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FSV Mainz
Überfall 05
- vonJan Christian Müllerschließen
Wie die Mainzer mit wenig Ball am Fuß viel Ertrag ernten wollen.
Jan-Moritz Lichte orientiert sich am Machbaren. Der Trainer von Mainz 05 hält es für am besten machbar, wenn seine Mannschaft sich nicht langatmig durch gegnerische Reihen zu kombinieren versucht. Dafür ist das von ihm auch am Samstagnachmittag bei Arminia Bielefeld angeleitete Team schlicht nicht gut genug im Positions- und Passspiel. Die Krux: Beim Gegner ist es nicht anders. Man darf also gespannt sein, was passiert, wenn der 17. gegen den 16. Fußball spielt. Als gesichert muss angesehen werden, dass die Partie kein Leckerli für Fußballfeinkostliebhaber der gepflegten Ballschule wird. Aber womöglich eine wilde Jagd mit Umschaltmomenten.
Die Nullfünfer kamen in ihrem letzten Heimspiel, einem 1:1 gegen die TSG Hoffenheim, auf 36 Prozent Ballbesitz, zuvor beim 3:1 in Freiburg waren es gar nur 28 Prozent, davor beim 2:2 gegen Schalke 33 Prozent. Das ist kein Zufall, sondern Strategie. Aufsteiger Arminia hatte beim letzten Heimspiel, einem 1:2 gegen Bayer Leverkusen, zu 30 Prozent den Ball. Es dürfte also ein gegenseitiges Belauern geben. Aber wer lauert besser?
Mit Überfallfußball war Mainz 05 zuletzt vor fünf Jahren unter Martin Schmidt erfolgreich. Dessen Maxime: Tief stehen, Ball erobern, und ab die Post. Das hat geraume Zeit funktioniert, ehe die Gegner es kapierten und sich ihrerseits tiefer positionierten, um den flinken Rheinhessen keine Räume zu öffnen. Das, was Mainz unter Schmidt stark gemacht hatte, wurde so zur Schwäche, Mainz 05 fand im Ballbesitz kaum noch Räume.
Es fehlte am Jagdinstinkt
Sandro Schwarz machte sich dann daran, wieder gepflegter zu kombinieren, ein Ansatz, der sich recht gut entwickelte, aber letztlich nicht so gut, dass Schwarz damit einen neuen Spielstil hätte durchsetzen können. Es fehlte - wie danach noch viel mehr unter Achim Beierlorzer - am Jagdinstinkt und der Bereitschaft, sich bis zum Letzten zu quälen. Wo Mainz 05 draufstand, war zuletzt nicht mehr Mainz 05 drin.
Jan-Moritz Lichte sagt nun, er erwarte „Aggressivität im Anlaufen“ und führt aus, die Leidenschaft dürfe „nicht weniger werden, weil wir Punkte holen“. Zuletzt waren es deren fünf in drei Spielen ohne Niederlage. Die weniger wert wären, wenn in Bielefeld nicht mindestens einer hinzu käme.