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Schalke gegen Hertha: Das Duell der Geldvernichter

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Von: Jan Christian Müller

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So sieht Abstiegskampf aus: Die Schalker Abwehr beim Versuch, einen Ball zu klären.
So sieht Abstiegskampf aus: Die Schalker Abwehr beim Versuch, einen Ball zu klären. © IMAGO/Philippe Ruiz

Ein Blick in den feuchten Keller der Fußball-Bundesliga: Am Freitagabend spielt in Gelsenkirchen der Letzte gegen den Vorletzten. Doch die Sorgen der Klubs gehen weit über den aktuellen Tabellenstand hinaus.

Bühne frei für das große Drama: Der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga, Schalke 04, trifft am Freitagabend (20.30 Uhr, Dazn) auf den Vorletzten Hertha BSC. Sollten die Gastgeber in der ausverkauften Arena in Gelsenkirchen-Buer gewinnen, wären die Gäste aus Berlin der bereits fünfte Tabellenletzte dieser Saison. Sollte Schalke verlieren, müssten selbst notorische Optimisten zu kleinmütigen Realisten mutieren: Dann wäre angesichts von nur noch zwei weiteren Heimspielen und eines nahezu aussichtslosen Auswärts-Restprogramms bei den Topteams in Freiburg, Mainz, München und Leipzig mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schicht im Schacht.

Dabei hatte die Rückrunde unter dem neuen Trainer Thomas Reis für Königsblau so viel hoffnungsvoller begonnen als erwartet: mit zwölf Punkten aus acht Spielen, mit einer Abwehr wie Beton, die jedoch prompt bröselte, als Winter-Neuzugang Moritz Jenz gegen Leverkusen und in Hoffenheim ausfiel. Besonders das 0:2 im Kraichgau hat wehgetan. Eines Abstiegskampfes „nicht würdig“, fand Reis die Vorstellung. Immerhin: Gegen die Hertha ist Verteidiger Jenz wieder dabei.

Reis hat seinen Männern die schlimmsten Szenen aus Hoffenheim noch mal per Video aufbereitet, und es gab obendrauf brachiale Fußballrhetorik. „Es gehört dazu“, so der Chefcoach, „dass man sich auch mal ein paar Sachen an den Kopf wirft.“ Er habe nach dem Videostudium den Raum verlassen: „Es ist ganz gut, wenn die Spieler sich auch mal die Meinung geigen. Das ist meine Art. Ich gehe davon aus, dass diese Art gut ist und wir den Erfolg sehen werden.“ Seine Mannschaft werde ihm „definitiv folgen“. Hertha BSC müsse „in jeder Situation spüren, dass für sie hier nichts zu holen sein wird“. Der Ankündigung von Hertha-Führungskraft Kevin-Prince Boateng, der angesichts der Brisanz am Freitagabend „vielleicht auch mal eine Rote Karte“ erwartet, begegnet Reis so: „Wir wollen hart spielen“ und doch auch kühlen Kopf bewahren.

Die Geldverbrenner

Zudem macht der Schalker Trainer mit hintergründigem Lächeln darauf aufmerksam, „dass auch die Hertha unter Druck steht“. Kollege Sandro Schwarz weiß das natürlich und ist spürbar darum bemüht, diesen Druck zu minimieren. Er spricht von „großer Vorfreude“ und einer „Riesenchance“.

Was immer auch passieren wird in diesem klassischen Sechs-Punkte-Spiel: Es treffen die beiden Klubs aufeinander, die so viel Kapital sinnlos verbrannt haben wie sonst niemand im deutschen Fußball-Oberhaus. Die Hertha schiebt Schulden von 88 Millionen Euro vor sich her, die binnen zwölf Monaten beglichen werden müssen. Deshalb wurde die US-amerikanische Heuschrecke 777 als Investor durchs große Tor gelassen, der inzwischen fast 80 Prozent der Profiabteilung gehört und der künftig 95 Prozent der Gewinne zustehen. Die Hertha läuft an Handschellen,

Schalke hat die Gesamtverbindlichkeiten, die 2010 bei fast 255 Millionen Euro ihren Höchststand aufwiesen, mittlerweile auf 182 Millionen Euro gedrückt. Finanzchefin Christina Rühl-Hamers fährt einen konsequenten Sparkurs. Der Schuldenberg drückt schmerzvoll auf die Kaderqualität.

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