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Trotzköpfe am Bölle

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Von: Daniel Schmitt

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Rechnet sich und seinen Lilien noch gute Chancen aus: der Darmstädter Trainer Torsten Lieberknecht.
Rechnet sich und seinen Lilien noch gute Chancen aus: der Darmstädter Trainer Torsten Lieberknecht. © dpa

SV Darmstadt 98 Der Viertplatzierte rechnet sich weiterhin gute Aufstiegschancen aus.

Frau und Kinder von Torsten Lieberknecht können offenbar ziemlich erbarmungslos sein. Zeitnah nach dem Tiefschlag von Düsseldorf jedenfalls, der 1:2-Niederlage am vergangenen Freitagabend, die Darmstadt 98 erst ins Tal der Tränen und später auf Rang vier der Zweitligatabelle stürzen ließ, standen an den beiden Folgetagen eben noch weitere Partien im Aufstiegsrennen an.

Der HSV, Schalke, St. Pauli und der SV Werder Bremen waren gefordert - und Lieberknecht, der Trainer des SVD, hätte, wie er sagt, am liebsten den heimischen TV einfach ausgelassen. Alles zu nervenaufreibend, auch zu frustrierend, weil da schon mit der Vorahnung verbunden, was schließlich alsbald eintreten sollte. Die Konkurrenz punktete. Lieberknecht aber musste dennoch hingucken, die Familie wollte es so, wollte unbedingt Fußball schauen, die Daumen drücken für Ausrutscher der Konkurrenz. Hoffen, bangen, mitfiebern. Ohne Erfolg.

Eine „50-zu-50-Situation“

Vor dem abschließenden Spieltag der spannenden wie in vielen Phasen auch überraschenden Zweitligarunde steht der SV Darmstadt 98 nicht mehr so gut da, wie er es über weite Strecken der Saison getan hat: Der Aufstieg ist nur noch dann möglich, sollte entweder der Hamburger SV in Rostock mindestens zwei Punkte liegen lassen oder der SV Werder daheim gegen Jahn Regensburg verlieren. Die weitere Voraussetzung für einen möglichen Darmstädter Aufstieg: ein Heimsieg am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr/Sky) gegen das stärkste Auswärtsteam der Liga, den seit sechs Partien ungeschlagenen SC Paderborn. Schwer genug.

„Alles ist möglich“, betont Lieberknecht und hat die negativen Gedanken des vergangenen Wochenendes spätestens dann weit von sich geschoben, als er nach zwei freien Tagen am Dienstag mit seiner Mannschaft die Vorbereitung fürs große Saisonfinale aufnahm - wobei: „Vielleicht wird es am Wochenende ein Endspiel, was super ausgeht“, so der Trainer, „vielleicht ist es aber auch noch gar nicht das Endspiel.“ Sollten die Lilien tatsächlich noch Dritter werden, es also in die Relegation schaffen, stünden am 19. und 23. Mai zwei weitere Herzschlagspiele gegen den Tabellen-16. der Bundesliga an. „Fußball ist Fußball, und Fußball ist manchmal verrückt“, sagt der Darmstädter Torwart Marcel Schuhen. Er habe nach der bitteren Niederlage von Düsseldorf zwar „das Kotzen gekriegt“, aber: „Jetzt schauen wir einfach mal, wie es am Ende kommt. In der nahen Vergangenheit des Vereins ist schon einiges Verrücktes passiert. Warum nicht am Wochenende?“ Ja, warum eigentlich nicht.

Lieberknecht jedenfalls rechnet sich für den SV 98 weiterhin recht ordentliche, sogar gute Aufstiegschancen aus, eine „50-zu-50-Situation“ sei es, findet der Trainer. Eine legitime wie wohl etwas zu positive Bewertung. Die Lilien sind dann jetzt doch der Außenseiter auf den Aufstieg. Doch sei’s drum.

Der Trainer wird auf alle Fälle seine Mannschaft angriffsfreudig ins Spiel gegen Paderborn schicken, weil es das ist, was die Lilien als Team mit der zweitbesten Offensive der Liga ohnehin am besten können, weil sie spätestens jetzt kaum noch etwas zu verlieren haben, aber auch, um die Kontrahenten auf den anderen Plätzen im besten Fall früh mit eigenen Treffern unter Druck zu setzen.

Lieberknecht würde das zwar nicht öffentlich benennen, doch gerade in Rostock, wo der HSV zu Gast ist, wittern die Darmstädter zumindest ein gewisses Stolperpotenzial für den Favoriten. Der längst gerettete FC Hansa nimmt das Nord-Duell jedenfalls sehr ernst. Ein, vielleicht sogar zwei frühe Darmstädter Tore könnten somit die Gegner in der Fremde zumindest mal zum Nachdenken bringen, so die Hoffnung der Südhessen. Personell wird Lieberknecht den gesperrten Mittelfeldmann Klaus Gjasula (Gelb-Rot) ersetzen müssen.

Übrigens: Auch diesmal, so der Trainer, würde er am liebsten gar nicht wissen wollen, wie es auf den anderen Plätzen läuft, er wolle sich damit während des Spiels auch nicht beschäftigen, sondern den Fokus ausschließlich auf seine Elf richten. Man ahnt: Es wird ihm erneut nicht gelingen.

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