch auf dem Plakat.

Seit 2018 ist Qatar Airways auch beim FC Bayern Sponsor, das Logo der staatlichen Fluglinie Katars prangt seitdem auf den Trikotärmeln der Münchner. Aus dem Fanlager gibt es angesichts der Menschenrechtslage sowie der Situation für Arbeitsmigranten im Staat Katar große Einwände und regelmäßige Proteste gegen den Geldgeber, Uli Hoeneß galt stets als Verfechter des Sponsorings aus dem Emirat. In diesem Jahr läuft der Vertrag mit Qatar Airways aus, weite Teile der Fans hoffen auf ein Ende der Partnerschaft.

„Unser Metzger schlachtet den langen Arm von Katar“, so die Botschaft der Bayern-Fans nach der PSG-Kritik von Uli Hoeneß.
„Unser Metzger schlachtet den langen Arm von Katar“, so die Botschaft der Bayern-Fans nach der PSG-Kritik von Uli Hoeneß. © imago/Robin Rudel

Uli Hoeneß reagiert gelassen auf Protestplakat der Fans – „Ich lasse denen ihre Meinung“

Angesprochen auf die Protestaktion reagierte Hoeneß, der beim Thema Katar bereits mehrfach gegen Kritiker gepoltert hatte, überraschend diplomatisch. „Wir leben in einer Demokratie, wo jeder seine Meinung äußern darf, ob sie richtig ist oder nicht. Ich lasse denen ihre Meinung und ich hoffe, sie lassen mir meine Meinung und damit kann ich prima leben“, sagte Hoeneß diesbezüglich gegenüber Sky.

Im Vorfeld hatte Hoeneß bereits in Richtung Paris gestichelt und den französischen Topklub als „totales Gegenstück“ zum FC Bayern bezeichnet. „Wir haben es am Mittwoch mit einem Verein zu tun, wo Geld keine Rolle spielt. Die können alles kaufen – und verlieren gegen uns“, wurde er auf einer Veranstaltung der Abendzeitung zitiert.

Uli Hoeneß sieht sich als „großer Freund der Menschenrechte“ und giftet dennoch gegen Katar-Kritik

Am Donnerstagabend kam es zur nächsten Wutrede des ehemaligen Erfolgsmanagers, der sich auch drei Monate nach der Weltmeisterschaft in Katar über die kritische Berichterstattung gegen den Gastgeber echauffierte. Bei einem Talk auf der Münchner Makler- und Mehrfachagenten-Messe polterte der Hoeneß los und meinte dabei etwa: „Wenn ich die Fifa wäre, würde ich ARD und ZDF keine WM-Rechte mehr geben!“

„Da wurde bis zehn Minuten vor dem ersten Spiel über Menschenrechte gesprochen. Die sind natürlich wichtig – ich bin ein großer Freund der Menschenrechte. Aber irgendwann muss der Moment kommen, an dem es um Fußball geht“, meinte Hoeneß auf der Veranstaltung. Über die tausenden toten Migranten der Baustellen verlor der selbsternannte Menschenrechtsfreund allerdings kein Wort.

Ich bin ein großer Freund der Menschenrechte.

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß teilt gegen PSG aus: „Dann sagt der Emir nach der Crème brûlée: ‚Ok, das machen wir‘“

Die öffentlich-rechtlichen Sender hatten während der Weltmeisterschaft mit verschiedenen Dokumentationen über die Lage im Gastgeberland berichtet, der Film von Jochen Breyer mit dem Titel „Geheimsache Katar“ wurde etwa im Hauptprogramm gesendet. Besonders eine Szene aus der Doku, in der der katarische WM-Botschafter Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnete, ging dabei viral und sorgte international für große Empörung.

Hoeneß teilte am Donnerstag nicht nur gegen die Öffentlich-Rechtlichen, sondern auch gegen den Achtelfinalgegner Paris aus. „Bei Paris fliegt man einmal mit dem Privatjet nach Doha, zeigt dem Emir ein paar Videos. Dann fragt der: ‚Den wollt ihr haben? Was kostet der – 100, 150 Mio.? Und dann sagt er nach der Crème brûlée: ‚Ok, das machen wir‘.“, beschrieb er die Arbeitsweise des französischen Meisters auf seine typisch-angriffslustige Art.

„Am Mittwoch waren viele hundert Millionen auf dem Platz, doch wenn ein neutraler Zuschauer danach nach Hause gegangen ist, hat er gesagt: Der FC Bayern war von A bis Z besser. Das macht mich zufrieden“, resümierte er den 2:0-Sieg seiner Münchner, die sich hochverdient gegen das Pariser Starensemble um Lionel Messi und Kylian Mbappé durchsetzen konnten. (ajr)

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