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Tanz auf der Rasierklinge

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Von: Jan Christian Müller

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Gute Laune beim Training des 1. FC Köln. Aber wie lange noch?
Gute Laune beim Training des 1. FC Köln. Aber wie lange noch? © imago images/Herbert Bucco

Nicht nur der von Corona besonders geplagte FC Bayern München geht mit mulmigem Gefühl in die Rückrunde.

Für die neue Bundesligachefin Donata Hopfen hat der Ernst des Alltags pünktlich am Tag des Rückrundenstarts des deutschen Profifußballs begonnen. Die 45-Jährige wurde einstimmig zur Vizepräsidentin des Deutschen Fußball-Bundes berufen, ehe sie sich aufmachte nach München in die dortige Arena. Kernaufgabe von Donata Hopfen ist nämlich nicht der krisengeplagte DFB, sondern ein flüssiger Spielbetrieb in den beiden Bundesligen. Herkules hätte es nicht schwerer haben können als Hopfen. Denn es droht, kompliziert zu werden im Angesicht der stetig steigenden Virusvariantenzahlen.

Andere, finanziell deutlich weniger gut ausgepolsterte Sportarten - von Basketball über Eishockey bis Volleyball - ächzen schon vernehmbar unter dem Handlungsdruck, den Omikron ihnen vorgibt. In anderen Ländern ist auch der Profifußball schon von der Welle, die eher einem Tsunami ähnelt, überspült worden. Die Tatsache, dass hierzulande schon seit geraumer Zeit gewisse Kontakte beschränkt werden, hilft derzeit noch, mühsam den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Aber wie lange noch? Schon der Auftakt am Freitagabend zwischen den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde zum Tanz auf der Rasierklinge.

Weniger wegen der erneuten nahezu republikweiten Rückkehr zu Geisterspielen, die pro Heimspiel schmerzliche Einnahmeausfälle nach sich ziehen, aber durch die TV-Übertragungen weit überkompensiert werden. Sondern viel mehr wegen der Ausfälle von Spielern nach multiplen Infektionen im Kader und Betreuerteam. Finanziell sollte der große Fußball in Deutschland in der Lage sein, die hohen Umsatzausfälle durch kluges Kostenmanagement zu kompensieren. Dass die meisten Vereine das aushalten können, haben sie schon in der Saison 2020/21 bewiesen. Da geht es den Lizenzklubs trotz vieler Klagen besser als den allermeisten anderen Branchen im Land.

Freies Januarwochenende

Auch der Spielplan ist hierzulande klug austariert und lässt Spielraum, zumal sich die hochbelasteten Bayern als einziger übriggebliebener deutscher Vertreter in der Champions League schon aus dem DFB-Pokal verabschiedet haben. Und: Das letzte Januarwochenende ist derzeit noch komplett spielfrei. Auch gut für die Klubs und die DFL: Die Politik verkürzte die Quarantäne- und Isolationszeiten beträchtlich. Betroffene Spieler können so schneller zurück aufs Feld. Spielausfälle werden weniger wahrscheinlich.

Aktuell beobachtet Professor Tim Meyer als Leiter des Hygienestabs das Geschehen aus seiner Heimat in Saarbrücken sehr genau. Er riet den Klubs dringend, alle Spieler, Trainerstab und Mitarbeitende in der Weihnachtspause zu boostern. Die meisten Klubs testen ihre Profis freiwillig täglich, wenngleich die DFL-Vorgaben nur regelmäßige Corona-Testungen für Ungeimpfte verlangen. Es wird spannend: Auf den Plätzen und in den Testlabors.

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