Sebastian Rudys zweiter Anlauf

Sebastian Rudy will auf Schalke nach einem verkorkstem Halbjahr durchstarten.
Die Kartons sind gepackt. Allerdings hielt sich die Vorfreude bei Elena Rudy ein wenig in Grenzen. „Umzüge, ich hasse es“, kommentierte die Ehefrau von Sebastian Rudy ihr entsprechendes Bild in ihrer Instagram-Story. Gut sechs Monate, nachdem der 28-Jährige vom FC Bayern zu Schalke 04 gewechselt ist, reisen Frau und Kind nun hinterher. Ein Zeichen dafür: Rudy will beim Ruhrpott-Klub ankommen.
Logistisch. Aber endlich auch auf dem Platz. Bislang war der 16-Millionen-Euro-Einkauf nicht die Verstärkung, die sich vor allem Cheftrainer Domenico Tedesco versprochen hatte. Für den 33-Jährigen war er im Sommer der absolute Wunschspieler. Schon ein Jahr zuvor wollte der Coach Rudy zu den Königsblauen holen.
Abgeschrieben haben sie ihn dabei noch nicht. Klar ist aber auch: Im zweiten Anlauf soll es nun klappen mit Rudy und Schalke. Ansonsten könnte das Intermezzo spätestens im Sommer – trotz eines Vertrages bis 2022 – vorzeitig beendet werden. Als riesengroßes Missverständnis.
So weit soll es aber gar nicht erst kommen. Die Verantwortlichen glauben an seine Stärken. Die durchaus vorhanden sind. An seinen fußballerischen Qualitäten zweifelt niemand, das hat Rudy vor allem in seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim unter Beweis gestellt. „Ich habe schon in der Jugend mit ihm zusammengespielt, daher weiß ich, dass er ein geiler Kicker ist“, sagt Daniel Caligiuri. Das war in der Zeit von 2001 bis 2003 beim SV Zimmern.
Dass Rudy auf Schalke große Startschwierigkeiten hatte, war nicht zu übersehen. Besonders sportlich. „Wir hatten uns das mit ihm natürlich anders vorgestellt und gehofft, dass die Eingewöhnung schneller geht“, räumt Sportvorstand Christian Heidel ein. Doch statt des erhofften offensiven Fußballs machten die Königsblauen aufgrund des Fehlstarts in der Bundesliga einen Schritt zurück. Es ging ums Verteidigen. Eine destruktive Spielweise. Statt fein aufzubauen, schlugen die Schalker lange Bälle. Über das Mittelfeld. Über die Position von Rudy.
Schweigen ist Gold
„Er kam vom FC Bayern, wo er lange nicht gespielt hat. Dazu hatten wir ein anderes System, bei dem du mehr ins Gegenpressing gehen musst“, sagt Caligiuri. Was bislang das größte Problem des Nationalspielers war – und auch in den Einheiten im Trainingslager in Benidorm deutlich zu erkennen war. Ging es in den Übungen um Spielaufbau, war von Tedesco häufiger mal Lob zu hören. Beim Pressing fehlte hier und da mal ein Meter zum Gegenspieler, die letzte Konsequenz, nachzugehen. Wie es auch im Test gegen KRC Genk (2:2) vor dem zweiten Gegentor der Fall gewesen war.
„Wenn er das Selbstvertrauen hat, wir ihn öfter suchen und jeder den anderen noch besser kennt, bin ich davon überzeugt, dass er seine Stärken einbringen wird“, sagt Caligiuri. Ähnlich sieht es Heidel: „Er hatte jetzt eine komplette Vorbereitung. Deswegen gibt es viel Anlass zur Hoffnung, dass er, wie auch andere Spieler, eine bessere Rückrunde spielen wird.“
Das wird auch im Interesse von Rudy sein. Reden wollte er jedenfalls nicht. Sämtliche Interview-Anfragen blockte er über Schalkes Medienabteilung ab. Er wolle sich voll und ganz auf seine Leistung konzentrieren, hieß es. Zumal er kein Mann der lauten Töne ist, erst recht nicht auf dem Platz. Aber „in der Kabine ist er auf jeden Fall angekommen“, erzählt Kapitän Ralf Fährmann: „Er ist ein sehr ruhiger Spieler. Mit dieser Ruhe wird er uns auf dem Platz auch noch weiterhelfen.“
Sprich: Rudy muss nun auch endlich auf dem Rasen ankommen. Sonst droht Elena Rudy schon bald erneut das Packen von Umzugskartons. Was nicht im Interesse aller Beteiligten sein dürfte.