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Schalker Zerfleischung
- vonDaniel Schmittschließen
Der FC Schalke 04 wirft Vedad Ibisevic raus und sortiert vorerst Amine Harit und Nabil Bentaleb aus. Kaderplaner Michael Reschke muss ebenfalls gehen. Ein Kommentar.
Dieser Tage haben sich selbst die Bosse eines Fünftligisten mit einer Wortmeldung bemüßigt gefühlt, dem FC Schalke 04 endlich Beine zu machen. Sie wollten ihren Rekord schließlich nicht verlieren, ließ sich Vorstandsvorsitzender Almir Numic stellvertretend für seinen Klub, den SC Tasmania Berlin, keck zitieren. Und weiter: „Der Rekord gehört zu unserer Identität.“ Tasmania Berlin, die Schlechtesten der Schlechten in 57 Jahren Bundesliga mit 31 sieglosen Spielen am Stück. Das will man in der Hauptstadt auch gerne bleiben, diese Marke soll bitte schön einmalig sein. Also, so der Appell: Reißt euch gefälligst mal zusammen, liebe Schalker.
24 Ligapartien sind die Fußballer aus Gelsenkirchen mittlerweile ohne dreifache Punktausbeute – und beim Rückblick auf die nah an Arbeitsverweigerung grenzende Nicht-Leistung beim 0:2 am vergangenen Wochenende gegen Wolfsburg sieht es momentan danach aus, als kämen da noch viele weitere dreierlose Spiele hinzu. „Der Knall-Tag“, so betitelte der Boulevard die vergangenen 24 Stunden auf Schalke – und traf damit den Punkt. Der stolze Traditionsklub gleicht einem Tollhaus, ohne Disziplin und ohne erkennbare Strategie, der Krise auch nur ansatzweise Herr zu werden.
So soll es nach übereinstimmenden Medienberichten in der Kabine diverse Respektlosigkeiten gegenüber Trainer Manuel Baum, dem neuen Chef, gegeben haben. Auch hatte sich Baums Helfer, die einstige Abwehrkante Naldo, auf dem Übungsplatz harsche Worte von Stürmer Vedad Ibisevic anhören müssen. Mittlerweile wurde der Vertrag des alternden (und wenig treffsicheren) Stürmers aufgelöst. Ibisevics einstige Teamkameraden Amine Harit und Nabil Bentaleb erhielten zudem eine Denkpause in Form eines Trainingsverbots bei den Profis. Ein Großreinemachen als letzte Chance? Oder als letzte Zuckung?
Weiteres belastbares Krisenmaterial jedenfalls lieferte die gestrige Schalker Trennung von Kaderplaner Michael Reschke. Zwar bedankte sich dessen Boss Jochen Schneider noch artig beim 63-Jährigen für die „geleistete Arbeit in alles anderen als einfachen Zeiten“, schob dann aber eilig und vielsagend hinterher, dass es zuletzt „unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Zukunft“ gegeben habe. Die Trennung sei daher alternativlos. Na dann.
Grundsätzlich scheint eines klar: Zerfleischen sich die Schalker weiterhin mit derart viel Verve und raufen sich nicht rasch zu einer verschworene Einheit zusammen (schwer vorstellbar!), dürfte das zwei Dinge zur Folge haben. Zum einen die Einstellung des tasmanischen Rekords am 9. Januar, zum anderen den vierten Abstieg in der Vereinsgeschichte. Niemand könnte dann behaupten, die Schalker hätten nicht selbst alles dafür getan.