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Transfersperre für 1. FC Köln: Drakonisches Urteil

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Von: Thomas Kilchenstein

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Um ihn geht’s: der Kölner Nachwuchsfußballer Jaka Cuber Potocnik.
Um ihn geht’s: der Kölner Nachwuchsfußballer Jaka Cuber Potocnik. © dpa

Sollte das Transfersperre tatsächlich Bestand behalten, wäre das ein echter Tiefschlag für den 1. FC Köln. Ein Kommentar.

Vielleicht hat der 1. FC Köln mit dem Fifa-Urteil noch Glück gehabt, wonach der Bundesligist in den nächsten beiden Wechselperioden die Hände in den Schoß legen muss und sich nicht am Geschacher um bessere Fußballer beteiligen darf. Die entsprechende Kammer für die Beilegung von Streitigkeiten hätten die Kölner auch zu einem Zwangsabstieg in eine tiefere Spielklasse verdonnern können. Bei Transfers minderjähriger Kicker aus dem Ausland guckt die Fifa sehr genau hin, im Grunde sind sie nämlich verboten, nur ganz bestimmte Ausnahmen lässt der Weltverband zu, etwa einen Wechsel innerhalb der EU oder dass der Spieler zwischen 16 und 18 Jahre alt sein muss. Vermutlich wäre es in 2023 nicht möglich gewesen, einen 13 Jahre alten Lionel M. aus Rosario nach Barcelona zu transferieren.

Die Kölner also sind zu einem einjährigen Transferbann verurteilt worden, weil sie im Januar des vergangenen Jahres den damals bald 17 Jahre alten Jaka Cuber Potocnik von Olimpija Ljubljana verpflichtet hatten. Der Junge hatte zum 30. Januar 2022 seinen U-17-Kontrakt in Slowenien gekündigt und zum 31. Januar beim Effzeh einen neuen unterschrieben, ablösefrei. Die Kölner, so lautete der Vorwurf aus der slowenischen Kapitale, hätten den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet, ein Vorwurf, dem die Fifa offensichtlich folgte. Dass die Rheinländer Olimpija in, wie es hieß, „freundschaftlichen Gesprächen“ danach eine Millionensumme als Entschädigung verweigerten, dürfte den Gang zur Fifa beschleunigt haben.

Die Fifa setzt bei diesem drakonischen Urteil natürlich auf eine abschreckende Wirkung. In ihrem Kampf, dem Ausverkauf immer jüngerer Talenten, vor allem aus Afrika und Südamerika, einen Riegel vorzuschieben, gerät sie häufig ins Hintertreffen. In der Hatz nach den kickenden Rohdiamanten überbieten sich die Klubs förmlich, ein schwungvoller Handel mit Nachwuchskräften ist längst die Regel - allen Vorschriften und Regeln zum Trotz. Zumal die Fifa oft zum Papiertiger wird, wenn die großen Klubs FC Chelsea, FC Barcelona, Real Madrid, Manchester City nach Transfersperren sofort die Cas anrufen, den internationalen Sportgerichtshof, die wiederum die Urteile kassiert oder zumindest aufweicht.

Auch der 1. FC Köln, der das Urteil „absurd“ nennt, wird die Cas einschalten. Und hoffen dürfen. Bislang sind die Kölner nicht bekannt dafür, in großem Stil Talente abzugreifen, zum anderen empfinden Sportrechtler das Strafmaß als unverhältnismäßig hoch. Sollte freilich das Urteil Bestand behalten, wäre das ein echter Tiefschlag für den 1. FC Köln - aktuell laufen sieben Verträge aus, für die kein Ersatz geholt werden könnte.

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